Mit Formel-1-Tempo in den Frühling
Vor 10 Tagen war noch nahezu Winter in den Weinbergen, am 23. April ist alles ausgetrieben. Die frühsommerliche Witterungsphase der letzten 8 Tage mit teilweise ungewöhnlich hohen Nachttemperaturen hat die Rebenentwicklung in „Formel 1 Tempo“ nach vorne gebracht. Natürlich sind sorten- und lagebedingt große Unterschiede festzustellen. Die Frühstarter-Rebsorten in bevorzugten Lagen haben aber bereits jetzt vier bis sechs Blättchen. Die Gescheine sind dort schon zu sehen. Der Austrieb ist nahezu 100%ig. Fraßschädlinge an den Knospen hatten nur begrenzte Zeit Gelegenheit zu fressen.
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Die spannendste Frage ist die Wetterentwicklung hinsichtlich der Temperaturen bis Mitte Mai. Aktuelle Wettermodelle sehen zumindest bis Anfang Mai keine Frostgefahr. Erst Anfang Mai können dann seriösere Temperaturprognosen bis zu den Eisheiligen getroffen werden. Dazu ist es jetzt noch zu früh. "Vor Nachtfrost du nicht sicher bist - bis Sophie
vorüber ist!" Gemeint ist die kalte Sophie, die auf den 15. Mai fällt und der letzte Tag der Eisheiligen ist.
Laut dieser Bauernregel besteht bis weit in den Wonnemonat hinein durchaus die Gefahr von Kaltlufteinbrüchen und Nachtfrösten. Frostruten sollten in tieferen Lagen und bei noch nicht so weit ausgetriebenen Sorten noch bis Anfang Mai stehen bleiben. Dann weiß man mehr und kann die Wetterentwicklung besser abschätzen. Wer anfangen möchte, die Frostruten zu entfernen, sollte zuerst die weniger frostgefährdeten Lagen bearbeiten.
Der schnelle Austrieb führt auch dazu, dass die Ausbrecharbeiten, also das Entfernen aller überzähligen Rebtriebe am Altholz und an den Tragruten, nicht warten kann. Hier heißt es bereits jetzt ebenfalls in den weniger frostgefährdeten Lagen zu starten. Ansonsten geht die Übersichtlichkeit im Stock und damit die Arbeitsgeschwindigkeit verloren.
Pflanzenschutz:
Der normale Pflanzenschutz kann noch warten. Die Bedingungen für eine Primärinfektion der Peronospora waren noch nicht gegeben. Auch der kurze kräftige Regen am Montag, 23. April dürfte nicht für eine Bodeninfektion gereicht haben. Es gibt also noch keinen Anlass, nervös zu werden.
Erste Behandlungen könnten in sehr frühen Lagen bei Oidium empfindlichen Sorten (z.B. Trollinger) in der Woche nach dem Monatswechsel notwendig werden. Bei etwas Risikobereitschaft kann aber auch hier unbedenklich noch etwas zugewartet werden. Bei der ersten Behandlung genügt üblicher Weise Netzschwefel in Kombination mit einem
Peronospora Kontaktfungizid.
Weitere nennenswerte Niederschläge sind für diese Woche nicht gemeldet. Deshalb sind auch Behandlungen gegenSchwarzfleckekrankheit nicht sinnvoll. Insgesamt gilt also hinsichtlich Pflanzenschutz entspannt den Rest-April und dann den Tag der Arbeit genießen.
Wildschäden:
Nach dem Rebenaustrieb ist auf abgefressene oder abgerissene Rebtriebe durch Rehe zu achten. Lemberger Triebe im Schnabeltriebbereich werden hier bevorzugt. Um mögliche Wildschaden-Ersatzansprüche durchsetzen zu können, muss jeder Schaden bei der Gemeindeverwaltung gemeldet werden. Gütliche Einigungen oder ausreichende Vergrämungsmaßnahmen sind immer zu bevorzugen.
Junganlagen:
Die Bedingungen für die Pflanzung von Junganlagen sind derzeit sehr gut. Bei Maschinenpflanzungen ist immer zu prüfen, ob ausreichender Wurzelschluss vorhanden ist. Bei feuchtem Untergrund muss nicht immer gegossen werden. Vor Wassergaben sollte immer zuerst mit dem Spaten getestet werden, wie die Feuchteverhältnisse im Wurzelhorizont sind.
Düngung:
Wo noch nicht geschehen, kann jetzt die Düngung mit stickstoffhaltigen Düngern in Angriff genommen werden.
Sonstiges:
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
- Herbizide nur innerhalb der Weinberge bis maximal zum Ankerdraht einsetzen!
- Der nächste Hinweis erfolgt anlassbezogen voraussichtlich am 2. Mai.
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