Akademieleiter geht in den Ruhestand
Die Akademie für Natur und Umweltschutz Baden-Württemberg feiert dieses Jahr ihr 35-jähriges Jubiläum. Claus-Peter Hutter, bis Ende Juni 2021 Leiter der Akademie, zog Bilanz und sieht „die Wissenserosion in Sachen Umwelt“ – wie er die Situation beschreibt – „in gleichem Maße als Herausforderung für die Zukunft wie das weltweite Artensterben und der Verlust der Biodiversität“. Anders als vor 35 Jahren sei heute das Bewusstsein für Naturbewahrung und einen nachhaltigen Lebensstil in der Bevölkerung größer, es fehle jedoch zunehmend an Wissen und schlicht an der Umsetzung und an den Inhalten.
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„Aus Konfliktgegnern Konfliktpartner machen“, unter diesem von ihm selbst definierten Motto formte Claus-Peter Hutter zwischen Herbst 1986 und heute die Umweltakademie Baden-Württemberg. Sie ist eine weit über die Landesgrenzen Baden-Württembergs hinaus anerkannten Institution in Sachen Umweltbildung und Nachhaltigkeitskommunikation.
Nach seinem Credo „Naturbewahrung mit und nicht gegen Menschen“ gelang es Hutter den bis in die 80er-Jahre weitgehend im eigenen Sumpf schlummernden Naturschutz aus dem Schattendasein zu holen. Aus Ekeltieren wie Fröschen und Kröten ließ er Sympathieträger werden. Das Themenspektrum Ökologie – lange bevor es zu einem allgemeinen Begriff wurde – definierte er als Herausforderung und Aufgabe für alle gesellschaftlichen Bereiche.
Zur Bilanz aus 35 Jahren Umweltakademie Baden-Württemberg gehören 14.000 Seminare, Kongresse und Aktionstage mit 170.000 qualifizierten Multiplikatoren. Außerdem auch Ausstellungen mit insgesamt zwei Millionen Besucher*innen und außergewöhnliche Aktionen, wie zum Beispiel Schaf-, Schweine- und Rindertriebe mitten durch die Stuttgarter City, das größte Gsälzbrot der Welt sowie ein Climate Refugee Camp als Kunst- und Umweltaktion auf dem Schillerplatz in Stuttgart – Jahre bevor sich die Flüchtlingskrise zuspitzte.
Hutter ist Pionier in Sachen Umweltschutz
Anfangs von manchen milde belächelt, später neidisch beobachtet, suchte und findet Claus-Peter Hutter bis heute auch ungewohnte Wege, um Menschen für die Natur zu begeistern und Zusammenhänge aufzuzeigen. Hutter war auch Pionier im Sinne für Kooperation statt Konfrontation und ging früh auf Unternehmen zu, in denen er ebenso eine Schlüsselrolle für erfolgreichen Umweltschutz und Klimavorsorge sieht wie bei den Städten und Gemeinden. Dass seine Ideen vielfach nachgeahmt werden, ohne den Urheber zu nennen, ficht Hutter nicht an. „Ein größeres Kompliment für die Richtigkeit zuvor kritisierter Wege als die vielfache Nachahmung kann es gar nicht geben“, sagt er gelassen.
Für sein vielfältiges Wirken – auch im ehrenamtlichen Bereich – erhielt Hutter unter anderem die Ehrensenatorwürde der Universität Hohenheim, den B.A.U.M-Umweltpreis für umweltgerechtes Management, die Ehrendoktorwürde der Visayas State University auf den Philippinen und das Bundesverdienstkreuz. Hutter ist Autor, Mitautor und Herausgeber zahlreicher Publikationen zum Natur- und Umweltschutz. Zuletzt erschienen: „Klimakrise – die Erde rechnet ab“ sowie „Das Verstummen der Natur“.
Claus-Peter Hutter wird sich künftig vermehrt für einen unverkrampften Umweltdialog von Wissenschaft, Umweltbildung und Naturschutzpraxis außerhalb der Umweltverwaltung einsetzten.
Über die Umweltakademie:
Der Grundstein für ökologisches und nachhaltiges Handeln wird im Kopf gelegt. Alle Bemühungen in Sachen Natur- und Artenschutz, Umwelt- und Ressourcenschutz können nur dann erfolgreich sein, wenn die Akzeptanz in der Bevölkerung geschaffen wird. Genau aus diesem Grunde setzt die Umweltakademie Baden-Württemberg auf die breite Vermittlung ökologischer Zusammenhänge. Unsere Umweltbildungsprogramme richten sich insbesondere an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus den Bereichen Kommunen und Verwaltungen, Verbände und Unternehmen, Wissenschaft, Forschung und Bildungseinrichtungen sowie an interessierte Bürgerinnen und Bürger.
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