Sachsenwein fällt mit Iprodion, Spiroxamin und Pirimicarb bei Kontrollen auf
Wieder ist Sachsenwein mit auf Rebflächen nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln aufgetaucht. Eine Referentin aus dem zuständigen sächsischen Verbraucherschutzministerium in Dresden erklärte auf Anfrage, Proben von zwei Federweißer und einem Landwein seien auffällig gewesen. Eine Sprecherin des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie ergänzte, betroffen seien drei Weinbaubetriebe aus Dresden und aus dem Kreis Meißen.
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Die Sprecherin des (LfULG) sagte, in einem Fall habe der Verstoß gegen das Pflanzenschutzgesetz eindeutig nachgewiesen werden können. "Hier ergeht in Kürze ein Bußgeldbescheid." Die Strafsumme werde bei wenigen Hundert Euro liegen und dürfte damit kaum mehr als ein Denkzettel sein.
In den anderen beiden Fällen warte man auf Laborergebnisse von Blatt- und Rindenproben. Diese würden in den nächsten Tagen erwartet. Der Weinbauverband Sachsen gibt sich zerknirscht. Man habe "von den erneuten Funden unerlaubter Pflanzenschutzmittel aus der Presse erfahren und umgehend Kontakt mit den zuständigen Stellen aufgenommen, um sich für die Aufklärung einzusetzen".
Geschäftsführer Michael Thomas gibt sich überzeugt, der neuerliche Fall zeige auch, dass das in Sachsen eingeführte System aus Kontrollen funktioniert. So sei jeder sächsische Qualitäts-und Prädikatswein der in den Regalen steht, geprüft und nachgewiesen einwandfrei. Was der Angestellte des Staatsweingutes Schloss Wackerbarth verschweigt: Tatsächlich handelt es sich bei den aktuell beanstandeten Produkte um Landwein und Federweißer. Diese werden nur stichprobenartig kontrolliert und fallen nicht unter die vorgeschriebene Vollkontrolle der Qualitäts- und Prädikatsweine, die seit September 2016 gilt. Es sind also reine Zufallsfunde und es bleibt unklar, ob noch weitere belastete Landweine im Umlauf sind und ob alle anderen Federweißer rückstandfrei waren. Zuerst hatte die "Sächsische Zeitung" über den neuerlichen Fund berichtet. Sicher ist: Der betroffene Landwein kam nicht in den Verkauf, die Federweißer hingegen waren zwischen Probennahme und Analyseergebnis wahrscheinlich längst getrunken. Wie das Verbraucherschutzministerium nun berichtete, waren die Rückstände in allen drei Erzeugnissen gering gewesen, sodass für Konsumenten keine Gefahr bestanden habe.
Nach dem Gutachten der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen wurden Rückstände der Wirkstoffe Iprodion, Spiroxamin und Pirimicarb gefunden worden – jedes Mittel in einem anderen Rebensaft. Diese sind nicht beziehungsweise nicht mehr im Weinbau zugelassen. Iprodion und Spiroxamin waren schon einmal in Sachsenweinen nachgewiesen worden. Konkrete Informationen zu den betroffenen Betrieben seien "aus Datenschutzgründen leider nicht möglich", hieß es vom LfULG.
Allgemeine Verunsicherung
Viele Winzer beklagen, dass die unsauber arbeitenden Betriebe nicht öffentlich genannt werden. Gut ausgebildete und gewissenhaft arbeitende Winzer fühlen sich zu Unrecht dem Verdacht ausgesetzt, sie verstünden ihr Handwerk nicht. Kunden reagierten noch immer verunsichert, berichten sie. Vor allem ältere Winzer aber beklagen nicht den Einsatz unerlaubter Spritzmittel in ihren Kreisen, sondern schimpfen noch immer darüber, dass dies herausgekommen ist und öffentlich gemacht wurde.
Das LfULG hat die Betriebe nach eigenen Angaben genau kontrolliert. Es wurden Sachkundenachweise angefordert, verpflichtende Aufzeichnungen der Weinbauern unter die Lupe genommen und Pflanzenschutzmittellager überprüft. Ferner wurden Proben von Blättern und Rebstockrinden entnommen. Mit deren Analyse soll Abdrift aus Nachbargrundstücken ausgeschlossen werden.
Anfang 2016 hatte der sogenannte Weinskandal die Branche erschüttert. Nachdem Reste verbotener Pflanzenschutzmittel bereits zur Ernte 2015 in einer Traubenprobe entdeckt worden waren, folgten weitere Proben. Die sächsischen Behörden erließen strenge Grenzwerte – auch, wenn zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Kosumenten bestanden habe, wie alle beteiligten Behörden stets versicherten. Nicht zuletzt wegen der neuen Grenzwerte durften mehr als 500.000 Liter Sachsenwein in mehreren Betrieben nicht mehr verkauft werden. Eine genaue Schadenshöhe ist bis heute nicht beziffert.
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