Rebschutzdienst Heilbronn – Weinbauberatung
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Trotz der ergiebigen Niederschläge im September und jetzt auch wieder am ersten Oktoberwochenende sind die Trauben noch relativ gesund. Dazu beigetragen hat in erster Linie die späte Reife mit überwiegend niederen Nachttemperaturen während der Reifephase. Auf wüchsigen Böden und bei mangelnder Stockpflege findet man jetzt aber zunehmend Botrytisnester. Bei Riesling und auch bei anderen kompakten Sorten sieht man diese Nester bereits seit längerer Zeit.
Erfreulich gesund sind überwiegend noch Lemberger und Trollinger. Die ab 10. Oktober gemeldete polare Kaltfront wird einerseits den Fäulnisfortschritt bremsen, anderseits aber auch den Reifefortschritt. Sehr wahrscheinlich werden sich auch die Niederschläge vom ersten Oktoberwochenende mit bis zu 50 Litern je m² beschleunigend auf Botrytis auswirken. Angesichts des vorangeschritten Vegetationsjahres rückt deshalb zunehmend die Gefahr der Fäulnisentwicklung in den Fokus der Leseplanung. Essigbefall wird angesichts der niederen Temperaturen eher die Ausnahme sein. Fäulniszustand und Reifeentwicklung ist abzuwägen. Dennoch bewirkt grundsätzlich der Mut zu möglichst später Lese oft eine erfreuliche Steigerung der „inneren Werte“ der
Traubenqualität.
Tafeltrauben
Trauben zur Vermarktung als Tafeltrauben dürfen nur aus Rebanlagen geerntet werden, die mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden, die eine Zulassung für das Anwendungsgebiet Tafeltrauben besitzen. Einige Pflanzenschutzmittel besitzen keine Zulassung für die Anwendung bei Tafeltrauben, sie dürfen nur bei Keltertrauben angewandt werden.
Zum Beispiel sind folpethaltige Fungizide ausschließlich für die Anwendung bei Keltertrauben zugelassen, sie dürfen nicht in Anlagen für die Gewinnung von Tafeltrauben eingesetzt werden. Daher ist die Vermarktung von Tafeltrauben aus diesen Anlagen nicht erlaubt. In den letzten Jahren kam es regelmäßig zu Beanstandungen von Tafeltrauben. Bevor Trauben zur Vermarktung als Tafeltrauben verwendet werden muss sichergestellt sein, dass ausschließlich Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurden, die eine Zulassung für die Anwendung bei Tafeltrauben besitzen. Bitte beachten Sie auch dahingehend die Gebrauchsanweisungen der Pflanzenschutzmittel.
Absterbende Rebstöcke - Esca
Besonders Esca hat in diesem Jahr wieder stark zugenommen. Das Problem mausert sich zu einer regelrechten Plage. Damit die Rebanlagen weiterhin wirtschaftlich geführt werden können, müssen die abgängigen Rebstöcke im Frühjahr ausgebessert werden. Dazu müssen diese markiert sein, bevor das Laub abfällt.
Kirschessigfliege
Die LVWO Weinsberg betreibt unter Mithilfe der Beratung und von Winzern seit dem Jahrgang 2012 ein Monitoring zur Überprüfung des Flugs der Kirschessigfliege. In allen Weinbergstandorten wurde 2012 kein Flug festgestellt. Im Jahr 2013 wurden ab Mitte September auch in Weinbergen erste Tiere in den Fallen gefangen. Allerdings noch in einem insgesamt geringen Umfang, wie die Tabelle (Stand Ende September) zeigt. Dennoch haben uns die Fänge veranlasst, über diesen neuen Schädling zu informieren.
Der fortgeschrittene Vegetationszeitraum und die niederen Temperaturen lassen vermuten, dass dieses Jahr keine Massenvermehrung mehr mit nennenswertem Fäulnisbefall an den Trauben stattfindet. Dennoch wird darum gebeten, unerklärliche Fäulnisherde auf möglichen Befall durch die Kirschessigfliege zu prüfen. Dazu sind zwei Bilder beigefügt, die vom Weinbauinstitut Freiburg zur Verfügung gestellt wurden. Erklärbare Fäulnisherde sind z.B. Nester aufgrund kompakter Trauben oder Sauerwurmbefall.
Erfahrungen aus Südbaden zeigen, dass besonders dunkel gefärbte Rebsorten mit zunehmender Reifeentwicklung attraktiv für die Kirschessigfliege sind. Bei hellen Weißweinsorten besteht nur geringe Gefahr. Gefährdet sind Bereiche mit verbreitetem Besatz durch Brombeeren oder auch Holunder.
Hier einige Infos vom Weinbauinstitut Freiburg zur Kirschessigfliege:
Die aus Asien stammende Kirschessigfliege, Drosophila suzukii, wurde erstmals 2008 in Spanien gefunden und konnte sich innerhalb kürzester Zeit über weite Bereiche Europas ausbreiten. Die Kirschessigfliege befällt weichschalige Früchte wie Kirsche, Pflaume, Brombeere, Himbeere, Erdbeere sowie Tafel- und Keltertrauben. Im Gegensatz zu den heimischen Essigfliegen, die ihre Eier nur an vorgeschädigte Beeren absetzen, legt die Kirschessigfliege ihre Eier mit einer speziellen Legeeinrichtung am Hinterleib in das Innere von intakten Früchten. Die Folge ist eine überraschend kommende und schnelle Fäulnis.
- Bitte beobachten Sie sorgsam Ihre Anlagen. Typisch für einen beginnenden Befall ist Saftaustritt aus einzelnen Beeren. Dies kann allerdings auch durch Aufplatzen von Beeren auf Grund der Witterung erfolgen. Auch plötzlich auftretende Fäulnis einzelner Beeren ohne sichtbare Ursachen (Abdrücken, Wespenund Ameisenfraß) könnte ein Indiz für Befall darstellen. Anlagen in Waldnähe sind nach den Erfahrungen besonders gefährdet. Auf Befall von Brombeeren und Holunder in der unmittelbaren Umgebung sollte ebenfalls geachtet werden. Bei Verdacht kann Fruchtmaterial (Trauben, Wildfrüchte etc.) auch sehr leicht einige Tage in einem nur mit kleinen Luftlöchern versehenem Behältnis aufbewahrt und auf Schlupf der Fliegen untersucht werden. Die Männchen lassen sich gut an den schwarzen Punkten auf den Flügelspitzen erkennen. Bei Verdachtsfällen bitten wir, die Weinbauberatung zu informieren.
- Begleitende weinbauliche Maßnahmen. Hohe Temperaturen sowie trockene, stark besonnte Standorte werden von der Kirschessigfliege gemieden. Daher empfiehlt sich, falls noch nicht geschehen, eine moderate Entblätterung. Der Südtiroler Beratungsring empfiehlt außerdem, auf den Boden geschnittene Traubenreste umgehend zu Mulchen, um den Verrottungsprozess zu beschleunigen oder die Traubenreste aus der Rebanlage zu entfernen. Kirschessigfliegen legen ihre Eier zwar gewöhnlich nicht auf verrottendes Fruchtmaterial, werden jedoch durch den entstehenden Gärgeruch in die betreffende Anlage gelockt.
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