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Rebschutzhinweis Heilbronn

Ein Rekordjahr bahnt sich an

Die Entwicklung der Rebbestände steuert weiterhin auf ein Rekordjahr hin. Überwiegend war die Rebblüte noch im Mai beendet. Mittlerweile sind die Beerchen schon deutlich gewachsen und haben vielfach Schrotkorngröße oder in sehr frühen Lagen sogar fast Erbsengröße erreicht. Lediglich bei sehr späten Lagen hat sich das Blütenende bis Anfang Juni gezogen. Vielleicht ist es jetzt schon an der Zeit, die Urlaubsplanung vor dem Herbst zu überdenken. Wenn die Regel zutreffen sollte, dass ca. 100 Tage nach der Blüte die Traubenlese der Frühsorten beginnt, wäre bereits um den 10. September mit dem Herbstbeginn 2018 zu rechnen.

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Entsprechend der frühen Entwicklung muss auch auf einen rechtzeitigen Spritzabschluss geachtet werden. Aus heutiger Sicht sollte spätestens am 28. Juli die Abschlussspritzung stattfinden.

Ein Rekordjahr bahnt sich auch hinsichtlich der Ertragserwartung an. Drei Gründe gibt es hierfür:

  • 1. Viele Trauben
  • 2. Große Trauben und
  • 3. Gute Blüte und damit viele Beerchen.

Bei Lemberger wird vereinzelt von stärkeren Verrieslungserscheinungen berichtet. Hier ist noch abzuwarten, wie sich das ertragsmäßig angesichts der gigantischen Traubengrößen auswirkt. Es wird insgesamt wohl wenige Weinberge geben, in denen auf eine Regulierung des Ertrags verzichtet werden kann. Sicher ist, dass mit der Ertragsregulierung nicht auf allen Flächen bis zum Reifebeginn im Juli/August gewartet werden kann.

Angesichts des enormen Zeitaufwandes für die Ertragsregulierung ist es zwingend notwendig, die Traubenzone vernünftig freizustellen. Nur dann sieht und findet man auch leichter die Trauben.

Grundsätzlich gibt es für die Ertragsregulierung mehrere Möglichkeiten:

  • 1. Trauben halbieren
  • 2. ganze Trauben abschneiden
  • 3. ganze Triebe entfernen und
  • 4. Teile des abfallenden Bogens komplett entfernen. Letzteres käme besonders für stark überhangene Pendelbogenanlagen in Frage.

Ein Wort zum Trollinger: Soll die Württemberger Traditionsrebsorte nicht ihrem eigenen Ertragshorizont zum Opfer fallen, muss reagiert werden. Es ist mit einem sehr hohen Ertragsniveau zu rechnen. Bei Trollinger gilt die Regel, dass an keinem Trieb mehr als eine Traube verbleiben sollte. Und dann ist es vielfach angesichts der zu erwartenden
Traubengröße noch zu viel.

Natürlich fällt es schwer, angesichts des vorjährigen Frostjahrgangs an Traubenreduzierung zu denken. Allerdings ist es ein Trugschluss zu meinen, im Nachhinein die fehlende Menge wieder aufholen zu können. Wer so denkt, produziert mindere Qualitäten und wird angesichts der Öchsleabstufung auch durch geringere Auszahlungsleistung bestraft.

Die Rebtriebe sind mittlerweile weit über den obersten Draht gewachsen. Erste Weinberge wurden schon gegipfelt. Grundsätzlich sollte so lange wie möglich mit dem ersten Gipfeln gewartet werden. Bevor jedoch die Gefahr besteht, dass die Rebtriebe abkippen und brechen, ist abzuschneiden.

Nach dem Heften der Rebtriebe steht das Entblättern der Traubenzone auf der „To do Liste“. Tendenziell bei roten Rebsorten stärker, bei weißen Rebsorten auf der Süd und Westseite etwas weniger. Aber denken Sie daran, dass in den nächsten Wochen auch wieder Geiztriebe nachwachsen. Wer frühzeitig entblättert, muss im Juli/August mit weniger Sonnenbrand rechnen als bei späterer Entblätterung. Zudem ist die Durchdringung bei
Pflanzenschutzmaßnahmen deutlich verbessert.

Neben den bekannten Entblätterungsgeräten gibt es mit der Druckluft-Ausblastechnik schon seit Jahren eine alternative Variante.

Die in Württemberg noch weniger bekannte Technik hat mehrere Vorteile:

  • 1. Entblätterung
  • 2. Ausblasen von Blütenrückständen aus dem Traubeninneren und
  • 3. Herausschießen von einzelnen Beerchen und damit Auflockerung des Traubengerüstes.

Der Erfolg der Maßnahme hängt vom verwendeten Druck und vom Rebstadium ab.

Die Firma ERO hat von der Firma Siegwald die Technik übernommen. Das „ERO Vitipulse“ Ausblasgerät wird im Rahmen einer von der Heilbronner Weinbauberatung zusammen mit der BAYWA Brackenheim organisierten Maschinenvorführung vorgestellt:

Termin: Dienstag, 12. Juni 2018 ab 10 Uhr
Ort: Wanderparkplatz an der Straße zwischen Nordheim und Neipperg
(von Ortsausgang Nordheim ca. 2 km Richtung Neipperg)

http://www.ero-geraetebau.de/Produkte/ERO-Entlauber-VITIpulse/index.html

 

 

Pflanzenschutz:

Die Wetterprognosen melden weiterhin warm und zunehmend gewittrig mit Regen. Meldungen zu einzelnen Peronosporaflecken sind mittlerweile eingegangen. Bei entsprechenden Infektionsbedingungen wäre ausreichend Potenzial für Infektionen vorhanden. Wer vor Fronleichnam behandelt hat, sollte vor den nächsten Gewittern einen
neuen Belag auflegen. Generell steigt das Risiko für Infektionen sowohl hinsichtlich

Peronospora wie auch hinsichtlich Oidium, wenn die Spritzabstände aktuell mehr als 10 Tage betragen.

Peronospora

Bei dem noch geringen Infektionsdruck sind bei Spritzungen ohne vorausgehende Niederschläge grundsätzlich Kontaktfungizide ausreichend. Angesichts der fast ausgewachsenen Laubwände ist ein Mittel auf Basis der Phosphorigen Säure (Veriphos) aktuell nicht mehr zwingend notwendig. Kurative Produkte machen jetzt nur Sinn, wenn nach Niederschlägen im Abstand von möglichst 24 Stunden behandelt wird.

Oidium

Das Risiko für Oidiuminfektionen an Trauben ist noch hoch. Bis Erbsengröße sind die Beerchen extrem anfällig. Es wird empfohlen, einmalig im frühen Nachblütebereich eines der beiden Mittel Luna Experience („L“) oder Sercadis („L“) zu verwenden. Wer dies bereits bei der letzten Behandlung verwendet hat, muss jetzt zwingend einen Wechsel auf Vivando („K“), Dynali („R“) oder Talendo („J“) vornehmen.

Wichtig für einen langfristigen Erhalt der Wirkung der Mittel ist der konsequente Mittelwechsel. Nur durch konsequenten Wechsel der Mittelgruppen (siehe Buchstabeneinteilung) kann der Aufbau von Resistenzen vermieden und auf einen ausreichenden Bekämpfungserfolg gehofft werden. Auch Collis trägt den Resistenzbuchstaben „L“. Bei Behandlungen ab Traubenschluss können auch die Präparate Vento Power („ J“) oder Kusabi („K“) zum Einsatz kommen.

Fäulnis- und Botrytisvorbeugung

Der Einsatz von Spezialbotrytismitteln hat im Durchschnitt der Jahre den besten Erfolg, wenn die Rebsorten mit kompakten Trauben kurz vor Traubenschluss behandelt werden. Es ist damit zu rechnen, dass der Termin Traubenschluss bereits Mitte des Monats beginnt. Oft wird zur Mitteleinsparung bei den Botrytisbehandlungen nur die Traubenzone mit der halben Aufwandmenge behandelt.

Wer beabsichtigt, das Mittel Cantus zu verwenden muss beachten, dass dieses Mittel ebenfalls den Resistenzbuchstaben „L“ trägt und somit auf keinen Fall direkt im Anschluss an eine Spritzung mit Luna Experience, Sercadis oder Collis erfolgen darf.

Sonstiges:

  • Für Trauben, die für den Direktverzehr erzeugt werden, gelten eigene Zulassungen. Tafeltrauben (Hofladen, Wochenmarkt, Lebensmittelhandel) sind also nur verkehrsfähig, wenn sie mit eigens für Tafeltrauben zugelassenen Mitteln behandelt werden. Dies wird seitens der Lebensmittelbehörden kontrolliert.
  • Immer wieder kommt es zu Beschwerden wegen Sonn- und Feiertagsarbeit in den Weinbergen sowie Störung der Nachtruhe. Betroffen sind hier meist Weinberge in der Nähe von Wohnbebauung. Grundsätzlich haben sich auch die Landwirtschaft und der Weinbau an die dahingehenden gesetzlichen Vorschriften zu halten. Lediglich objektiv unaufschiebbare Arbeiten sind erlaubt. Auf angrenzende Wohngebiete ist besondere Rücksicht zu nehmen. Fingerspitzengefühl ist gefragt!
  • Der Flug der zweiten Generation des Traubenwicklers steht an. Deshalb sollten alle Fangfallen mit einem neuen Köder bestückt werden
  • Vereinzelt werden Springwurm Gespinste an Trauben oder eingewickelt in Blättern beobachtet. Die Springwürmer unterscheiden sich vom Heuwurm durch ihre Größe (ca. 1 -1,5 cm) und Farbe. Sie sind grünlicher. Ein wirtschaftlicher Schaden ist durch den Befall nicht gegeben.
  • Bei der Anwendung von glyphosathaltigen Herbiziden müssen die Stockaustriebe rechtzeig 2-3 Tage zuvor entfernt sein. Winden können ab Erbsengröße der Beeren auch mit dem Wuchsstoff U-46 M-fluid (Aufbrauchfrist bis 30.11.2018) behandelt werden
  • Nach Ende der Blüte können bei Bedarf Blattdünger mit Eisenchelaten gegen Chlorose eingestzt werden. Zur Vermeidung von Stiellähme wird bei anstehenden Pflanzenschutzmaßnahmen der Einsatz eines magnesiumhaltigen Blattdüngers in empfindlichen Sorten (z.B. Lemberger) empfohlen
  • Brennesselbüsche ab sofort bis Mitte Juli nicht mehr mulchen oder abmähen, damit die Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit nicht gezwungen werden, auf die Reben zu fliegen.
  • Bienengefährliche Mittel dürfen generell nicht eingesetzt werden, wenn im Bestand etwas blüht.
  • Bei der Gerätereinigung und generell beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln dürfen niemals Präparate oder Brühe in Oberflächengewässer gelangen. Der Weg in Oberflächengewässer geht auch über Hofeinläufe, die Kanalisation und dann über die Kläranlage. In der Kläranlage werden gelöste Pflanzenschutzmittel leider nicht herausgefiltert und gelangen so 1:1 in das Gewässer.
  • Die Mittelmenge berechnet sich aktuell anhand der 3,5 bis 4 fachen Basisaufwandmenge
  • Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 13. Juni.

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