Eine Rheinhessin und ein Sachse erinnern mit einem Riesling an den Mauerfall
Im Herbst jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. Ina-Johanna Becker aus Rheinland-Pfalz und Torsten Proschwitz aus Sachsen sind der Meinung, die Mauer in den Köpfen zwischen Ost und West gehört endlich weg. Um das zu zeigen, haben sie erstmals einen gemeinsamen Wein kreiert. Becker und Proschwitz wurden 1988 beziehungsweise 1986 geboren, haben sich beim Studium der Internationalen Weinwirtschaft in Geisenheim kennen- und letztendlich lieben gelernt. Gemeinsam betreiben sie im Nebenerwerb den kleinen Weinversand Youwine.de. Ina-Johanna Becker wuchs auf einem klassischen Betrieb mit Wein- und Ackerbau in Hillesheim nahe Mainz auf. Torsten Proschwitz stammt aus Riesa und hat seine Berufskarriere in der gehobenen Gastronomie gestartet. Das Weingut der Familie Becker aus Rheinhessen, welches sich bisher rein der Fassweinvermarktung widmete, bot gute Voraussetzung für einen gemeinsamen „Mauerfall-Wein“, den sie aber bewusst nicht so nennen.
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Der Riesling 2018 vom Rotliegenden in Spätlese-Qualität soll Ost und West miteinander verbinden. Zugleich wollen die beiden Weinfachleute zeigen, dass Reben auf Rotliegendem nicht nur in Nierstein mit seinem legendären Roten Hang gedeihen, sondern eben auch im eher unbekannten Hillesheim. Diese Bodenformation versorge die Reben mit Mineralien bis spät in den Herbst, erklärt Ina-Johanna Becker. „Dabei entstehen Weine mit einer besonders geschmacklichen Tiefe.“ Ihr Bruder Oliver, ein Winzer, hat Becker und Proschwitz beim Ausbau des Weins unterstützt.
Grenzenloser Genuss
Die „Bonner“ Bundesrepublik und die DDR kennen das Paar zwar allenfalls schemenhaft aus ihrer frühen Kindheit. Trotzdem seien sie im Alltag noch immer mit Vorurteilen über Ossis und Wessis konfrontiert und dagegen wollen sie angehen – mit grenzenlosem Genuss in Form des Weins. Und weil es zwischen Ost und West eben keine Mauer mehr gibt, heißt ihr gemeinsamer Wein auch nicht Mauerfall-Wein, betonen sie. Proschwitz ist aber auch wichtig, man wolle die Geschichte nicht vergessen machen. Ganz im Gegenteil: Den beiden Weinfreunden gehe es darum, das einstmals Trennende endlich zu überwinden. Warum also nicht bei einem Glas Wein?
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