Ehemaliger Leiter der Gruppe Oenologie am DLR Rheinpfalz verstorben
Völlig unerwartet verstarb am 8. Oktober 2020 Dr. Georg Binder, der seit 1983 bis zu seiner Pensionierung 2015, zuletzt als Gruppenleiter Oenologie im Institut für Weinbau und Oenologie, am DLR Rheinpfalz tätig war. Mit ihm geht ein begnadeter Lehrer, Berater und Forscher, der zwei Generationen von angehenden Winzern und Wirtschaftern, später auch Studie-rende des dualen Studiengangs in Neustadt klare kellerwirtschaftliche und weinrechtliche Leitplanken für das tägliche Arbeiten im Keller mit auf den Weg gegeben hat.
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Dr. Binder kam 1983 als Referendar an die damalige Landes-, Lehr und Forschungsanstalt in Neustadt und entwickelte sich vom studierten Gartenbauer zu einem bundesweit und international anerkannten Oenologen. Mit Forschungsarbeiten zur Auswirkung der Vollernterlese auf die Trauben- und Weinqualität promovierte er und trug zur qualitätsorientierten Weiterentwicklung der Vollernter bei. Der Name Georg Binder ist in Deutschland eng mit dem Einzug moderner Rotweinbereitungsverfahren verknüpft. Er gab der Weinwirtschaft wertvolle Impulse zur Herstellung international wettbewerbsfähiger Rotweine und befasste sich frühzeitig ab 1995 mit dem Einsatz von Eichenholzchips, um bei ihrer Zulassung in 2006 seine Erkenntnisse aus acht Versuchsjahren an die Weinwirtschaft weitergegeben zu können.
Tatendrang, Neugierde, Fröhlichkeit und Begeisterungsfähigkeit
Mit seinem besonderen Talent gelang es Georg Binder, Wissen aus unterschiedlichsten Quellen mit den praktischen und sensorischen Erfahrungen aus dem Versuchswesen zu verknüpfen und sehr konkrete Handlungsanweisungen in zahlreichen Vorträgen und Artikeln weiterzugeben. Dies fiel ihm umso leichter, da er ein Mensch voller Tatendrang, Neugierde, Fröhlichkeit und Begeisterungsfähigkeit war. Eine Person, die jung und kontaktfreudig blieb, ein Mensch der spürbaren Hilfsbereitschaft und dienenden Pflichtbewusstsein. Davon profitierten auf unvergessenen Exkursionen viele Schüler, Studierende und Fachkollegen.
Besondere Beziehung zu den Menschen in Mittel- und Osteuropa
Dr. Binder beriet ab 2001 als Mitglied des Bundesausschusses für Weinforschung die Bundesregierung und war im Auftrag der GTZ mehrfach in Georgien zum Aufbau eines Ausbildungs- und Qualitätssicherungssystems engagiert, ebenso in Moldawien, Rumänien, Armenien oder Bulgarien. Aufgewachsen in Rumänien, dem er 1983 dem Drang folgend, mehr aus seinem Leben machen zu wollen als ihm das damalige Regime erlaubte, den Rücken kehrte, verband Georg Binder eine besondere Beziehung zu den Menschen in Mittel- und Osteuropa. Es war ihm ein besonderes Anliegen, den Menschen vor Ort zu helfen, alte Strukturen abzuschütteln und gute Wein auszubauen. Für den Berufsstand war Georg Binder in vielen Gremien zur Ausbildung und bei der Qualitätsweinprüfung aktiv.
Georg Binder war als Fachmann und als Mensch eine Bereicherung für das DLR Rheinpfalz, für viele Kollegen in Deutschland und im Ausland, ebenso für zahlreiche Schüler und Winzer. Er war ein Gewinn für die deutsche Weinwirtschaft. Behalten wir die Persönlichkeit Georg Binder in diesem Sinne in guter Erinnerung.
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