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Brief zur Situation im Weinbau

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben…“

Das Referat Kirche im Ländlichen Raum der Erzdiözese Freiburg und der Kirchliche Dienst auf dem Lande der Evangelischen Landeskirche in Baden haben sich in ökumenischer Verbundenheit entschlossen, in einem Brief zu Erntedank auf die schwierige Situation im Weinbau und die Auswirkungen für die Winzerfamilien in den betroffenen Gebieten hinzuweisen.

von Thomas Hegner, Erzdiözese Freiburg und Pfarrer Peter Schock, Evang. Landeskirche in Baden erschienen am 06.10.2025
Der Weinbau steckt in schwierigen Zeiten. © Natalie Krampfl
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Liebe Schwestern und Brüder!

Erntedank ist jedes Jahr Anlass, innezuhalten und zu danken. Zu danken für die Gaben, die uns auch im vergangenen Jahr am Leben erhalten haben – die Lebensgrundlagen der Schöpfung, die Lebensmittel, die in ihr erzeugt wurden, all das, was uns unser Leben ermöglicht: „unser täglich Brot“, wie es das Vaterunser nennt. Und innezuhalten und zu bedenken, wie es um die Grundlagen bestellt ist, von denen diese Gaben stammen: Die Schöpfung Gottes, die unverändert bedroht ist und mehr denn je unser Handeln erfordert; die Menschen, die Tag für Tag diese wertvollen Gaben erzeugen, die Landwirtinnen und Landwirte und ihre Familien und die vielen weiteren, die uns mit Nahrungsmitteln versorgen. So wollen wir in diesem Jahr Ihren Blick vor allem auf eine Gruppe lenken, die in vielen unserer badischen Landgemeinden eine prägende Rolle spielen: Die Winzerinnen und Winzer und ihre Familien.

Wein und Weinbau sind fester Bestandteil der Bibel, unserer christlichen Botschaft, Tradition und unseres gottesdienstlichen und gemeindlichen Lebens. Das wird nicht erst durch das genannte Jesus-Wort aus dem Johannesevangelium deutlich. Wein und Weinbau gehören seit alters zu vielen unserer Gemeinden in der Erzdiözese Freiburg und in der Evangelischen Landeskirche in Baden, vom Norden an Main und Tauber bis hinunter in das Markgräfler Land und an den Bodensee. Sie haben unsere Kulturlandschaft geprägt, aber vor allem das Leben der Menschen in den Dörfern und Kirchengemeinden. Viele Familien verdienen damit ihren Lebensunterhalt und konnten so zum Wohlergehen ihrer Gemeinden beitragen. Und nicht zuletzt prägt auch der Wein unsere besondere Lebensart, die viele nach Baden lockt.

Doch Wein und Weinbau befinden sich in einer schweren Krise: Ein weltweit sinkender Absatz bei gleichzeitig stark gestiegenen Produktionskosten schmälert deutlich die Erlöse der Winzer und Genossenschaften. Schon länger decken die Auszahlungsbeträge der Winzergenossenschaften nicht mehr die Kosten ihrer Mitglieder, die so mit Verlust produzieren. Alternativen wie Direktvermarktung oder andere Betriebszweige sind nur eingeschränkt möglich. Diese Notlage halten die Betriebe der Familien nicht mehr lange durch, es stehen erhebliche Veränderungen in der Branche an. Für viele alteingesessene Winzerfamilien werden das große Umbrüche bis hin zur Aufgabe des Weinbaus und ihrer Betriebe bedeuten.

Es geht dabei um mehr als wirtschaftliche Schwierigkeiten oder berufliche Veränderungen, die an sich schon sehr belastend sind. Es geht um Traditionsabbruch, der tief in das Leben des/der Einzelnen, der Familien, der Dörfer und damit letztlich auch unserer Gemeinden eingreift. Das gilt es aufmerksam wahrzunehmen und gegebenenfalls seelsorgerlich zu begleiten. Darauf möchte dieser Brief hinweisen.

…Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. (Joh 15,5)

Nach unseren Erfahrungen stellen solche existentiellen Umbrüche für viele eine große Belastung dar, die sich psychisch und gesundheitlich auswirken können. Achten Sie auf die Betroffenen in Ihren Gemeinden, sprechen Sie sie gegebenenfalls auf die Problemlage an, zeigen Sie Interesse und Verständnis. Und ermutigen Sie dazu, Hilfe und Unterstützung anzunehmen, auch und gerade bei fachkompetenten Diensten, die die spezielle Situation in Weinbau und Landwirtschaft kennen. Solche Hilfe leisten die Bauernverbände, die landwirtschaftliche Sozialversicherung SVLFG, aber auch wir Kirchen (siehe Kasten).

Wir Kirchen haben einen großen Erfahrungsschatz, wenn es um Begleitung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen geht – gerade in Krisenzeiten, an Wendepunkten im Leben oder beim Abschiednehmen. Wir wissen von dem Schmerz und der Trauer, aber auch von der Kraft des Trostes, der Begleitung und konkreten Hilfe und der Hoffnung. Helfen Sie bitte mit, den betroffenen Menschen und Familien zur Seite zu stehen und ihnen mit unserer Botschaft neue Perspektiven zu eröffnen.

Danke für Ihr Mitdenken und Ihre Unterstützung!

Ihre Thomas Hegner, Leiter Referat Kirche im Ländlichen Raum der Erzdiözese Freiburg und Pfr. Peter Schock, Landeskirchlicher Beauftragter für den Kirchlichen Dienst auf dem Land der Evang. Landeskirche in Baden

Hier gibt es Hilfe
  • Kirchlicher Dienst auf dem Land der Evang. Landeskirche in Baden (KDL): www.ekiba.de/kdl
  • Psychologische Beratungsstellen von Caritas und Diakonie vor Ort oder in der Nähe
  • Telefonseelsorge (Tel. 0800 1110111 / 0800 1110222)
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