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Württemberg

Rebschutzhinweis Heilbronn: Beeren werden "gekocht"

Die Beeren reifen zügig und verfärben sich stetig. Gleichzeitig verändern Trauben und Blätter ihre Farbe durch zunehmende Sonnenbrandschäden. Dabei können sogar Pflanzenteile, die nicht direkt von der Sonne beschienen werden, in Mitleidenschaft gezogen und gekocht werden. Entfernt werden müssen diese Teile nicht.

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Die Wetterprognose macht leider wenig Hoffnung auf die dringend gebrauchten Wassermengen.
Die Wetterprognose macht leider wenig Hoffnung auf die dringend gebrauchten Wassermengen.Pixabay
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Allgemeine Situation

Ergiebige Niederschläge sind leider ausgeblieben. Die Schauer der vergangenen Woche brachten Regenmengen zwischen 5 und 15 L/m². Da hätte man sich mehr gewünscht und so endet der Juli mit häufig nicht einmal 30 L/m² Niederschlagssumme und somit weit unter dem langejährigen Schnitt. Die Wetterprognose macht leider wenig Hoffnung auf die dringend gebrauchten Wassermengen. Der Trockenstress nimmt auf gefährdeten Flächen weiterhin zu und dort wo nötig und möglich können Bewässerung bedarfsgerecht weiter fortgeführt werden. Vor allem in Junganlagen ohne Bewässerung sind teilweise bereits deutliche Trockenschäden zu sehen. Wenn keine Bewässerungsmöglichkeit besteht sollte unbedingt bei Bedarf auf eine Entlastung beim Ertrag geachtet werden.
Die zurückliegenden Hitzetage haben vor allem beim Trollinger teilweise kräftige Sonnenbrandschäden verursacht. Hierbei sind auch Beeren betroffen, welche nicht unmittelbar der Strahlung ausgesetzt waren. Durch lokale Hitzespitzen wurden diese regelrecht „abgekocht“. Die betroffenen Beeren oder Traubenteile müssen nicht entfernt werden. Diese trockenen ein und fallen ab. Bis dahin bieten sie den dahinterliegenden, noch gesunden Trauben, möglicherweise noch etwas Schutz.
Die Beerenreife geht zügig weiter. Beim Muskateller sind bereits viele Beeren gelb gefärbt aber auch bei Schwarzriesling und Samtrot sind erste Rote Beeren zu finden.
Flächen mit mehr oder weniger starkem Vorbefall mit Mehltau (vor allem Trollinger), sollten ab der Reife besonders im Auge behalten werden, sobald sie attraktiv für die Kirschessigfliege werden (~ab 60°Oe).
Die Behandlungen in Frühsorten sollten spätestens diese Woche beendet werden. Die Abschlussbehandlung sollte bis spätestens zum zweiten Augustwochenende (05./06. August) erfolgt sein.
Aufgrund des Gesundheitszustandes vieler Anlagen und der aktuell vorherrschenden Witterung kann überlegt werden, ob in unkritischen Beständen bei der letzten Behandlung die Traubenzone ausgespart wird. Dies spart Mittel und somit Kosten und reduziert die Rückstände auf den Trauben. Es muss nicht zwingend ohne Not der Pflanzenschutz bis zum letztmöglichen Termin durchgeführt werden
Beachten sie bei Behandlung zum Ende der Saison die Vorgaben der Absatzorganisation!

Pflanzenschutz

Peronospora

Vorzugsweise werden für die Abschlußbehandlung zugelassene Kupfermittel (zum Beispiel Airone SC, Coprantol Duo, Cuproxat, Cuproxin progress, Funguran progress, allesamt mit 21 Tagen Wartezeit) empfohlen. Alternativ können auch Kontaktfungizide mit möglichst kurzer Wartezeit (zum Beispiel Mildicut) eingesetzt werden. Junganlagen ohne Trauben sind noch bis Anfang September weiter zu behandeln.

Oidium

Vor allem in Befallsflächen und bei spät reifenden Sorten wie Trollinger und Lemberger ist, insbesondere zum Schutz der Blätter, der Zusatz eines Azol’s (zum Beispiel Topas, Systhane*/ Misha* - *Aufbrauchfrist 30. November 2022) bis zur Abschlußbehandlung sinnvoll. Alternativ sind Bicarbonate wie Vitisan + Haft- und Netzmittel oder Kumar möglich. Vorsicht in Trockengestressten Anlagen. Zur Verminderung von Blattschäden, diese Mittel nicht in der Tageshitze ausbringen- besser abends. Trockenheit und mehrmaliges Anwenden kann zu Blattschädigungen führen.

Kirschessigfliege

Momentan besteht noch keine Gefahr für die Trauben, da sie erst ab ca. 60°Oe für die Kirschessigfliege attraktiv werden. Möglicherweise bremst die anhaltend trocken heiße Witterungsphase den Populationsaufbau aus, für eine abschließende Risikoeinschätzung für den Weinbau ist es derzeit allerdings noch zu früh. Vorbeugende Maßnahmen sind vor allem in gefährdeten Sorten (zum Beispiel Acolon, Cabernet Carol/Cortis/Dorsa, Dornfelder, Dunkelfelder, Frühburgunder, Gewürztraminer, Portugieser, Regent, Roter Gutedel, Roter/Gelber Muskateller, Trollinger) nun wichtig.
Vorbeugende weinbauliche Maßnahmen:

  • Angepasste Entblätterung der Traubenzone für gute Belichtung und Belüftung
  • Ertragsregulierung vor Farbumschlag
  • Kein Belassen von Trauben/Traubenteilen mit vorhandenem Zuckergehalt auf dem Boden in der Anlage
  • Maßnahmen zur Lockerung der Traubenstruktur, Traubenverletzungen vermeiden
  • Begrünung kurzhalten

Informationen zu Beerenbefall und aktuellen Fangzahlen verschiedener Standorte können ab circa Mitte August im Internet unter: VitiMonitoring eingeholt werden. Für eine mögliche Bekämpfung stehen nach aktuellem Stand die Mittel Minecto One, Mospilan SG, SpinTor und Surround zur Verfügung. Ob und wann eine mögliche Bekämpfung notwendig ist, wird in einem gesonderten Hinweis mitgeteilt werden.

Sonstiges und Mittelmenge

  • Bei anstehenden Behandlungen ist der vierfache Basisaufwand anzuwenden. Bei einer Teilflächenbehandlung der Laubwand ist der Mittelaufwand entsprechend zu reduzieren.
  • Traubenwickler: Der Flug des Bekreuzten Traubenwicklers ist nur noch auf geringem Niveau vorhanden. Der optimale Bekämpfungstermin ist nun vorbei.
  • Die Zugabe von Mg-haltigen Blattdüngern zur Vermeidung von Stiellähme kann weiterhin erfolgen. Es ist auf eine gute Benetzung des Traubengerüstes zu achten. Zudem unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten
  • Aufgrund des anhaltenden Fluges der Überträgerzikade der Schwarzholzkrankheit, Brennesselbüsche nicht mulchen oder abmähen, damit diese nicht gezwungen werden, auf die Reben zu fliegen. Eine Bekämpfung der Brennessel an warmen Standorten (Mauern, Wasserstaffeln, Wegränder eventuell genehmigungspflichtig) kann dann außerhalb der Flugphase (ab circa September) erfolgen.
  • Umstrukturierung: Die Anträge für Pflanzungen/ Installation von Tropfschläuchen in 2023 sind voraussichtlich im Laufe der kommenden Woche verfügbar. Sobald die Formulare vorliegen, werden diese über den Mailverteiler versandt. Antragsfrist ist der 31. August 2022 (bitte vormerken).
  • Keltertraubenmittel sind nicht automatisch auch Tafeltraubenmittel! Erzeuger von Tafeltrauben müssen unbedingt an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel denken. Dies gilt auch für Keltertraubenanlagen aus denen möglicherweise Esstrauben geschnitten und in den Verkehr gebracht werden.
  • Gerätereinigung niemals in der Nähe von Hofeinläufen. Restbrühe oder Reinigungswasser mit Mittelrückständen darf keinesfalls in die Kanalisation!

Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten. Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden: https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau.

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