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Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis

Endspurt im Weinberg

Der aktuelle Rebschutzhinweis hat insbesondere die Situation um die Kirschessigfliege (KEF) als Hintergrund. Einflug in die Rebflächen und erste,vereinzelte Eiablagen wurden inzwischen festgestellt. Überregional wird standortabhängig auch von starkem Befall berichtet. Melden Sie Verdachtsfälle an die Weinbauberatung bzw. ihren Vermarktungsbetrieb! Zur KEF nachfolgend gleich noch weitere Informationen.

Veröffentlicht am
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Schröer
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Die Reifeentwicklung in den Weinbergen hat in den letzten Wochen enorme Fortschritte gemacht. Wir bewegen uns im langjährigen Mittel, sodass mit der Lese der Frühsorten wahrscheinlich nicht vor Mitte September zurechnen ist.

Eine Hochdruckwetterlage sorgte nochmals für spätsommerliches Wetter mit Temperaturen um die 30 Grad Marke. Es wurden keine flächendeckenden Niederschläge prognostiziert, örtliche Schauer und Gewitter waren jedoch nicht vollkommen auszuschließen. Im Hinblick auf erste zu sehende Fäulnisnester in kompakten Sorten und Klonen wäre ein Wetterumschwung Richtung feucht-warm auch nicht wünschenswert.

Seit Ende August sind punktuell wieder neue Hitzeschäden an den Trauben zu erkennen, bei den heißen Temperaturen werden die Beeren regelrecht durchgekocht.

Oberflächig werden Beerenhäute durch Oidiumbefall sowie Wespen - oder Mäusefraß beschädigt. Diese Wunden bilden dann ebenfalls Eintrittspforten für Essigfliegen und weitere Insekten. Fliegen (auch die großen Fleischfliegen) oder Bienen können keine gesunde Beerenhaut knacken und kommen immer nur sekundär zum Aushöhlen der bereits geöffneten Beeren. Auch Ameisen sind dort anzutreffen, wo Löcher in den Beeren freien Zugang zum süßen Saft bieten.

Kirschessigfliege

Mitte/Ende August ist das landesweite Beerenmonitoring bei den frühreifen rot färbenden Rebsorten angelaufen. Das Monitoringsystem wird seit diesem Jahr dankenswerterweise von einigen Rebschutzwarten auf regionaler Ebene durchgeführt.

Das Monitoring kann naturgemäß nur Stichproben erfassen, bietet aber dennoch die Möglichkeit, über das Internet unter „Vitimeteo Monitoring“ http://monitoring.vitimeteo.de/$/ sehr schnell einen Überblick über die Gesamtsituation zu bekommen.

Allerdings bedürfen die Eiablagezahlen auch einer gewissen Interpretation: Meist handelt es sich um besonders kritische Flächen mit Randeinfluss (Hecken, Wald usw.), so dass diese teilweise hohen Zahlen zwar für diesen einen Standort zutreffen, allerdings nur bedingt auf andere Lagen zu übertragen sind. Generell gilt es deshalb, die eigenen Bestände im Blickzu behalten und ggf. entsprechende Maßnahmen bezogen auf den Einzelstandort vorzunehmen.

Das Überwachen und Auszählen der Männchen mit den schwarzen Flügelpunkten in den örtlichen Köderfallen oder das Rütteln in der Laubwand gibt einen Anhaltspunkt über die Flugaktivität an den einzelnen Standorten, lässt aber leider keinen Schluss auf den aktiven Befall zu. Achten Sie deshalb auch auf KEF-typische Eiablage und Saftaustritt an den Beeren! Die Eiablage ist am besten mit Hilfe einer guten Lupe oder besser noch mit Hilfe eines Binokulars bei 10- bis 15-facher Vergrößerung zu erkennen.

Jeder Bewirtschafter von Rebflächen muss das Befallsrisiko und damit den Beginn möglicher Behandlungen auf seinen Flächen grundsätzlich selbst festlegen. Generell ist dies im Vorfeld mit den Vermarktungsbetrieben abzustimmen! Achten Sie auf die Hinweise ihres Vermarktungsbetriebes!

Beobachten Sie ihre Parzellen jetzt sehr genau! Besonders gefährdet sind Anlagen in der Nähe von Gehölzzonen, in denen sonstige Wirtspflanzen der KEF wachsen (z. B. Brombeeren, Holunder usw.).

Indirekte Bekämpfungsmaßnahmen

Die Kirschessigfliege bevorzugt feuchtwarme und schattige Gebiete. Eine gut belüftete und besonnte Traubenzone stellt deshalb für die KEF ungünstigere Bedingungen dar. Auch kurz gehaltene Begrünungen bieten ihr weniger Rückzugsmöglichkeiten am Boden und senken die Luftfeuchte im Bestand. Darüber hinaus sollten, im Falle einer Ertragsregulierung, süße Trauben nicht auf dem Boden liegen bleiben. Kirschessigfliegen legen ihre Eier zwar gewöhnlich nicht auf verrottendes Fruchtmaterial, werden jedoch durch den entstehenden Gärgeruch zusätzlich in die Anlage gelockt.

Generell ist es so, dass die Weintrauben nicht zu den bevorzugtesten Früchten der KEF gehören. Deshalb gibt es bekannterweise große Unterschiede innerhalb der Sortenpräferenz. Am Ende der Vegetation sind aber nunmal die Weintrauben mit das letzte Nahrungsangebot und damit fliegen die KEF auch in unsere Weinberge ein.

Als unterstützende Hygienemaßnahme in den Anlagen kann das auf Kaolin basierende Pflanzenstärkungmittel CutiSan vorbeugend in die Traubenzone appliziert werden. Es färbt die Traubenzone weiß und soll die Trauben gegen KEF-bedingte Fäulnis stärken. Aufgrund der „weißenTraubenzone“ muss der erklärungsbedürftige öffentlichkeitswirksame Einsatz in der aktuellen Diskussion um Pflanzenschutzmittel allerdings gut abgewogen und auf jeden Fall mit dem Vermarktungsbetrieb abgestimmt werden.

Der vorbeugende Einsatz von Cutisan ist ab Farbumschlag (ca. BBCH 83) beziehungsweise ab einem Mostgewicht von ca. 50° Oechsle durchzuführen. Die Aufwandmenge liegt bei 8-15 kg/ha in 400-500 L Wasser (max. 3 %ig) unter Zugabe eines Netzmittels wie z. B. Wetcit (0,2 %ig) oder Break Thru(0,05%ig).

Die Applikation erfolgt beidseitig in die abgetrocknete und gut entblätterte Traubenzone. Um ein Absetzen zu vermeiden, sollte mit laufendem Rührwerk gefahren werden. Tankmischungen werden nicht empfohlen. Nach Niederschlägen ist der Belag ggfs. zu erneuern. Das Produkt Cutisan ist FiBL-gelistet und unterliegt keiner Wartezeit. Andere Kaolin-Produkte dürfen nicht zum Einsatz kommen.

Zum Einsatz von Löschkalk bzw. Fruchtkalk als Düngemaßnahme, gibt es derzeit keine gesicherten Erkenntnisse zur Nebenwirkung auf die Kirschessigfliege. Eine Anwendung wird nicht empfohlen.

Direkte Bekämpfungsmaßnahmen

Eine eventuell notwendige chemische Bekämpfung richtet sich nach den beobachteten Eiablagen (Einbohrlöcher bzw. Safttröpfchen). Mit beginnender Eiablage können in gefährdeten rötlichen und roten Sorten Behandlungen in Erwägung gezogen werden, sofern die Wartezeit der einzelnen Mittel noch sicher eingehalten werden kann. Besonders gilt dies für gefährdete Anlagen, in denen bereits angeschlagene und faulende Beeren vorhanden sind. Eine zu frühe, vorbeugende Behandlung vor Befallsbeginn ist vollkommen sinnlos, da die Wirkungsdauer der Mittel begrenzt ist. Auch Regen schwächt die Wirkung der eingesetzten Mittel ab. Beobachten Sie aktuell in erster Linie Anlagen mit den Rebsorten Acolon, Dornfelder, Regent und Portugieser. Grundsätzlich müssen weiße Rebsorten nicht behandelt werden. Auch für später reifende rote Sorten wäre es jetzt noch zu früh.

Auch wenn bereits beginnende Eiablagen an kritischen Standorten gefunden wurden ist aus Sicht von Dienstag, den 27. August, aktuell noch keine flächendeckende Behandlung der frühen Rotweinsorten notwendig. Die heißen Temperaturen in dieser Woche werden den Populationsaufbau und die Eiablageaktivität der KEF möglicherweise verlangsamen. Falls die Eiablagezahlen in dieser Woche eine zunehmende Tendenz zeigen, wird sehr zeitnah ein weiterer Hinweis erfolgen.

Zugelassene Pflanzenschutzmittel im Weinbau

Neben dem regulär zugelassenen Präparaten Spintor und Mospilan hat dasBundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zur Bekämpfung der Kirschessigfliege Exirel über eine Notfallregelungzugelassen.

Handelsname (Wirkstoff) Bienengefährlichkeit Raubmilbenschädigung Wartezeit (Tage) Max. Anzahl Anwendungen Aufwandmenge
Spintor (Spinosad) B 1  nicht schädigend  14 2 160 ml/ha
 Mospilan SG (Acetamiprid) B 4 schwach schädigend 14 1 375 g/ha

Exirel

 (Cyantraniliprole)

B 1  nicht schädigend 10 1  900 ml/ha

Der Zusatzstoff „Combi Protec“ ist nach §42 PfSG bis 2023 in folgenden Mischungen zugelassen:

  • Combi-protec in Tankmischung mit Spintor, 1 L combi-protec in 20 L Spritzbrühe mit 5 mL Spintor (es gelten die Anwendungsbestimmungen und Wartezeiten bzw. Auflagen von Spintor) 
  • Combi-protec in Tankmischung mit Mospilan, 1 L combi-protec in 20 L Spritzbrühe mit 25 g Mospilan (es gelten die Anwendungsbestimmungen und Wartezeiten bzw. Auflagen von Mospilan)

Anwendungshinweise zum Kombinationsverfahren mit Combi-Protec:

Zuerst Messbecher mit Wasser benetzen, dann Combi-Protec dazugeben – sofort aufrühren! Anschließend SpinTor oder Mospilan zugeben. Nicht direkt in Brühebehälter geben. combi-protec ist am besten bei einer Temperatur über 20° C lösbar. Applikation auf das trockene Blatt. Keine Mischung mit Netzmittel. Nach dem Einsatz Spritze gründlich mit Wasser durchspülen!

Weitere Hinweise

  • Der Wirkungsgrad aller Mittel liegt niemals bei 100%. Es kann nicht erwartet werden, dass dadurch der Befall auf „Null“ reduziert werden kann. Es ist aber zu erwarten, dass durch gezielte Behandlungen, falls sie notwendig werden, eine Verlangsamung der Populationsentwicklung einhergeht und damit das Lesefenster größer wird
  • Das Befahren jeder Gasse verbessert die Wirkung. Alternativ bei Befahrung jeder zweiten Gasse nicht zu schnell fahren
  • Die Behandlung sollte möglichst in den hinein durchgeführt werden, da hier die Fliegen aktiver sind und damit von der Brühe besser getroffen werden. Zusätzlich ist dabei die Gefahr geringer, Bienen zu treffen. Da eine eventuelle Anwendung der Präparate nahe am Erntetermin liegt, ist auf die Einhaltung der Wartezeiten sowie auf die Vermeidung von Abdrift aufbenachbarte Rebflächen zu achten. Das heißt: möglichst kein Wind bei der Ausbringung (max. 5 m/sWindgeschwindigkeit), mindestens die ersten beiden Gassen nur in Richtung des eigenen Grundstücks behandeln, ordnungsgemäß eingestelltes Sprühgerät
  • Aus Gründen der Rückstandssituation wird dringend darauf hingewiesen, dass Überkonzentrationen zwingend zu vermeiden sind. Ebenso dürfen auf keinen Fall Mittel und Wirkstoffe eingesetzt werden, die für den Weinbau nicht zugelassen sind. Dies wäre ein schwerwiegender Verstoß gegen das Pflanzenschutzgesetz. Weine mit Rückständen von nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln sind nicht verkehrsfähig!
  • ACHTUNG: Karate Zeon hat in diesem Jahr keine Zulassung!!! 
  • Nach Rücksprache mit der Firma Corteva können Anbruchgebinde von Spintor aus den Vorjahren noch aufgebraucht werden, die Wirkung sollte bei ordnungsgemäßer, frostfreier Lagerung noch gegeben sein.
  • Das Massenfangverfahren durch Aufhängen von Fangflaschen am Rande von Rebflächen kann als unterstützende Maßnahme gesehen werden. Seriöse Nachweise einer ausreichenden Wirkung sind leider noch nicht geführt. Wer darauf baut, sollte dennoch seine Bestände gründlich im Auge behalten.

Hinweis zum Bienenschutz 

  • Nach der Bienenschutzverordnung dürfen Pflanzenschutzmittel mit der Einstufung B1 (Bienengefährlich) nicht in von Bienen beflogenen Weinbergen eingesetzt werden (saftende Trauben, Honigtau, blühende Unkräuter)
  • Daherblühende Begrünungen vor einem Insektizideinsatz mulchen und Insektizide erst vor/nach Beendigung des täglichen Bienenflugs (kurz vor Sonnenuntergang / kurz nach Sonnenuntergang) einsetzen. Dies deckt sich auch mit den Hauptaktivitätsphasen der KEF
  • Beschädigte Beeren in den Weinbergen sind generell als Warnsignal zu werten 
  • Weiter bitten wir zu beachten, dass in den wenigen Fällen, wo Bienenstände näher als 60 Meter zu Anlagen stehen, die mit B1-Mittel behandelt werden sollen, Rücksprache mit dem Imker zu erfolgen hat
  • Bienengefährliche Pflanzenschutzmittel dürfen innerhalb eines Umkreises von 60 m um einen Bienenstand entweder während des täglichen Bienenfluges nur mit Zustimmung des Imkers oder außerhalb der täglichen Flugzeit eingesetzt werden.

Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.

Die nächste Mitteilung erfolgt nach Bedarf, vermutlich Mitte dieser Woche.

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