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Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis

Temperaturrückgang und Rebblüte

Die sogenannte Schafskälte, eine Kältephase meist Anfang Juni, wenn traditionell die Schafe geschoren werden, hält Einzug. Die Temperaturen gehen wieder zurück und über das kommende Wochenende werden nur noch zwischen 15 und 18°C erreicht. Auch Schauer und Gewitter haben sich für die kommenden Tage angekündigt. Während in frühen Lagen und Sorten die Rebblüte inzwischen begonnen hat, ist die Entwicklung je nach Lage, Sorte und Frostschäden recht unterschiedlich. Es deutet sich ein insgesamt verzettelter Blüteverlauf an und es bleibt abzuwarten inwiefern der Temperaturrückgang die Blüte beeinflussen wird.

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Krampfl
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Allgemeiner Entwicklungsstand

Die sommerliche Witterung seit dem Pfingstwochenende und insbesondere die wärmeren Nachttemperaturen haben die Entwicklung in den Rebanlagen insgesamt beschleunigt. In frühen Lagen und Sorten hat die Rebblüte inzwischen erwartungsgemäß begonnen. In Abhängigkeit von Lage, Sorte und Frostschäden geht die Entwicklung sehr weit auseinander. Ab heute Nachmittag können Schauer und Gewitter aufziehen, die Temperaturen gehen wieder zurück und über das kommende Wochenende werden nur noch zwischen 15 und 18°C erreicht. Die sogenannte Schafskälte, eine Kältephase meist Anfang Juni, wenn traditionell die Schafe geschoren werden, hält Einzug.
Damit deutet sich ein insgesamt verzettelter Blüteverlauf an und es bleibt abzuwarten inwiefern der Temperaturrückgang die Blüte beeinflussen wird. Möglicherweise sind in diesem Jahr die späteren Lagen von Vorteil, wenn die Hauptblütephase erst in der kommenden Woche ablaufen wird.

Weinbauliche Arbeiten

Wie erwartet treiben an den meisten frostgeschädigten Stöcken im Stamm- und Kopfbereich ausreichend Wasserschosse und Geiztriebe nach. Ziel muss sein, Fruchtruten für den Rebschnitt 2021 gut belichtet wachsen zu lassen. In frostgeschädigten Anlagen sind Verdichtungen im Kopfbereich daher unbedingt zu vermeiden. Diese Verdichtungen von Hand zu regulieren ist definitiv zielführend aber auch sehr arbeitsaufwändig. Alternativ (oder ergänzend) zur Handarbeit können verdichtete Laubwandbereiche im Nachblütestadium, auch mit maschineller Entblätterung gelockert werden.
Sofern kein Traubenertrag zu erwarten ist, sollte das Zielholz zu gegebener Zeit geheftet werden und die Triebe im vorderen Bogenbereich können ohne vorheriges Heften mit dem Laubschneider eingekürzt werden.
In teilgeschädigten Anlagen mit starker Geiztriebbildung können die Verdichtungen in der Laubwand nach dem Heften ebenfalls mit dem Entlauber reguliert werden.
In nicht geschädigten Anlagen ist das konsequente Aufheften die Grundlage für eine frühzeitige Entblätterung im Nachblütebereich. Diese verringert die Sonnenbrand- und Botrytisgefahr, verbessert die Anlagerung der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel und führt nebenbei zu einer leichten Verrieselung der Trauben. Dagegen sollte mit dem ersten Gipfeltermin möglichst lange abgewartet werden, denn ein verfrühter erster Laubschnitt fördert unnötig die Kompaktheit der Trauben.

Pflanzenschutz in Frostlagen

In sehr stark frostgeschädigten Anlagen sind kostengünstige Pflanzenschutzbehandlungen mit Kontaktfungiziden und Netzschwefel ab dem Dreiblattstadium von Geiztrieben bzw. des Neuaustriebs einzuplanen. In solchen Anlagen liegt der Schwerpunkt bei der Peronosporabekämpfung, sodass über aktive Blattmasse die spätere Holzreife des Zielholzes gewährleistet ist. Sobald in teilgeschädigten Anlagen jedoch schützenswerte Gescheine vorhanden sind, wird ein „normaler“ Pflanzenschutz mit aktuell entsprechend reduzierter Düsenanzahl empfohlen.

Pflanzenschutz

Im Bereich um die Rebblüte befinden sich sowohl die größer werdenden Gescheine bzw. jungen Beerchen als auch der ungeschützte Neuzuwachs in der kritischsten Phase für Krankheitsbefälle. Aktuell muss daher in engen Abständen gefahren werden (max. 12 Tage!). Durch die seither überwiegend trockene Witterung orientiert sich der Spritzabstand eher an Oidium als an Peronospora.
Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird der 2 bis 2,5-fache Basisaufwand empfohlen. Sobald in frühen Anlagen die Beerenentwicklung einsetzt sollte der 3-fache Basisaufwand angewendet werden.
Junganlagen sind ab ca. 20 cm Wuchshöhe ebenfalls mit einem Schutzbelag gegen die Pilzkrankheiten zu behandeln. Hier genügt ein Kontaktfungizid gegen Peronospora zusammen mit 0,2 Prozent Netzschwefel. Insbesondere kleinere Flächen können hier Mittel sparend mit der Rückenspritze behandelt werden (1-fach konzentrierte Brühe ausreichend).
Achten Sie bei den weinbaulichen Arbeiten weiterhin verstärkt auf Krankheitssymptome und melden Sie eventuelle Auffälligkeiten (Ölflecken, Zeigertriebe durch Oidium) an die Weinbauberatung bzw. die örtlichen Rebschutzwarte. Aktuelle Beobachtungen der Rebschutzwarte können über http://www.monitoring.vitimeteo.de eingesehen werden.

Oidium:
Die kommende wechselhafte Witterung mit höherer Luftfeuchtigkeit bietet im Vergleich zu den vergangenen Wochen verbesserte Bedingungen für Oidiuminfektionen. Überregional wird von einem verstärkten Auftreten von Zeigertrieben berichtet. Im Gebiet wurden bisher noch keine Befälle gemeldet.
Bei Behandlungen in die beginnende Blüte werden in erster Linie die Mittel Dynali, Talendo, Prosper TEC oder Vivando empfohlen. Beim Einsatz von Prosper TEC ist die verkürzte Wirkungsdauer im Spritzabstand zu berücksichtigen. Ein einmaliger Einsatz der Präparate Sercadis, Luna Experience oder Luna Max wird bevorzugt zur abgehenden Blüte bzw. der darauffolgenden Spritzung empfohlen. Topas und Systhane sollten erst zu einem späteren Entwicklungszeitpunkt eingesetzt werden.
Achten Sie dabei unbedingt auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel und das Resistenzmanagement. Auf die eingeschränkte Verwendung der Mittel mit dem Resistenzbuchstaben „K“ (Vivando/Kusabi) wurde bereits mehrfach hingewiesen.

Peronospora:
In dieser Woche wurden keine weiteren Ölflecken gemeldet, der Infektionsdruck ist nach wie vor gering. Allerdings könnten mit den Niederschlägen in dieser Woche wieder Primärinfektionen möglich werden. Die Zugabe eines Kontaktmittels bei anstehenden Behandlungen gegen Oidium reicht in aller Regel aus.Wenn bei Mittel- oder Langfristprognosen weitere Gewitter gemeldet werden, kann in der kritischen Blüte- und Nachblütezeit ein Mittel mit systemischer Komponente (z.B. Profiler, Veriphos + Kontaktmittel, Delan Pro oder Zorvec Zelavin Bria) zusätzlichen Schutz bringen. Bei stärkerem Perodruck kämen auch Mittel mit tiefenwirksamer Funktion zum Einsatz.

Fäulnisvermeidung:
Weinbauliche Verfahren stehen grundsätzlich im Vordergrund, um Befall durch Botrytis und Essigfäule im Herbst vorzubeugen. Dazu gehören eine lockere Traubenzone durch moderate „Entblätterung“ unmittelbar nach der Blüte, keine Stickstoffdüngung nach der Blüte und möglichst Verzicht von öffnender Bodenbearbeitung ab der Blüte.
Bedingt durch den sich anbahnenden Wetterwechsel mit deutlich tieferen Temperaturen und damit ungünstigeren Blühbedingungen ist aktuell bei geplantem Einsatz von Biowachstumsregulatoren (Regalis bzw. Gibb 3 oder Berelex) Vorsicht geboten. Nachttemperaturen unter 10° C sind für einen Einsatz kritisch zu sehen. Im Zweifel kann man auch die verwendete Menge reduzieren.
Insbesondere Regalis sollte zudem auch nur in wüchsigen Anlagen mit ausreichender Trieblänge zum Einsatz kommen. Ansonsten kann es bei Benetzung der Triebspitzen zu phytotoxischen Reaktionen (Berostungen, Triebspitzen können abbrechen) kommen. Durch die in diesem Jahr häufig zu findenden ungleichmäßigen Laubwände ist somit eine exakte Einstellung der Düsen unabdingbar.

Schwarzholzkrankheit:
Die Flugphase der Windenglasflügelzikade, die die bakteriellen Erreger der Schwarzholzkrankheit von Brennnesseln und Winden auf die Reben überträgt, steht unmittelbar bevor. Daher sollte bei Vorhandensein dieser Wirtspflanzen ab sofort bis Ende Juli sowohl ein Abmähen oder Abmulchen der Böschungen und Wegränder als auch eine Bekämpfung innerhalb von Rebflächen unterbleiben.

Sonstige Hinweise

  • Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel - insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
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