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Rebschutzhinweis Heilbronn

Hitze ging nicht spurlos an den Reben vorbei

Die Hitzewoche mit deutschlandweiten Rekordtemperaturen hat ihre Spuren hinterlassen. Bei vielerorts nahezu 40°C sind je nach Hangneigung, Ausrichtung der Rebzeilen und Sorten (v. a. Trollinger, Lemberger weniger), teilweise extreme Sonnenbrandschäden aufgetreten. Stellenweise wurde das Stielgerüst ebenfalls geschädigt, sodass die verbliebenen Beeren bereits anfangen zu welken und sehr wahrscheinlich nicht mehr ausreichend versorgt werden können. Häufig sind dort wo keine Beschattung durch benachbarte Rebzeilen stattfand (z. B. Zeilenanfang/ Ende oder bei übergroßem Reihenabstand), größere Schäden zu sehen.

Veröffentlicht am
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DWI
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Solch ein extremes Naturereignis, ist schwer beherrschbar und sollte nicht grundsätzlich die Vorzüge der Entblätterung in Frage stellen. Sondermaßnahmen in Bezug auf den Pflanzenschutz an mit Sonnenbrand geschädigten Trauben sind nicht notwendig. Geschädigte Beeren trocknen ein und stellen kein erhöhtes Risiko für Fäulnis dar. Es kann also abgewartet werden, wie sich die restlichen Beeren an teilgeschädigten Trauben entwickeln. Außerdem bieten bereits eingetrocknete Trauben einen gewissen Beschattungseffekt, falls erneut kritische Temperaturen kommen sollten.

Die Niederschläge vom vergangenen Wochenende brachten zwischen 15 und teilweise über 50 Ltr./m². Die Verteilung war wieder regional sehr unterschiedlich. Auf gefährdeten Standorten ist Trockenstress nun deutlich zu sehen. Vor allem in Junganlage darf nicht zu spät begonnen werden. Teilweise kann dort auch eine Stockentlastung notwendig sein, um bei fehlender Bewässerungsmöglichkeit die Anlage nicht nachhaltig zu schädigen.

Ergiebige Niederschläge sind in der aktuellen Wetterprognose erst zu Beginn der nächsten Woche zu sehen. Etliche Flächen (v. a. Trollinger) haben einen mehr oder weniger starken Vorbefall mit Oidium. Diese Flächen sollten ab der Reife besonders im Auge behalten werden, sobald sie attraktiv für die Kirschessigfliege werden (~ab 60°Oe).

Peronospora konnte sich dort, wo bereits Befall vorhanden war am Gipfellaub etwas weiter ausbreiten. Durch den zweiten Laubschnitt werden einige dieser Infektionen entfernt werden können.Vor allem die akute Form der Esca, bei der die Stöcke innerhalb kurzer Zeit komplett absterben, ist in vielen Anlagen zu sehen. Bei Blattsymptomen kann versucht werden durch einen Stammrückschnitt eine Gesundung des Stockes zu erreichen. Die entsprechenden Stöcke sollten jetzt im Sommer markiert werden und im Winter ca. 10 cm über dem Boden abgesägt werden. Ganz abgestorbene Stöcke müssen aus der Anlage entfernt werden.

Die Abschlussbehandlung sollte bis spätestens zum zweiten Augustwochenende (09./10. August) erfolgt sein. Frühreifende Sorten in dieser Woche. Beachten sie bei Behandlung zum Ende der Saison die Vorgaben der Absatzorganisation!

Peronospora

Vorzugsweise werden für die Abschlussbehandlung zugelassene Kupfermittel empfohlen. Alternativ können auch Kontaktfungizide mit möglichst geringer Wartezeit eingesetzt werden, wenn dies von der Absatzorganisation erlaubt ist.

Oidium

Vor allem in Befallsflächen und bei spät reifenden Sorten wie Trollinger und Lemberger ist, insbesondere zum Schutz der Blätter, der Zusatz eines Azol’s (z. B. Misha, Topas oder Systhane) zur Abschlussbehandlung sinnvoll.

Wie sieht es mit der Mischbarkeit von Bicarbonaten wie Vitisan oder Kumar mit Kupfer aus?

Kumar: ist mit allen handelsüblichen Kupferpräparaten in den zugelassenen Aufwandmengen mischbar. Nicht mit Wasserglas mischen.

Vitisan: ist im Weinbau mit den gängigen Kupferprodukten mischbar, in den zugelassenen Aufwandmengen.

Nicht mischbar sind Produkte mit dem Wirkstoff Kupferoktanat (z. B. Cueva). Die technische Mischbarkeit kann vorab in einem kleinen Eimer ausgetestet werden.

Vorsicht bei der Mischung mit Bittersalz und stark sauren Blattdüngern.

Botrytis

Eine zweite Anwendung eines Botrytismittels zum Ende der Spritzsaison bildet in Württemberg besonders im Hinblick auf die Reduzierung von Rückständen eher die Ausnahme. Wer sich allerdings zu dieser Maßnahme gegen Botrytis entschließt, sollte auf einen Wirkstoffwechsel achten. Den Schwerpunkt bilden weinbauliche Maßnahmen, wie luftige Traubenzone und Verzicht auf Bodenbearbeitung zur Botrytisvermeidung.

Trockenstress

Bereits fortgeschrittener Trockenstress macht sich bemerkbar in Form von vergilbenden Altblättern. Die Triebspitzen stellen sich auf und die Beeren stellen das Wachstum ein. Wenn nicht bewässert werden kann ist eine Ertragsreduzierung v. a. bei jüngeren Anlagen zur Stockerhaltung wichtig. Eine Spatenprobe kann Aufschluss über dieWasserversorgung im Wurzelbereich der Junganlagen geben. Wo möglich und nötig sollte bei Bedarf hier mit der Tropfbewässerung nicht zu spät begonnen werden. Die Wassermenge sollte ca. 10 Liter je Rebstock betragen. Falls kein Regen in Sicht ist, sollte eine Wassergabe nach circa 8 bis 10 Tagen wiederholt werden.

Kirschessigfliege

Momentan ist keine Bekämpfung notwendig.

Informationen zu den aktuellen Fallenfängen sind im Internet über

http://monitoring.vitimeteo.de/$/ einzusehen.

Ein Informationsflyer zur Kirschessigfliegenbekämpfung 2019 mit den aktuell zugelassenen Mitteln, ist auf der Internetseite des Landwirtschaftsamtes Heilbronn unter:

https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/MLR.ULBHN,Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau eingestellt.

Zur diesjährigen Befallssituation der Kirschessigfliege wird rechtzeitig informiert.

Ertragskorrekturen

Dort wo Ertragskorrekturen zur Sicherung der Qualität noch notwendig sind, sollten bevorzugt kompakte Trauben, Trauben an Kurztrieben (hier v. a. Trollinger an Schnabeltrieben) und bereits vorgeschädigte Trauben (durch z. B.mechanische Entlaubung, Sonnenbrand oder Oidium) entfernt werden. Aktuell sind keine kritischen Temperaturen über 30°C vorhergesagt. Sollte sich jedoch eine erneute Hitzewelle andeuten gilt zu beachten, dass Beeren, die noch nicht in der Reife sind, aktuell immer noch sehr empfindlich sind.

Sonstiges und Mittelmenge

  • Wo erlaubt, wird auch zum Abschluss der Einsatz von Blattdüngern gegen Stiellähme bei empfindlichen Sorten empfohlen. Empfindliche Sorten sind z. B. Lemberger, Cabernet Dorsa, Dornfelder, Acolon oder auch Trollinger (rosa saure Beerchen) und Muskattrollinger. Wirksam sind z. B. Bittersalz oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid, wie z. B. Falnet oder Lebosol Magnesium 500. Bei dieser Maßnahme genügt es, wenn die Traubenzone behandelt wird. (Nicht mit Vitisan oder Kumar mischen!)
  • In Junganlagen ohne Ertrag werden Pflanzenschutzmaßnahmen noch bis Anfang September empfohlen, ummöglichst lange gesundes und aktives Laub für eine gute Holzreife zu erhalten
  • Beim Einsatz von Glyphosat müssen alle Stockaustriebe mindestens 2 bis 3 Tage vor der Anwendung entfernt sein, um eine Einlagerung in das Wurzelsystem der Reben zu vermeiden. Eine Anwendung auf befestigten Flächen, sowie auf unbefestigten Graswegen oder an Weinbergsrändern ist verboten! Auch für Herbizide gibt es Wartezeiten, die einzuhalten sind
  • Für die anstehende Behandlung ist der 4-fache Basisaufwand anzuwenden
  • Gerätereinigung niemals in der Nähe von Hofeinläufen. Restbrühe oder Reinigungswasser mit Mittelrückständen darf keinesfalls in die Kanalisation!
  • Keltertraubenmittel sind nicht automatisch auch Tafeltraubenmittel! Erzeuger von Tafeltrauben müssen unbedingt an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel denken. Dies gilt auch für Keltertraubenanlagen aus denen möglicherweise Esstrauben geschnitten und in den Verkehr gebrachtwerden

Dies war der letzte regelmäßige Rebschutzhinweis. Informationen zur Kirschessigfliege folgen anlassbezogen.

Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten.

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