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Rebschutzhinweis Heilbronn

Die Gescheine sind da!

Das hochsommerliche Ende-Mai-Wochenende brachte in den Weinbergen einen enormen Wachstumsschub mit sich. Viele Rebtriebe sind mittlerweile über den obersten Draht hinausgewachsen. Die Gescheine sind voll entwickelt. In sehr warmen Lagen sind bereits Gescheine am Blühen. Es ist damit zu rechnen, dass bei nicht frostgeschädigten Rebtrieben die Rebblüte zu Pfingsten beginnt und vermutlich zügig verlaufen wird. Damit ist wieder ein frühes Weinjahr vorprogrammiert.

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Der mittelfristige Temperaturtrend bewegt sich für die nächsten 2 Wochen im Bereich um +/- 25 ° C, mit einer leichten Temperaturdelle über Pfingsten. Auch die Nachtemperaturen bleiben überwiegend im Bereich über 10 ° C. Also optimale Bedingungen für die anstehende Blüte. In frostgeschädigten Weinbergen sind generell zwei Traubengenerationen vorhanden, wobei die Menge an nachgetriebenen Trauben, also Gescheine der zweiten Generation, recht „übersichtlich“ ist.

Der Neuaustrieb über sogenannte Beiaugen ist beim 2017er Frostereignis sehr zurückhaltend. Im Wesentlichen erfolgte die Wiederbegrünung frostgeschädigter Stöcke über den Austrieb von schlafenden Augen aus dem Altholz. Und diese sind vielfach ohne nennenswerten Gescheinsansatz. Bei den erwarteten guten Blühbedingungen ist die Gefahr späterer kompakter Trauben groß. Kompakte Trauben sind sehr anfällig für Fäulnis. Deshalb sollte überlegt werden, ob gefährdete Sorten und Anlagen in der Vollblüte mit einem Biowachstumsregulator (Gibb 3 oder Regalis Plus) behandelt und etwas zum Verrieseln angeregt werden. Der dabei nicht auszuschließende ertragsreduzierende Effekt wird im Herbst durch gesündere Trauben in den allermeisten Fällen mehr als kompensiert.

Insbesondere dort, wo die Lese mit Vollernter geplant ist, sollte man sich mit dem Thema Gibb 3 (vornehmlich Burgundersorten) oder Regalis Plus (vornehmlich zu Kompaktheit neigende Rieslingweinberge) auseinandersetzen. Bei schwachwüchsigen und gestressten Anlagen sollten keine Biowachstumsregulatoren eingesetzt werden. Eine Bekämpfung des Heuwurms kann auch in Nichtpheromongebieten weitgehend unterbleiben. In den Verwirrflächen hat die Methode bisher gut funktioniert, was an den leeren Kontrollfallen sehr gut abzulesen ist.

Frost

Die Frostwüsten sind wieder weitgehend grün. Rein optisch scheint der Frostschaden jetzt abgemildert. Allerdings sind in stark geschädigten Anlagen nur wenige Gescheine zu finden und damit große Ertragsverluste vorprogrammiert. Wie erwartet treiben
aus dem Stamm- und Kopfbereich zumeist ausreichend Rebtriebe, die für den Rebschnitt im kommenden Winter verwendet werden können. Besonders in den durch Frost teilgeschädigten „Premiumanlagen“ wird die erste, nicht frostgeschädigte Traubengeneration sehr früh reifen. Im Verlaufe der weiteren Entwicklung ist damit zu rechnen, dass bei frostgeschädigten Reben die nachgetriebenen Trauben auch reif werden, da das Ertragsniveau gering ist.

Allerdings ist auch zu erwarten, dass bei zwei Traubengenerationen die „Erstlinge“ früher in die Reife gehen. Ob dann bei der Traubenlese zwei Lesedurchgänge nötig sein
werden wird davon abhängen, ob die Lesekosten nicht höher sind als der Traubenertrag einer Teillese. Die Gefahr von früher Fäulnis kann sich verstärken, wenn die Traubenkompaktheit zum Abdrücken von Beerchen führen wird. Verdichtungen im Kopfbereich von Hand zu regulieren, wird mit zunehmender Laubmasse arbeitsaufwändiger. Alternativ zur Handarbeit können verdichtete Laubwandbereiche im unmittelbaren Nachblütestadium auch mit maschineller Entblätterung „gelockert“ werden.

Ziel von Entblätterungsmaßnahmen muss sein, Fruchtruten für den Rebschnitt 2018 gut belichtet wachsen zu lassen, damit mit einem vernünftigen Ertragsansatz gerechnet werden kann. An der sehr positiven Tatsache, dass eine lockere Traubenzone gesündere Trauben hervorbringt, gibt es keine Zweifel.

Peronospora

In den letzten Tagen wurden erste einzelne Ölflecken gemeldet. Diese waren am Dienstag auf der Rückseite weiß, hatten also in der Nacht zu Dienstag auf Grund des nächtlichen Regens sporuliert. Peronospora ist somit im Gebiet angekommen. Glücklicherweise haben sich die tropischen Temperaturen vom letzten Maiwochenende im hiesigen Bereich ohne größere Hitzegewitter verabschiedet. In der Fläche ist es deshalb sehr wahrscheinlich bisher nicht zu nennenswerten Sekundärinfektionen gekommen.

Das hängt allerdings sehr stark davon ab, ob am Dienstag weitere Niederschläge folgten. Besonders gefährlich wird Peronospora immer dann, wenn sporulierte Ölflecken vorhanden sind und die Sporen durch starke Turbulenzen großflächig verbreitet werden können. Am wahrscheinlichsten ist es, dass sich Ölflecken zu Beginn der Saison an Bodentrieben entwickeln. Deshalb ist das „Stämmleputzen“ auch als vorbeugende Maßnahme gegen lokale Peronosporainfektionen zu betrachten. Gegen Peronospora wird ein möglichst raubmilbenschonendes Kontaktfungizid empfohlen. Zusätzlich bringt ein phosphonathaltiges Produkt (Veriphos) durch dessen systemischen Wirkmechanismus mehr Sicherheit im Zuwachsbereich.

Alternativ zu dieser Kombination kann auch aktuell vor der Blüte einmalig das Mittel Profiler als Soloprodukt gegen Peronospora, also ohne phosphonathaltigen Partner, angewandt werden. Hier ist die systemisch wirkende Komponente enthalten. Der aktuelle
Spritzabstand seit der letzten Behandlung muss sich sehr stark am Zuwachs (und der ist enorm) in Verbindung mit vorhergesagten Regenfällen orientieren. Hier wird sich vielfach die Frage stellen, ob trotz 7-8 tägigem Spritzabstand auf Grund der angesagten
Regenfälle zu Pfingsten vor den Feiertagen eine weitere Behandlung stattfinden sollte. Letztlich ist das auch eine Frage der persönlichen Risikobereitschaft.

Kurativ wirkende Produkte machen am ehesten Sinn, wenn eine Pflanzenschutzbehandlung unmittelbar nach einem Infektionsereignis stattfindet. Dies muss zum jeweiligen Pflanzenschutztermin entschieden werden.

Oidium

Aktuell orientiert sich der Spritzabstand an Peronospora und Oidium. Der Infektionsdruck für Oidium ist aktuell als sehr hoch einzustufen. Zeigertriebe und auch Neuinfektionen an ungeschütztem Laub wurden bereits gefunden – insbesondere in ungepflegten Minimalschnittanlagen. Somit ist davon auszugehen, dass Sporenpotenzial vorhanden ist.

Ab dem Termin kurz vor der Blüte bis zum Stadium Erbsengröße befinden sich die Beerchen in einer sehr empfindlichen Phase. Daher ist der Mehltaupilz konsequent
vorbeugend zu bekämpfen. Als Mittel werden aktuell empfohlen: Talendo oder Vivando oder Dynali. Luna Experience ist einmalig für die Behandlung in die abgehende Blüte wegen dessen sehr guter Wirkung gegen Oidium gesetzt. Wer nach der Luna Experience Behandlung auch noch das Mittel Collis einplant, muss wegen Resistenzvorbeugung zwischen der Luna Experience-Behandlung und Collis eines der zuerst genannten Produkte einsetzen.

Der Spritzabstand sollte auch bei der Wahl guter Mittel momentan 8-10 Tage nicht übersteigen. Zur Vorbeugung gegen Resistenzen müssen die Mittelgruppen bezüglich der
Resistenzvorbeugung zwingend von Spritzung zu Spritzung konsequent gewechselt werden. Informationen dazu gibt es im Internet unter folgendem Link: https://www.landwirtschaft-bw.info/pb/MLR.LVWO,Lde/Startseite/Fachinformationen/Rebschutz

Unter „Rebschutzmittel“ findet man die pdf Datei „Antiresistenzstrategie 2017“ mit entsprechenden Erläuterungen. Damit die Mittel auch zukünftig ihre Wirkung erhalten, muss penibel auf die Vorgaben geachtet werden. Dies gilt auch für jeden Kleinstwinzer!

Junganlagen

Bei Pflanzungen ist generell darauf zu achten, dass die Wurzeln guten Bodenschluss haben. Gerade bei Maschinenpflanzungen und schweren, bindigen Böden war und ist dies nicht immer optimal der Fall. Hier muss schnellstmöglich nachgearbeitet werden. Ist der Boden oberflächig zu trocken lässt sich der Wurzelbereich bei schweren Böden ohne vorherige kräftige Wassergabe kaum „nachverdichten“.

Generell sollten Jungreben nicht Staunässe ausgesetzt sein, allerdings auch nicht zu trocken stehen. Viele Jungreben sind mittlerweile so gewachsen, dass baldmöglichst auf einen Trieb ausgebrochen werden sollte, damit nicht unnötig zu große Wunden entstehen.

Sonstiges und Mittelmenge

  • Für die anstehende Behandlung ist angesichts des enormen Laubzuwachses und des Rebstadiums momentan der 2 bis 2,5-fache Basisaufwand notwendig.
  • Wegen des bevorstehenden Fluges der Windenglasflügelzikade (Überträger der Schwarzholzkrankheit) sollten Brennesselbüsche in oder in der Nähe von Weinbergen nicht mehr abgemäht oder gemulcht werden. Dies gilt im Besonderen für besonnte warme Standorte an Wegrändern oder Böschungen. Damit wird versucht, die Zikaden nicht von ihrer eigentlichen Wirtspflanze, der Brennessel, auf die Reben „umzuleiten“.
  • Hin und wieder sieht man im Bereich von Weinbergswegen mehr oder weniger Düngerkörnchen herumliegen. Gute fachliche Praxis ist es, wenn der Dünger ausschließlich auf bewachsenen und genutzten Flächen ausgebracht wird. Wenn mal was daneben geht sollte Besen und Schaufel eingesetzt werden.
  • Durch das zügige Wachstum sind vereinzelt Symptome von Chlorose (gelbe Rebstöcke) zu erkennen. In solchen Anlagen ist ein früher Blattdüngereinsatz eines Eisenpräparates noch vor der Blüte (wie z.B. Folicin DP, Lebosol Eisencitrat, Wuxal Eisen Plus oder Fetrilon) sinnvoll. Wenn Tropfschläuche vorhanden sind, kann auch überlegt werden, den Eisendünger über die Tropfer sehr zeitsparend und effektiv an die Wurzeln zu bringen. Es könnte versucht werden, mit 5-10 kg Dünger/1000 Liter Wasser (0,005 bis 0,01 %ig) und ca. 5-10 Liter je Rebstock kosten- und arbeitszeitsparend einen Effekt zu erzielen.
  • Mit ausgebrochenen Rebtrieben oder Schnittlaub können Raubmilben sehr gut auf z.B. junge, raubmilbenfreie Anlagen „umgesiedelt“ werden.
  • Gerätereinigung niemals in der Nähe von Hofeinläufen. Restbrühe oder Reinigungswasser mit Mittelrückständen darf keinesfalls in die Kanalisation!

Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 07. Juni.

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