Antrag des Forschungsbaus zur Förderung empfohlen
Am 23. April 2021 hat der Wissenschaftsrat empfohlen, den Forschungsbau der Hochschule Geisenheim zu fördern. Das Forschungszentrum für nachhaltigen und klimaangepassten Weinbau (Viticulture Adaptation Center for Sustainability and Climate Change, kurz: VITA), soll auf dem Campusgelände entstehen.
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Klimawandel, Nachhaltigkeitsziele, Biodiversitätsverlust – die globalen Herausforderungen unserer Zeit sind vielfältig und betreffen auch die Produktion von Sonderkulturen. So ist der Anbau von Reben in Deutschland und Europa mit einem sehr hohen Pestizideinsatz verbunden. Ohne geeignete Gegenmaßnahmen ist davon auszugehen, dass sich diese Problematik durch den Klimawandel und die damit verbundene Etablierung neuer Schaderreger beziehungsweise Intensivierung des Druckes bereits vorhandener Schaderreger weiter verschärfen wird.
Zudem müssen Strategien zur Wasser- und Nährstoffversorgung an das sich ändernde Klima angepasst werden. Zu dieser Thematik und ihren Herausforderungen bekommen Forschende der Hochschule Geisenheim nun ein eigenes Gebäude: Der Wissenschaftsrat hat am 23. April 2021 empfohlen, den Forschungsbau "Forschungszentrum für nachhaltigen und klimaangepassten Weinbau (Viticulture Adaptation Center for Sustainability and Climate Change, kurz: VITA)" zu fördern. Dieser wird - vorbehaltlich der abschließenden Entscheidung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) - mit 32,6 Millionen Euro finanziert. Die jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Hessen getragen werden.
Bau wird weltweit einmalige Infrastruktur bieten
Im Forschungsbau VITA sollen die Auswirkungen des Klimawandels auf den Stoffwechsel der Pflanze, auf Interaktionen zwischen Reben und assoziierten Organismen, auf Ökosystemfunktionen, sowie auf Wasser- und Nährstoffflüsse im Weinberg analysiert werden. Aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen, sollen zudem nachhaltig erzeugte Produkte auf pflanzlicher oder mikrobieller Basis für die Verbesserung der Pflanzen- und Bodengesundheit sowie der Resilienz von Reben gegenüber klimatisch bedingten Stressfaktoren, hergestellt und geprüft werden.
Der Erhalt beziehungsweise die Erhöhung der Biodiversität im Ökosystem Weinberg ist hierbei eine obere Prämisse. Zugleich wird auch eine Bewertung potenzieller Risiken und unerwünschter Nebeneffekte bei der Produktanwendung, zum Beispiel hinsichtlich gesteigerter Nitratauswaschung in das Grundwasser oder Treibhausgasemissionen erfasst.
Forschungsschwerpunkte werden vernetzt
Zentraler Bestandteil für die geplanten Tätigkeiten aller Arbeitsgruppen im Forschungsbau sind begehbare Pflanzenwachstumskammern, sogenannte Phytotrone und Weinberg-Ecotrone (Untersuchungseinheiten zur Manipulation und Messung von komplexen ökologischen Zusammenhängen im Ökosystem Weinberg). Dadurch soll der Anbau von Reben und den mit ihnen ober- und unterirdisch assoziierten Organismen unter präzise definierten und reproduzierbaren klimatischen Bedingungen möglich sein. Zudem sind sechs neue Großgeräte vorgesehen, die für die zielgerichtete Bearbeitung der Forschungsprogrammatik unabdingbar sind.
Die Forschungsprogrammatik wird zwei zentrale, profilbildende Forschungsschwerpunkte der Hochschule integrativ vernetzen und entscheidend stärken:
- „Ertragssichere, qualitätsorientierte und nachhaltige Anbausysteme für Sonderkulturen entwickeln“ und
- „Risiken des Klimawandels beurteilen und Strategien zur Anpassung und Minderung der Folgen erarbeiten“
Weiteres Alleinstellungsmerkmal für die Hochschule
Der Forschungsbau zielt darauf ab, den Folgen des Klimawandels und konkret einer zunehmend CO2-reichen und von Extremwetterereignissen geprägten Zukunft mittels nachhaltiger und effizienter Lösungsansätze zu begegnen. „Der in VITA vorgesehene Forschungsansatz ist weltweit einmalig, sowohl hinsichtlich der Fragestellung als auch der vorgesehenen technischen Infrastruktur. VITA wird als Alleinstellungsmerkmal der Hochschule Geisenheim die Forschung an Reben und assoziierten Organismen national und international sichtbarer machen und damit die infrastrukturelle Grundlage weiterer Forschungsarbeiten zu dieser Thematik sein“, so Prof. Dr. Annette Reineke, Vizepräsidentin für Forschung und Sprecherin der Gruppe der Antragstellenden.
Auch Hochschulpräsident, Prof. Dr. Hans Reiner Schultz, freut sich: "Das ist ein riesiger Erfolg für unsere Hochschule, alleine wenn man bedenkt, wie enorm die Konkurrenz für diese Art Ausschreibungswettbewerb ist - vor allem Medizin und Technikbauten werden gefördert - und wenn man sich das Fördervolumen anschaut. Und es macht mich stolz, dass wir als ganz kleine Institution gegen die „Großen“ bestehen können und nun einen „Werkzeugkasten“ errichten, der den Weinbau der Zukunft mit einmaligen Mitteln erforschen kann. Davon wird die ganze Branche profitieren, national wie international.“
Forschungsbau entsteht auf Campusgelände
Der geplante Forschungsbau hat eine gesamte Nutzfläche von rund 1.500 m². Er befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Zentralen Instituts- und Laborgebäude sowie zu den hochschuleigenen Versuchsgewächshäusern und Weinbergen. Hierzu gehört auch eine Weinberg FACE-Anlage (Free Air Carbon Dioxide Enrichment). Eine weltweit einmalige Freilandanlage zur Erforschung des Weinbaus der Zukunft unter erhöhten atmosphärischen CO2-Konzentrationen.
Der zentrale Standort des Forschungsbaus auf dem Campusgelände, bietet optimale Voraussetzungen für inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit als Basis für die Entwicklung neuer Konzepte. Zudem schafft er die notwendige Sichtbarkeit hinsichtlich der Bedeutung der Forschungsschwerpunkte von VITA für die Hochschule.
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