100 Jahre Landesweinprämierung
Vor rund 100 Jahren, am 10. November 1919, fand in der Weinstadt Radebeul eine besondere Premiere statt: Der Weinbauexperte Carl Friedrich Pfeiffer, bekannt für sein herausragendes Engagement zur Wiederbelebung des sächsischen Weinbaus und Erfinder der Sachsenkeule, lud ein zur ersten großen Sachsenweinprobe des „Vereins zur Förderung des Weinbaues in der Lößnitz und Umgegend“ – einer der Vorgänger des heutigen Weinbauverbandes Sachsen.
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Die erste Sachsenweinprobe war eine „wissenschaftliche Weinkostprobe naturrein gekelterter Lößnitzweine, getrennt nach Lagen und Traubensorten“ [Sächsische Volkszeitung, 18. Jg. (1919), Nr. 264 vom 15.11.1919, S. 3]. Der Einladung zur Verkostung im großen Saal der Grundschänke (später Kreiskulturhaus Völkerfreundschaft; nach der Wende abgerissen) am heutigen Hörningplatz in Oberlößnitz folgten fast 600 Gäste, darunter Winzer und Vereinsmitglieder, aber auch eine große Zahl von Weinfreunden aus der Region. Verkostet wurden an diesem äußerst gelungenen Abend die Weine und Sekte der „Herren Franze-Radebeul, Dr. Tiedemann-Wackerbarthsruhe, Fabrikbesitzer Nacke-
Johannisberg, Gutsbesitzer Iltzsche-Radebeul, Gutsbesitzer Welde-Merbitz, Frau Oberjustizrat Windisch-Oberlößnitz und [der] Sektkellerei [Bussard]“ (Radebeuler Tageblatt, 48. Jahrgang, Nr. 262 von Mittwoch, dem 12. 11. 1919, S. 2: ).
100 Jahre später
Die Präsentation der Ergebnisse der diesjährigen Landesweinprämierung im Weingut Hoflößnitz nahm der Weinbauverband Sachsen zum Anlass, diesen wenig bekannten Meilenstein in der Geschichte des sächsischen Weinbaus zu würdigen. Regelmäßige Auszeichnungen und Medaillen bei renommierten Wettbewerben und Verkostungen im In- und Ausland – wie bei den Decanter World Wine Awards (London), bei der AWC (Wien), bei Mundus Vini, beim Internationalen Bioweinpreis oder bei der Bundesweinprämierung – bestätigen heute die hervorragende Qualität der sächsischen Weine und verdeutlichen die positive Qualitätsentwicklung der letzten 100 Jahre im gesamten Weinbaugebiet, sowohl in der Spitze als auch in der Breite, so der Verband in einer Mitteilung.
Das Weinjahr 2018 – ein Ausnahmejahr in Sachsen
Das Weinjahr 2018 ist als Ausnahmejahr in die Geschichtsbücher eingegangen. Mit seiner lang anhaltenden Trockenheit und Hitze hat es die sächsischen Winzer im Weinberg vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Aber auch das Können im Weinkeller gefordert. Während die ersten Weißweine des Jahrgangs 2018 bereits in diesem Jahr an der Landesweinprämierung teilgenommen haben, reifen die Rotweine dieses besonderen Jahrgangs aktuell noch in den Kellern der Winzer.
Dass die Elbtalwinzer die Herausforderungen des Weinjahres 2018 sehr erfolgreich gemeistert haben, bestätigen die Ergebnisse der Landesweinprämierung 2019. Bei einer feierlichen Abendveranstaltung übergab der Weinbauverband Sachsen die zahlreichen Medaillen und würdigte das unermüdliche Streben und Ringen der sächsischen Winzer um beste Qualitäten. 85 Weine bei der Landesweinprämierung 2019 ausgezeichnet. Bei der Landesweinprämierung zeichnete der Weinbauverband Sachsen in diesem Jahr insgesamt 85 Weine und Sekte von 11 sächsischen Weingütern mit einer der begehrten Medaillen aus (Vergleich 2018: 96 Medaillen, Vergleich 2017: 81 Medaillen, 2016: 75 Medaillen, 2015: 60 Medaillen). Neun Produkte erhielten eine Goldmedaille, 47 wurden mit Silber und 29 mit Bronze geehrt. Dabei gingen sechs goldene Auszeichnungen an Schloss Wackerbarth, zwei an das Weingut Hoflößnitz sowie eine an das Weingut Schloss Proschwitz.
Für ihre besondere Qualität ehrte die achtköpfige Jury aus regionalen sowie überregionalen DLGWeinexperten außerdem vier Weine und Sekte mit einem Landesehrenpreis: Gewinner in der Kategorie „Bester Rotwein Sachsens“ wurde erneut das Weingut Schloss Proschwitz, der „Beste Traminer Sachsen“ kam vom Weingut Hoflößnitz, der „Beste Schieler Sachsens“ vom Weingut Steffen Loose und der „Beste Sekt Sachsens“ von Schloss Wackerbarth.
Die besten fünf Sekte, trockenen Weißweine, edelsüßen Weißweine sowie Rotweine der diesjährigen Landesweinprämierung qualifizieren sich für den Mitteldeutschen Weinpreis. Dieser von den Weinbauverbänden aus Saale-Unstrut und Sachsen gemeinsam ins Leben gerufene Wein-Wettbewerb wird 2019 zum dritten Mal vergeben.
An der Landesweinprämierung 2019 nahmen 12 sächsische Weingüter – die für über 75% der sächsischen Weine stehen – mit insgesamt 108 Weinen und Sekten teil.
Die Landesweinprämierung in Sachsen heute
Die sächsische Landesweinprämierung übernimmt der Weinbauverband Sachsen im Auftrag des Freistaates Sachsen. Durchgeführt wird die sächsische Landesweinprämierung in Partnerschaft mit der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Diese steht mit ihrer langjährigen Erfahrung und Expertise für eine anerkannte und unabhängige Bewertung der Qualität von Lebensmitteln. Gemäß ihrer strengen Vorgaben bewertet eine Fachjury aus ausgebildeten Weinexperten die eingereichten Produkte bei einer Blindverkostung nach dem DLG-5-Punkte-Schema anhand Farbe, Aussehen, Geruch, Geschmack sowie Typizität. Die Bewertung von Erzeugnissen des eigenen Betriebs wird dabei gestrichen und geht nicht in die Gesamtwertung des jeweiligen Produktes mit ein. Geleitet wurde die Verkostung von den Experten der DLG selbst.
Für die zukünftige Ausrichtung der Landesweinprämierung steht die Aufgabe an, die Durchführungsordnung aus dem aktuellen Weinrecht auf die neu zu erstellende Herkunftspyramide des Anbaugebietes Sachsen anzupassen und damit gleichzeitig auch die Unterschiede zur VDP-Klassifizierung zu entschärfen.
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