Stetiges Traubenwachstum bei heißen Temperaturen
Bei sommerlich warmen bis heißen Temperaturen geht das Rebwachstum weiter. Laut Wettervorhersage nimmt in den nächsten Tagen die Schauer und Gewitterwahrscheinlich zu. Vereinzelt kann auf extremen Trockenstandorten erste Trockenstresssymptome festgestellt werden. Dies betrifft vor allem Junganlagen.
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Aufgrund des schnellen Wachstums, sind zurzeit aufgeplatzte Beeren zu finden. Häufig an Burgundersorten. Grundsätzlich ist dies unproblematisch da die Wunde verschorft. Es sind keine gesonderten Maßnahmen notwendig. Die Maßnahme „Traubenteilen“ kann in kompakten Sorten zur Botrytisbekämpfung noch durchgeführt werden. Diese Maßnahme eignet sich vor allem auch bei stiellähmeanfälligen Sorten durch Abschneiden der Traubenspitze.
Mit dem nahenden Reifebeginn schließt sich das Fenster für diese Maßnahme, denn mit der Einlagerung von Zucker können Verletzungen an Beeren die Fäulnis begünstigen. Eine gute Belichtung und Belüftung der Traubenzone hat positive Effekte auf pilzliche aber auch tierische Schaderreger wie Ohrwurm und Essigfliegen. Stehen Entblätterungsmaßnahmen noch aus, wird empfohlen diese momentan nur moderat durchzuführen. Besonders in Anlagen in denen bisher nicht entblättert wurde ist die Sonnenbrandgefahr nun bis zum Farbumschlag am größten.
Sobald sich die Trauben verfärben, kann dann wo nötig, mit der Ertragsregulierung durch Entfernen ganzer Trauben begonnen werden. Bevorzugt werden Trauben mit sichtbarem Reiferückstand und an Kurztrieben entfernt. In Junganlagen ohne Ertrag werden Pflanzenschutzmaßnahmen noch bis Anfang September empfohlen, um möglichst lange gesundes und aktives Laub für eine gute Holzreife zu erhalten. Peronospora ist weiterhin auf niedrigem Niveau und bei Oidium hat sich der Befall nicht großflächig ausgedehnt, sondern bleibt lokal auf Einzelflächen begrenzt.
Der Spritzabstand in unkritischen Beständen kann momentan bei 12- 14 Tagen liegen. Wartezeiten der eingesetzten Mittel beachten. Die Abschlussbehandlung sollte bis spätestens zum ersten Augustwochenende (04./05. August) erfolgt sein. Eventuelle Mitteleinschränkungen der jeweiligen Absatzorganisationen sind gesondert zu beachten.
Peronospora
Bei geringem Infektionsdruck und vorbeugend vor Niederschlägen/Gewitter genügt ein Kontaktfungizid mit kurzer Wartezeit. Bei Behandlungen unmittelbar nach kräftigen Niederschlagsereignissen, bringt der Einsatz eines kurativ wirkenden Mittels mehr Sicherheit. Dies gilt insbesondere in Anlagen mit vorhandenem Peronosporabefall.
Mögliche Infektionen können nur bis max. 1-2 Tage rückwirkend abgefangen werden.
Oidium
In unkritischen Beständen können bei den beiden letzten Behandlungen Mittel mit geringerer Dauerwirkung (Topas, Systhane, Vegas, Vento Power oder Backpulverpräparate wie Vitisan oder Kumar) zum Einsatz kommen. Der Trollinger kann auch noch etwas länger anfällig bleiben und es wird daher empfohlen in gefährdeten Flächen, z.B. bei Mehltaubefall in der Nachbarschaft, die Spritzabstände weiterhin etwas enger zu halten.
Vor allem in Befallsflächen und bei spät reifenden Sorten wie Trollinger und Lemberger ist, insbesondere zum Schutz der Blätter, der Zusatz eines organischen Mehltaumittels bis zur Abschlussbehandlung sinnvoll.
Aus Resistenzvorsorge wird dringend empfohlen, keine neueren organischen Mittel (insbesondere Luna experience) bei akutem Mehltaubefall einzusetzen. Diese Mittel haben keine heilende Wirkung.
Bei vorhandenem Mehltaubefall sollte umgehend eine Stoppbehandlung (Strategie auf der Internetseite des Landwirtschaftsamtes Heilbronn unter Fachinformationen Weinbau) durchgeführt werden. Aus Gründen der Minimierung von Pflanzenschutzmittelrückständen sollte ab der letzten Juliwoche jedoch nur noch mit intensiven Backpulver- Traubenwaschungen (ohne Zusatz eines Azol‘s) als Sondermaßnahmen gearbeitet werden.
Langsames Befahren jeder Gasse, extrem lockere Traubenzone und vollständiges Waschen aller Trauben ist Grundvoraussetzung.
Botrytis
Die Maßnahme Traubenteilen zur Auflockerung der Traubenstruktur bei kompakten Sorten sollte bis zum Reifebeginn abgeschlossen sein. Weinbauliche Maßnahmen, wie luftige Traubenzone und Verzicht auf Bodenbearbeitung bieten die beste Grundversicherung gegen Botrytis. Mulchen ist bis zum Herbst nötig, wenn die Begrünung zu hoch wird. Ansonsten verschlechtert sich bei zu hoher Begrünung das Kleinklima in der Anlage.
Herbizide
Beim Einsatz von Glyphosat müssen alle Stockaustriebe mindestens 2-3 Tage vor der Anwendung entfernt sein, um eine Einlagerung in das Wurzelsystem der Reben zu vermeiden. Wuchsstoffhaltige Herbizide (z.B. U46 M Fluid) sollten nicht bei starker Mittagshitze ausgebracht werden um Schäden über die Dampfphase zu vermeiden.
Eine Anwendung auf befestigten Flächen, sowie auf unbefestigten Graswegen oder an Weinbergsrändern ist verboten! Auch für Herbizide gibt es Wartezeiten, die einzuhalten sind.
Sauerwurm
Der Flug der 2. Generation des Bekreuzten Traubenwicklers ist an vielen Standorten deutlich zurückgegangen. Teilweise werden jedoch immer noch Motten gefangen. Örtliche Fangzahlen in nicht verwirrtem Gebiet sind zu beachten. Bei anhaltendem Flug, kann es sinnvoll sein, je nach bereits durchgeführten Behandlungen, in der anstehenden
Maßnahme ein zugelassenes Mittel zur Sauerwurmbekämpfung zuzusetzen.
Zur Resistenzvermeidung bei der Durchführung von eventuellen zwei Bekämpfungsmaßnahmen, muss ein Wirkstoffgruppenwechsel durchgeführt werden. Empfohlen wird der Einsatz eines bienenungefährlichen Insektizides.
Kirschessigfliege
Momentan besteht noch keine Gefahr für die Trauben, da sie erst mit beginnender Reife für die Kirschessigfliege attraktiv werden. Vorbeugende Maßnahmen sind vor allem in gefährdeten Sorten (z.B. Acolon, Cabernet Carol/Cortis/Dorsa, Dornfelder, Dunkelfelder, Frühburgunder, Gewürztraminer, Portugieser, Regent, Roter Gutedel, Roter/Gelber Muskateller, Trollinger) wichtig.
Vorbeugende weinbauliche Maßnahmen
- Angepasste Entblätterung der Traubenzone für gute Belichtung und Belüftung
- Ertragsregulierung vor Farbumschlag
- Kein Belassen von Trauben/Traubenteilen mit vorhandenem Zuckergehalt auf dem Boden in der Anlage
- Maßnahmen zur Lockerung der Traubenstruktur, Traubenverletzungen vermeiden
- Begrünung kurz halten
Ob und wann eine mögliche Bekämpfung notwendig ist, wird voraussichtlich Anfang/Mitte August mitgeteilt werden.
Sonstiges und Mittelmenge
- In Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen kann wo erlaubt, ein Magnesiumhaltiger Blattdünger wie z.B. Bittersalz oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (z.B. Falnet oder Lebosol Magnesium 500) eingesetzt werden. Bei bekannten Stiellähme- Problemflächen sind mind. 2 Behandlungen in die Traubenzone notwendig.
- Bei der Erzeugung von Tafeltrauben oder Keltertrauben, die als Esstrauben in den Verkehr gebracht werden, sind die unterschiedlichen Mittelzulassungen unbedingt zu beachten.
- Beim momentanen Entwicklungsstand ist der 4 fache Basisaufwand anzuwenden.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 26.07.2017.
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