DWV-AREV-Jahrestagung: Herausforderungen des Weinbaus
Die Einladung zur gemeinsamen Jahrestagung des Deutschen Weinbauverbandes (DWV) und der Versammlung der Weinbauregionen Europas wurde von zahlreichen Teilnehmern angenommen. Der DWV-Präsident Klaus Schneider gab einen Überblick über die aktuelle Situation der Weinbaupolitik und betonte, wie wichtig es sei, sich zukünftig vermehrt auf die Aspekte Herkunftsprofilierung und Nachhaltigkeit zu fokussieren.
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DWV-Präsident Klaus Schneider konnte direkt im Anschluss an seine Wiederwahl in Heilbronn zahlreiche Vertreter aus den Anbaugebieten in Deutschland und aus den europäischen Nachbarländern zur gemeinsamen Jahrestagung des DWV und der AREV (Versammlung der Weinbauregionen Europas) begrüßen. Die Veranstaltung wurde mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg durchgeführt.
Neben Grußworten des Ministers für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landes Baden-Württemberg, Peter Hauk, richtete auch die Deutsche Weinkönigin Sina Erdrich zu Beginn einen Appell des europäischen Zusammenhaltes an die gut 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Niemand darf sich seiner Verantwortung entziehen
Alter Tradition folgend beleuchtete der DWV-Präsident Klaus Schneider anschließend in seinem „Bericht zur Lage“ die aktuellen Themen der deutschen und europäischen Weinbaupolitik.
Einen Schwerpunkt setzte Schneider im Thema Herkunftsprofilierung, das er zu Beginn seiner ersten Amtszeit als Präsident 2017 angestoßen hatte und das die letzten Jahre kontrovers diskutiert wurde. „Die Umsetzung der neuen Weinverordnung in den Gebieten wird aktuell von den Schutzgemeinschaften, die für die Profilierung verantwortlich sind, betrieben. Alle Schutzgemeinschaften müssen sich der Möglichkeit, aber auch der Verantwortung für ihr Gebiet bewusst sein.“, so Schneider. Er appellierte an die Vertreter der Branche: „Wir alle müssen zum Wohle des Gebietes Kompromisse bezüglich der Herkunftsprofilierung treffen.“
Geht Nachhaltigkeit auch ohne "Öko"?
Schneider betonte als weitere Herausforderungen insbesondere die steigenden Anforderungen im Bereich „Nachhaltigkeit“ und forderte die aktive Unterstützung und einen besseren Dialog von und mit der Politik auf allen Ebenen. Der Verband diskutiere dieses Thema aktuell intensiv intern, aber auch mit der Branche wie z.B. im Rahmen des 64. Internationalen DWV-Kongresses. Offen bleibe für Schneider in diesem Zusammenhang die entscheidende Frage, ob man im Bundesministerium die Bemühungen des Verbandes anerkennen würde oder ob weiterhin ausschließlich die Förderung von Ökoweinbau favorisiert werde. Er mahnte, dass mit dem aktuellen Werkzeugkasten im Ökoweinbau die Zielvorgabe der Bundesregierung von 30 Prozent ökologisch bewirtschafteter Fläche nicht zu erreichen sei. „Es braucht ein offenes Bekenntnis und ein großes Engagement nicht nur der Erzeuger, sondern auch der Politik, insbesondere auf europäischer Ebene, um hier gemeinsam Lösungen zu finden“.
Verärgert zeigte sich Schneider weiterhin über die Haltung der Bundesregierung hinsichtlich der Reform der Lebensmittelinformationsverordnung. Mit der Forderung, alle Zutatenangaben auf das Etikett zu drucken, verhindere die Bunderegierung die Entwicklung der Digitalisierung. Das E-Label sei eine echte Chance für Erzeuger, aber auch für Konsumenten und biete die Möglichkeit, mehr Informationen zur Verfügung zu stellen.
Finanzieller Engpass könnte bevorstehen
Neben diesen politischen Themen äußerte sich Schneider auch zu den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen der Winzer: „Zwar ist der Preis für einen Liter deutschen Wein im LEH gestiegen. Auch im Export sind Deutsche Weine steigend in Wert und Menge. Dennoch spiegeln sich die aktuellen Kostensteigerungen und Inflation in den Preisen für Wein oder Fasswein nicht wider,“ zeigte sich Präsident Schneider aufgrund der aktuellen Situation besorgt.
Ansichten, Pläne und Appelle aus ganz Europa
An die mit viel Applaus bedachte Rede von Präsident Schneider schloss sich die Übergabe der DWV-Innovationspreise an, die bereits im Rahmen des 64. Internationalen DWV-Kongresses im April bekanntgegeben wurden. Im Anschluss kamen Vertreter der europäischen Politik und europäischer Weinanbaugebiete an die Reihe: Irène Tolleret, Europäisches Parlament, Vorsitzende der Intergruppe Wein, Francisco Martínez Arroyo, Minister für Landwirtschaft, Wasser und ländliche Entwicklung der Region Castilla-La Mancha, aber u.a. auch Referatsleiter Dr. Michael Koehler aus dem BMEL referierten zu Themen des europäischen Geoschutzes, europäischer Nachhaltigkeitsinitiativen sowie kommenden politischen Strategien auf europäischer Ebene.
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