Es färbt sich was!
Der „normale“ Pflanzenschutz ist abgeschlossen. Der Reifefortschritt ist enorm. Selbst spätreifende Rebsorten wie Lemberger und Trollinger haben Anfang August bereits angefangen zu färben.
Frühe Sorten wie Acolon, Cabernet Dorsa oder Regent sind schon weitgehend durchgefärbt. Durch die starken Niederschläge im Juli hat sich die Peronospora nun doch noch ausgebreitet. Je nach Behandlungstermin gibt es fast vollständig gesunde Anlagen oder aber auch Anlagen mit massivem Befall im Gipfellaubbereich. Traubenbefall ist insgesamt die Ausnahme. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass die Peronospora sich bei entsprechenden Witterungsbedingungen massiv ausbreiten kann, auch wenn lange Zeit nahezu Nullbefall vorlag.
Hinsichtlich der Junganlagen sollte der Pflanzenschutz gegen Peronospora bis in den beginnenden September weiter geführt werden. Zu starker Blattbefall ist schlecht für die Holzreife der jungen Pflanzen.
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Oidiumbefall an Trauben ist ebenfalls die Ausnahme. Dies zeigt, dass die Wechselstrategie hinsichtlich des Mitteleinsatzes aufgegangen ist. In Anlagen mit Befall sind Fehler passiert. Die dafür verantwortlichen Personen sollten ihre Behandlungsstrategie überprüfen und die Fehler finden. Ansonsten wiederholt sich das Problem sicher im nächsten Jahr.
Traubengesundheit
Ziel im Herbst ist es, möglichst gesunde und reife Trauben zu ernten. Entscheidend für die Traubengesundheit sind die nun folgenden 5-6 Wochen. Mit Abstand die Hauptursache für Fäulnis sind kompakte Trauben. Durch die gute Befruchtungsrate bei der Rebblüte und nachfolgend optimale Wuchsbedingungen ist der Packungsgrad in diesem Jahr besonders stark.
Besonders ausgeprägt ist das Problem bei allen Burgundersorten und bei Riesling. Hier sind schon jetzt erste sauerfaule Nester zu finden und das wird sich wahrscheinlich noch verstärken. Diese inneren Fäulnisnester sind oft auch Ausgangspunkt für Essigfäule. Kühle Nächte und trockene Witterung können das Problem bremsen, weil dann die Aktivität von Hefen und Bakterien an den entstandenen Wunden geringer ist.
Frische Wunden, sei es durch Abdrücken oder durch Insekten oder Mäuse entstanden, werden generell gerne auch von Insekten wie Bienen, Wespen, Fliegen oder auch Essigfliege oder Kirschessigfliege als Nahrungsquelle angenommen. Beide Essigfliegen-Arten legen auch gerne ihre Eier in den Wundenbereich ab, so dass nach dem Schlupf dort die Larven sichtbar sind. Leider lassen sich die Larven der beiden Arten nicht so ohne Weiteres voneinander unterscheiden.
Kirschessigfliege
Obstbauberater melden, dass bei Fruchtproben-Kontrollen im Brombeer- und Herbsthimbeerbereich der Befall stetig zunimmt. Noch ist der Flug im Weinbau aber recht verhalten. Durch die derzeit für die KEF günstige Witterung und durch die zunehmende
Attraktivität der Beeren bei gefährdeten Rebsorten nähern wir uns langsam der kritischen Phase. Inwieweit sich die Population direktschädigend im Weinbau etabliert, kann momentan noch nicht seriös prognostiziert werden. Die LVWO Weinsberg wird ab nächster Woche wieder ausgewählte Rebflächen beproben und auf Eibefall bonitieren.
Die Ergebnisse werden dann zeitnah im Internet unter Vitimeteo-Monitoring abrufbar sein http://www.vitimeteo.de/monitoring/kefeifunde.shtml. In Württemberg sind
derzeit noch keine Ergebnisse sichtbar, da das Monitoring erst nächste Woche beginnt. Zusätzlich zum Monitoring wird in reifenden Beständen aber auch die Eigenkontrolle jedes Bewirtschafters wichtig sein, um ggf. kritische Befallsbedingungen festzustellen.
Nach heutigem Wissensstand ist die KEF nur bei folgenden Sorten als möglicherweise direktschädigend einzustufen. Direktschädigung bedeutet, dass das KEF Weibchen seine Eier direkt durch die gesunde Beerenhaut in die Beere ablegen kann und sich aus dem Ei dann auch tatsächlich eine Larve entwickelt. Zu den besonders gefährdeten Sorten gehören: Acolon, Cabernet Carol, Cabernet Cortis, Dornfelder, Dunkelfelder, Frühburgunder, Gelber Muskateller, Gewürztraminer, Portugieser, Regent, Roter Gutedel, Roter Müller Thurgau, Roter Muskateller und Trollinger. Zum Einsatz von Löschkalk oder Fruchtkalk als Düngemaßnahme gibt es derzeit keine gesicherten Erkenntnisse zur Wirkung auf die KEF. Diese Maßnahme wird nicht empfohlen.
Die 3 wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen gegen KEF Befall sind:
- Rechtzeitiger Laubschnitt um Beschattung zu vermeiden
- Rechtzeitiges Mulchen der Begrünung
- Angepasste Entblätterung der Traubenzone
Wespen
Wespen können Beeren öffnen und bieten dadurch anderen Insekten die Möglichkeit, an die süßen Säfte zu kommen. Zur Reduzierung des Befalls können Wespen mit Köderfallen abgefangen werden. Gut eignen sich normale 1,5 Liter PET Flaschen, die im oberen Bereich mit 4 bis 6 Löchern von ca. 2 cm Durchmesser versehen werden.
Eine gut lockende Köderflüssigkeit besteht nach Untersuchungen aus der Schweiz aus 200 ml Bier, 100 ml Weinessig, 50 ml Himbeersirup, 600 ml Wasser, 100 g Zucker und ein paar Tropfen Netzmittel (Spülmittel). Diese Köderflüssigkeit wird etwa ein Drittel hoch in Flaschen mit den Öffnungen gefüllt und am Parzellenrand aufgehängt, an dem die Wespen einfliegen. Reichen die Wespen bis zum Rand der Köderflüssigkeit sind sie zu entfernen.
Nach einigen Tagen ist die Köderflüssigkeit zu erneuern. Zur Vollernterlese sind die Köderfallen unbedingt vollständig aus dem Weinberg zu entfernen.
Reblaus
An Blättern von Amerikanerreben sind oft Reblausgallen zu finden. Zu erkennen sind diese an der Wölbung der Galle nach unten, also genau umgekehrt wie bei der Pockenmilbe. Damit die oberirdische Massenvermehrung eingedämmt wird, sollten alle wild wachsenden Amerikanerreben entfernt werden.
Esca
Auch dieses Jahr werden wieder viele neue Esca- Rebstöcke gefunden. Damit die Stöcke auch im unbelaubten Zustand gefunden und ggf. zurückgeschnitten werden können, sollten diese rechtzeitig markiert werden. Trauben von Escastöcken sind sauer und bitter und dürfen nicht ins Lesegut gelangen
Schwarzholzkrankheit
Nach Jahren mit stagnierendem Befallszuwachs scheint sich die SHK dieses Jahr wieder verstärkt zu zeigen. Auch hier ist bei Befall des ganzen Stockes dieser komplett zurückzuschneiden (10 cm über dem Boden). Sollten nur 1 oder 2 Ruten auf einer Stockseite befallen sein, kann versucht werden, durch baldiges Abschneiden des gesamten Bogens eine weitere Ausbreitung in den Stock hinein zu verhindern. Weiter sollte auf das nachhaltige Entfernen von besonnt und warm stehenden Nestern der Großen Brennessel hingewiesen werden.
Sonstiges
- Ertragserwartungen: Außerhalb frostgeschädigter Weinberge sollten die Ertragsziele definiert werden. Es gibt angesichts hoher Traubengewichte viele Anlagen, die hinsichtlich des Ertrages noch korrigiert werden müssen
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
Der nächste Hinweis erfolgt situationsbedingt. Vermutlich Ende nächster Woche
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