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Rebschutzhinweis Heilbronn

Es wird ungemütlich für die Trauben

Das regnerische Wetter der vergangenen Wochen hat der Traubengesundheit zugesetzt. Selbst ohne feststellbare äußere Einwirkung beginnen vermehrt Trauben von innen heraus zu faulen. Diese typische Sauerfäule ist besonders an Riesling festzustellen. Totes Pflanzengewebe, z.B. Blütenrückstände, dürften durch die langen Nässephasen angefangen haben im Traubeninnern zu verrotten. Das ist dann auch der Ansatzpunkt für frühe Botrytis, die zu Sauerfäule führt. Ein ähnliches Schadbild produziert Sauerwurmbefall. Dies erkennt man dann an Gespinsten im Zentrum des Fäulnisherdes. Allerdings ist in Pheromongebieten zumeist kein Sauerwurmbefall festzustellen.

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Zusätzlich kommt es durch kompakte Traubenstruktur zu Verletzungen im Inneren der Trauben mit anschließender Besiedlung durch Essigfliegen und parallel dazu mit Essigbildung. Oberflächig werden Beerenhäute durch Oidiumbefall sowie Wespen – oder Mäusefraß beschädigt. Diese Wunden bilden dann ebenfalls Eintrittspforten für die Essigfliegen und weitere Insekten. Fliegen (auch die großen Fleischfliegen), Bienen oder Ameisen können keine intakte Beerenhaut knacken und kommen immer nur sekundär zum „Auslöffeln“ der bereits geöffneten Beeren.

Vereinzelt wurden kürzlich auch noch Beeren durch Hagel geschädigt, wie teilweise im mittleren Neckarraum. Je mehr dieser genannten Faktoren zusammenkommen, desto kritischer zeigt sich das Bild in den Anlagen. Erste Fäulnisnester findet man jetzt aber fast überall. Bei fortgeschrittener Reife und den derzeitigen Witterungsbedingungen gibt es, seriös betrachtet, keine Möglichkeit, die Fäulnis aufzuhalten.

Es ist zu befürchten, dass die einsetzende Fäulnis entscheidend das Erntegeschehen beeinflusst. Lediglich eine längere Trockenperiode ist in der Lage, das vorhandene Potenzial an Fäulnis einzudämmen. In der kommenden Woche soll es erst einmal bis Donnerstag trocken bleiben.

Kirschessigfliege (KEF)

An Brombeeren, Holunder und anderen Wirtspflanzen nimmt die Flugaktivität und der Fruchtbefall der KEF deutlich zu. Auch in Rebflächen ist in den Fangfallen ein Anstieg festzustellen. Bei Beerenuntersuchungen wurde teilweise beginnende Eiablage der KEF festgestellt. In vorgeschädigten Anlagen (meist Wespen oder Mäuse am Randbereich) hat sich neben der „Normalen“ Essigfliege aber bereits auch KEF eingenistet. Von diesen Hot Spots steigt dann auch der Befallsdruck für gesunde Beeren in der Umgebung.

Es wird empfohlen zu prüfen, ob insbesondere bei den Rebsorten Acolon, Regent, Cabernet Dorsa, Dornfelder und Portugieser eine beginnende Fäulnis in Kombination mit anwesenden KEF festzustellen ist. Gegebenenfalls sollte dann eine erste Behandlung mit Spintor durchgeführt werden. Besonders gilt dies für gefährdete Anlagen, in denen bereits angeschlagene und faulende Beeren vorhanden sind. Spintor ist bienengefährlich und hat eine Wartezeit von 14 Tagen. Alternativ können auch die anderen zugelassenen oder genehmigten Präparate entsprechend ihrer Anwendungsbestimmungen eingesetzt werden.

Bereits bei Regenmengen von 10- 15 l/m² ist mit einer reduzierten Wirksamkeit zu rechnen. Daher wird empfohlen, eine eventuelle Behandlung in den aktuell gefährdeten Anlagen nach den jetzt für Freitag angekündigten Niederschlägen auszubringen. Bienengefährliche Insektizide dürfen nicht eingesetzt werden, wenn im Bestand etwas blüht oder wenn die Trauben von Bienen beflogen werden.

Wegen möglicher Behandlungen in diesem Jahr wird dringend empfohlen, mit den Imkern zu reden, die ihre Bienenstände in der Nähe von Weinbergen aufgestellt haben. Falls irgend möglich, wäre eine Verlegung der Bienenstände wünschenswert. Weiterhin sollten, auch wenn keine Bienen im Bestand zu sehen sind, die Behandlungen möglichst in die Abendstunden verlegt werden. Bei hereinbrechender Dunkelheit haben Bienen einerseits ihre „Kernarbeitszeit“ beendet und andererseits sind mehr KEF im Bestand unterwegs.

Besonders für Handarbeitslagen könnte sich auch das Kombinationsverfahren von combi-protec mit z.B. Spintor eignen. Der geringe Wasseraufwand von ca. 20 Liter Wasser/ha mit 1 Liter combi-protec und 5 ml Spintor lässt sich hier am besten mit einer handbetriebenen Rückenspritze und entsprechender Düsenausstattung an die Traubenzone ausbringen. Es genügen hier wenige Tröpfchen im Traubenzonenbereich. Dieses Verfahren eignet sich nicht für die Schlauchspritzung. In terrassierten Handarbeitslagen steht vornehmlich die gefährdete Sorte Trollinger. Hierzu liegen aktuell noch keine „Gefahrenmeldungen“ vor. Somit auch noch keine Bekämpfungsnotwendigkeit.

Grundsätzlich müssen Mitglieder von Erzeugergemeinschaften und Weingärtnergenossenschaften entsprechende Maßnahmen mit dem Vermarktungsbetrieb abstimmen bzw. die Vorgaben beachten.

Kompakt:

Eine eventuell notwendige chemische Bekämpfung richtet sich im Wesentlichen nach den beobachteten Eiablagen (Safttröpfchen an vermeintlich gesunden Beeren) auf den unverletzten Trauben und ggf. nach dem Grad der Besiedlung von verletzten Trauben durch Essigfliegen. Wer an der Laubwand rüttelt und aus den Trauben KEF aufsteigen, erhält dahingehend einen ersten Hinweis.

Eigentliche Eiablagen mit den Eifäden, die aus dem Einborhloch herausragen, sind leider nur mit einer ausreichenden Vergrößerung (ca. 20-fach) zu erkennen.

Pflanzenschutz-Maßnahmen sind nicht erforderlich bei:

  • Weißweinsorten
  • Rötlichen und roten Sorten, die keine Befallssymptome zeigen
  • Rötlichen und roten Sorten, die zwar Befallssymptome zeigen, der absehbare Lesezeitpunkt aber die Einhaltung der vorgeschriebenen Wartezeit nicht ermöglicht

Pflanzenschutz-Maßnahmen sind möglicherweise in Erwägung zu ziehen bei:

  • Gefährdeten rötlichen und roten Sorten, die sichtbaren Anfangsbefall zeigen und bei denen die Wartezeit sicher eingehalten werden kann.

Unter „Vitimeteo“ http://www.vitimeteo.de/monitoring/kefeifunde.shtml kann ein schneller Überblick über die KEFGesamtsituation in Baden-Württemberg gewonnen werden. Sehr hilfreich sind hier die zur Verfügung gestellten Ergebnisse zu den KEF-Fangzahlen und insbesondere der Eiablage.

Selbstverständlich entbinden die Ergebnisse des Monitorings nicht davon, seine Anlagen selbst zu beobachten und ggf. entsprechende Maßnahmen bezogen auf den Einzelstandort vorzunehmen.

Sonstiges

  • Hinweise zum Bienenschutz sind zu beachten!
  • Bei mehr als knöchelhoher Begrünung erneut mulchen (weniger Luftfeuchte in der Anlage)
  • Laubschnitt durchführen, wenn bei entsprechendem Zuwachs die Trauben beschattet werden
  • Besonders bei Trollinger die Traubenzone entblättern. Geht jetzt leider nur noch in Handarbeit. Viele Anlagen sind in diesem Jahr noch deutlich zu dicht!
  • Chemische Behandlungen vom Zeitpunkt her nur so durchführen, dass keine Probleme mit der Wartezeit entstehen
  • Eine komplette Übersicht zur KEF inkl. der gesamten Mittelpalette findet man in der 2017er Broschüre „Drosophila suzukii im Weinbau“
  • Selbstvermarkter und Erzeugergemeinschaften sollten vorbereitet sein, schnell reagieren zu können, wenn Lesenotwendigkeit besteht.
  • Massenfangverfahren mit Köderflüssigkeit kann unterstützend wirken. Es fehlen allerdings noch gesicherte Nachweise, ob dieses Verfahren allein ausreicht
  • Von Kalkung der Anlagen wird nach heutigem Wissenstand abgeraten
  • Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt situationsbedingt. Vermutlich Ende nächster Woche.

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