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Deutschland

Nachhaltigkeit im Weinbau geht anders

Der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) kritisiert den EU-Gesetzentwurf zum Einsatz von Pflanzenschutz. Dieser schlägt vor, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln pauschal bis 2030 zu halbieren und in sogenannten „empfindlichen Gebieten“ ganz zu verbieten. Laut BDL müsse man stattdessen nach praktikablen Lösungen für mehr Nachhaltigkeit im Weinbau suchen.

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Gerade in den Steillagen ist es kaum möglich, die Gesunderhaltung der Reben einzig durch mechanische Bearbeitung zu gewährleisten.
Gerade in den Steillagen ist es kaum möglich, die Gesunderhaltung der Reben einzig durch mechanische Bearbeitung zu gewährleisten.Pixabay
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„Das ist kein Spiel mehr. Das ist bitterer Ernst, der die Zukunft vieler deutscher Jungwinzer und Jungwinzerinnen gefährdet.“ So bewertet Maike Delp den Vorschlag der EU-Kommission, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln pauschal bis 2030 zu halbieren und in sogenannten „empfindlichen Gebieten“ ganz zu verbieten. Für die stellvertretende Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) steht außer Frage, dass der Weinbau nachhaltiger arbeiten muss und kann. Aber dafür brauche es gemeinsam ausgehandelte Lösungen statt strikter Verbots- und Verordnungspolitik.

In die Zukunft denken

„Dieser Gesetzesvorschlag bietet uns keine Planungssicherheit. Damit droht ein Werteverfall der Flächen, der eine Hof- beziehungsweise Weingutübernahme für den Nachwuchs unmöglich macht“, warnt die Jungwinzerin weiter. Der BDL kritisiert das fehlende und gleichzeitig dringend benötigte, konstruktive Miteinander aller wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteure. Es reiche nicht, Pflanzenschutz­produkte in empfindlichen Gebieten pauschal zu verbieten, ohne den Jungwinzern eine Alternative zu bieten. „Pauschale Verordnungen machen den Weinbau weder zukunftsfähiger noch nachhaltiger, sondern vielerorts kaputt“, bringt Maike Delp es auf den Punkt.

Enorme Konsequenzen

Das ist in Deutschland besonders drastisch, weil die Bundesrepublik in Bezug auf die Fläche der ausgewiesenen Schutzgebiete zur Spitzengruppe der Europäischen Union gehört. „Auf dem Großteil der deutschen Rebflächen würde dieser Vorschlag zur Stilllegung führen“, warnt die stellv. BDL-Bundesvorsitzende. Allein in Rheinland-Pfalz wären über 21.000 Hektar Rebfläche von dem Verbot betroffen. Das entspricht in etwa der Ausdehnung des zweitgrößten deutschen Weinbaugebietes – der Pfalz.
Darum trifft es die deutschen Jungwinzer sehr, dass Deutschland den Gesetzentwurf bei der Tagung des EU-Agrarrates Ende September befürwortet hat. Wird dieser umgesetzt, hat das drastische Auswirkungen auf die Produktions­grundlage vieler Betriebe. Wie andere Sonderkulturen stünde der Weinbau besonders in den „empfindlichen Gebieten“ vor dem wirtschaftlichen Ruin.

Nicht überall ist's "ohne" möglich

Bei allem geht es um gesunde Reben. Der gezielte Einsatz von Pflanzenschutz­mitteln – so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig – ist eins der Zahnrädchen, mit denen Kulturlandschaft, Ernte und damit auch der hochwertige deutsche Wein gesichert werden. Natürlich kann man den Beikräutern, die die Weinstöcke in ihrer Gesundheit und Ertragsfähigkeit bedrohen, mit mechanischer Bodenbearbeitung an den Kragen gehen. Aber das ist vielerorts in Weinbergen zum Beispiel aufgrund von Steil- oder Seitenhanglage schlecht bis gar nicht möglich. Bei einem Totalverbot von Pflanzenschutzmitteln stehen die Jungwinzer mit leeren Händen da, auch wenn Krankheitserreger, Pilze oder andere Schädlinge die Reben angreifen.
Daher ist es so wichtig, sich im Dialog auf realistische Einsparziele im Zusammenhang mit Erträgen und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit zu verständigen. „Und unsere Anstrengungen und Veränderungen anzuerkennen. Damit meine ich nicht nur die gute fachliche Praxis und den integrierten Pflanzenschutz“, sagt BDL-Vize Delp. Wie die anderen Jungwinzer:innen im BDL will auch sie in Zukunft vom Weinbau leben. Schon deshalb steht Nachhaltigkeit ganz oben auf ihrer Agenda.

Zusammenarbeit ist für sinnvolle Lösungen unerlässlich

Der BDL fordert eine Weiterentwicklung des Pflanzenschutzes. Als Ganzes. Dazu gehören die Wirkstoffe und Ausbringtechniken, aber eben auch Züchtungsinnovationen und Digitalisierung. „Und dazu gehört ein generell konstruktiver sachlicher Austausch zwischen Politik und Landwirtschaft: zwischen den für die Rahmenbedingungen Verantwortlichen und denen, die sie im Weinbau umsetzen. Dafür steht der Bund der Deutschen Landjugend mit seiner Expertise bereit“, so Maike Delp.
Mehr zu den BDL-Forderungen für einen nachhaltigen zukunftsfähigen Weinbau offenbart das im Mai 2022 beschlossene Positionspapier „Jungwinzer stärken – Zukunft gestalten – Weinbau sichern“. Download unter www.landjugend.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Positionen/2022_Positionspapier_Zukunft_Weinbau.pdf

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