Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis: Guter Traubenansatz
Noch ist an den meisten Orten noch kein Trockenheitsnotstand aktuell, trotzdem hoffen die Winzer auf ausreichende Regenfälle in der nächsten Zeit. Weiterhin ist für eine luftige Traubenzone zu sorgen, um bestmöglichen Pflanzenschutz und Fäulnis- und Kirschessigfliegenvermeidung zu bedingen. Peronospora verursacht derzeit beinahe nirgends Probleme.
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Nach dem Hitzewochenende haben sich in dieser Woche gemäßigtere Temperaturen eingestellt, die Wasserversorgung der Rebanlagen wird jedoch unabhängig von den vorherrschenden Temperaturen zunehmend kritischer. In Junganlagen und an extrem schwachen Standorten wurde inzwischen (soweit möglich) mit Bewässerungsmaßnahmen begonnen. Alte etablierte Anlagen können meist noch aus den Reserven der Niederschläge im April profitieren. Bleiben wir optimistisch, dass die sehnlichst erwarteten und vorhergesagten Regenfälle in den kommenden Tagen auch tatsächlich eintreten.
Der Traubenansatz nach der Rebblüte kann im Allgemeinen als gut bis sehr gut beschrieben werden. Abgesehen von chlorotischen Bereichen sind keine größeren Verrieselungen aufgetreten. Die jungen Beeren haben insbesondere an Standorten mit ausreichender Wasserversorgung enorm an Volumen gewonnen, sodass inzwischen meist das Stadium Schrotkorn- bis Erbsengröße erreicht ist. In den frühesten Lagen kann bei kompakten Sorten und Klonen demnächst mit dem Traubenschluss gerechnet werden.
Weinbauliche Arbeiten
Luftige Traubenzonen und Laubwände sind grundlegend für eine gute Applikationsqualität beim Pflanzenschutz, eine schnelle Abtrocknung der Traubenzone und auch eine vorbeugende Maßnahme gegen die Kirschessigfliege. Verbleibende Kümmertriebe sind daher zu entfernen und restliche Heftarbeiten zu erledigen. Gleichzeitig sollten auch Entblätterungsmaßnahmen vorangetrieben werden, bei weißen Sorten und beim Trollinger wird empfohlen lediglich einseitig auf der sonnenabgewandten Seite einzugreifen. Grundsätzlich muss beim Entblättern immer die Sonnenbrandgefahr (ab dem Stadium Erbsengröße) und in diesem Jahr besonders auch das Wuchsverhalten der Rebanlagen berücksichtigt werden. Bei weiterhin trockenen Bedingungen ist davon auszugehen, dass nach starken Entlaubungsmaßnahmen das eingeschränkte „Nachwachsen“ nur bedingt zur späteren Beschattung der Trauben beitragen kann.
Wüchsige Rebanlagen wurden bereits gegipfelt beziehungsweise der erste Laubschnitt steht in den kommenden Tagen an. An trockenstressgefährdeten Standorten kann ein (vorgezogener) Laubschnitttermin zur Einschränkung des Wasserverbrauchs beitragen.
In Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen kann vorbeugend ein magnesiumhaltiger Blattdünger wie zum Beispiel Bittersalz oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (zum Beispiel Falnet oder Lebosol Magnesium 500) eingesetzt werden. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.
Pflanzenschutz
Mindestens bis zum Stadium Erbsengröße befinden sich die Trauben in der Phase der höchsten Anfälligkeit. In letztjährig mit Oidium befallenen Anlagen und bei empfindlichen Sorten wird ein Spritzabstand von zehn Tagen empfohlen, ansonsten kann der Abstand auf etwa zwölf Tage ausgedehnt werden.
Pilzwiderstandsfähige Sorten (PiWi´s) sollten bis zum Traubenschluss mitbehandelt werden.
Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird die 3,5-fache Basisaufwandmenge empfohlen. Spätestens ab Traubenschluss ist dann die volle Aufwandmenge einzusetzen.
Oidium (Echter Mehltau)
Der Oidium-Druck bleibt grundsätzlich hoch und insbesondere Phasen mit höherer Luftfeuchtigkeit sind für die Pilzentwicklung förderlich. Erste Meldungen von neuem Befall an Blättern und Trauben beziehungsweise einzelnen Beeren liegen inzwischen vor. Nach wie vor sollten Produkte aus potenten Wirkstoffgruppen zum Einsatz kommen. Unter Berücksichtigung des Wirkstoffgruppenwechsels bieten sich aktuell insbesondere Talendo oder Dynali an. Alternativ kann bis BBCH 75 auch Prosper Tec eingesetzt werden (maximale Wirkstoffmenge beachten!).
Beobachten Sie Ihre Rebanlagen nach wie vor sehr genau. Je früher Oidiumbefall festgestellt wird, umso größer sind die Aussichten diesen durch den Einsatz von Bicarbonaten („Backpulvermittel“) zum Stoppen zu bringen. Oftmals beginnt der Befall vom Beerenstiel her oder es sind auch nur einzelne Beerchen an der Traube betroffen. Die Produkte Vitisan + Netzmittel oder Kumar (Netzmittel enthalten) sind mit hohen Wasseraufwandmengen einzusetzen. Die Aufwandmengen sind dabei neben den Zulassungsvorgaben entsprechend dem Befallsgrad und möglicher Verbrennungsgefahr abzuwägen. Die Anwendung sollte nicht in trockengestressten, schwachwüchsigen Anlagen, Jungfeldern oder bei hoher Sonneneinstrahlung durchgeführt werden. Grundsätzlich ist eine Behandlung in den Morgen- oder Abendstunden zu bevorzugen. Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Die Behandlung mit Bicarbonaten senkt den Infektionsdruck und kann bei Bedarf nach fünf bis sechs Tagen wiederholt werden, bevor mit synthetischen Fungiziden weiter behandelt wird. Überlegenswert ist auch, bei kritischen Anlagen (zum Beispiel Vorbefall im letzten Jahr) bei den folgenden Behandlungen vorbeugend ein Bikarbonat zuzugeben.
Peronospora
Die meisten Bestände sind weiterhin absolut gesund. Sekundärinfektionen, also auch Tauinfektionen, können nur bei vorhandenen Ölflecken stattfinden. Bodeninfektionen sind zwar grundsätzlich möglich, setzen aber stärkere Niederschläge und zuvor durchfeuchtete Böden voraus. Dementsprechend ist der Infektionsdruck momentan relativ gering.
Daher genügt in den meisten Fällen der Einsatz eines Kontaktfungizides wie z.B. Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC oder Delan WG. Wenn überhaupt macht der Zusatz eines phosphonathaltigen Produktes (zum Beispiel Veriphos, Foshield, Vinteger) in Anlagen Sinn, die noch keine ausgewachsene Laubwand haben beziehungsweise nicht unmittelbar nach dem Behandlungstermin gegipfelt werden.
Fäulnis- und Botrytisvorsorge
Da sich in diesem Jahr eine frühe Lese abzeichnet, sind hohe Temperaturen in der Reifeendphase und auch bei der Ernte sehr wahrscheinlich. Kompakte Trauben, in Kombination mit abgestorbenen Blüteresten und eventuellen Niederschläge erhöhen in der Reifeendphase das Risiko für Botrytis- und Essigfäulnis. Bekanntermaßen der wirkungsvollste Schutz gegen Traubenfäulnis sind lockere Trauben und eine luftige Traubenzone. Ob darüber hinaus durch den Einsatz eines Botrytizides zum Zeitpunkt „Kurz vor Traubenschluss“ eine zusätzliche Wirkungsgradsteigerung erzielt werden soll, muss jeder Betrieb für sich entscheiden.
Eine Behandlung kurz vor Traubenschluss bietet letztmalig die Gelegenheit das Traubengerüst und die Ansatzstellen der Beeren mit einem Botrytizid vor frühzeitigem, latenten Botrytisbefall zu schützen. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Switch, Teldor, oder Prolectus. Auch Kenja oder Cantus (beide „L-Gruppe“) stehen unter Berücksichtigung des Resistenzmanagements zur Verfügung. Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung kann der Mittelaufwand um bis zu 50 Prozent reduziert werden.
Absterbende Stöcke / ESCA
Seit Mitte Juni sieht man (ungewöhnlich früh) erste absterbende Stöcke in den Rebanlagen. Bei den derzeit schlagartig absterbenden Stöcken mit schmutzig, graugrünen Blättern handelt es sich um die BDA (Black Dead Arm = Toter Arm Krankheit). Als Erreger werden Pilze aus der Botryosphaeria-Gruppe angegeben, diese gehören ebenfalls zu den holzzerstörenden Pilzen. Erste Esca-Stöcke mit den typischen Tigerstreifen sind ebenfalls zu finden.
Alle auffälligen Stöcke sollten genauso wie Rebstöcke mit Schwarzholzkrankheit im Verlauf der weiteren Vegetationsperiode markiert werden, um dann im nächsten Frühjahr einen neuen Stockaufbau mit Stammaustrieben zu versuchen.
Traubenwickler
Der Flugbeginn der zweiten Generation des Traubenwicklers (Sauerwurm) steht unmittelbar bevor. Damit sollten die Fallen (auch in Pheromongebieten) wieder in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Ergebnisse einzelner Fallen sind in Vitimeteo unter „Monitoring“ einsehbar.
Aus der Heuwurmgeneration gibt es erste Anzeichen, dass ein weiteres Ausbreiten des Bekreuzten Traubenwicklers stattgefunden hat. In Pheromongebieten, die nur mit dem Lockstoff gegen den Einbindigen Traubenwickler ausgehängt wurden, ist daher die Flugüberwachung insbesondere auch für den Bekreuzten Traubenwickler durchzuführen.
Sonstige Hinweise
Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zu den Themen Anwenderschutz https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/04_Pflanzenschutzmittel/04_Anwender/03_Schutzausruestung/psm_Schutzausruestung_node.html und Bienenschutz- sind zu beachten.
Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegrändern und Böschungen ist nicht zulässig!
Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
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