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Achtung: Kirschessigfliegen im Weinbau! Tipps für die Bekämpfung

Warten Sie noch mit der Einwinterung der Pflanzenschutzspritze! Die aus Asien stammende Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) hat Europa und nun mittlerweile auch Württemberg innerhalb weniger Jahre besiedelt. In den zurückliegenden Wochen hat der Schädling im Obstbau (z.B. Kirsche, Sauerkirsche, Pflaume, Himbeere und Brombeeren) verheerende Fäulnisschäden verursacht. Mit einem kritischen Befallsverlauf ist auch in den Weinbergen zu rechnen. Erste Befallsmeldungen aus Rebflächen sind bereits seit kurzem eingegangen.

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Männliche Kirschessigfliege mit den typischen Punkten auf den Flügeln
Männliche Kirschessigfliege mit den typischen Punkten auf den Flügelnwbi
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Die nachfolgend beschriebenen außergewöhnlichen Maßnahmen sind im hiesigen Weinbau seither nicht üblich. Angesichts drohender Qualitäts- und Mengeneinbußen ist das Thema aber sehr ernst zu nehmen. Im Gegensatz zu den heimischen Essigfliegen (Drosophila melanogaster), die nur vorgeschädigte Beeren befliegen, legt die Kirschessigfliege ihre Eier mit einer speziellen Legeeinrichtung in das Innere von intakten Früchten. Durch den Fraß der nach wenigen Tagen aus den Eiern schlüpfenden Larven besteht die Gefahr schneller Fäulnis in Kombination mit Essigbildung. Nur bei sehr lockerer Traubenstruktur ist damit zu rechnen, dass der Befall nicht auf angrenzende Beerchen überspringt.

 

Besonders dunkel gefärbte Rebsorten werden mit zunehmender Reifeentwicklung attraktiv für die Kirschessigfliege. Aber auch von hellen Früchten wurde mittlerweile von Befall berichtet. Die Eiablage erfolgt frühestens ab Weichwerden bzw. ab Farbumschlag der Beeren.

 

Aus Südtirol ist bekannt, dass besonders der Trollinger befallen wird. Es ist aber damit zu rechnen, dass auch andere Sorten gefährdet sind. Erster Befall wurde in Württemberg vor kurzem bereits in Dornfelder und Acolon entdeckt. Besondere Beachtung ist Rebanlagen in Waldnähe und in Nachbarschaft zu Beerenobst oder Wildfrüchten (Brombeeren) zu schenken. Weintrauben sind mit die letzten Früchte, die reifen. Deshalb sind Weinberge bei großer Ausgangspopulation dieses Jahr besonders gefährdet.


Mit Hilfe von Köderfallen (Essigwasser in Plastikbechern) wurden bereits ab Juni auch in Württemberger Rebflächen Kirschessigfliegen gefangen. Zur Zeit steigen die Fangzahlen in den Rebanlagen deutlich an. Es macht Sinn, am besten in örtlicher Absprache, das Vorhandensein des Schädlings zu ermitteln, bevor sichtbare Fäulnisherde entstehen. Dazu können Köderfallen aufgehängt werden, die selbst einfach hergestellt werden können. Eine genaue Beschreibung dazu hängt dieser Meldung als PDF an.

Empfehlungen:
Indirekte Maßnahmen und Hinweise

  • Hohe Temperaturen sowie trockene, stark besonnte Standorte werden von der Kirschessigfliege als weniger attraktiv empfunden. Daher empfiehlt sich eine moderate Entblätterung der Traubenzone
  • Auf den Boden geschnittene zuckerhaltige Trauben sind umgehend mulchen, um den Verrottungsprozess zu beschleunigen. Besser ist es, die Trauben aus der Rebanlage zu entfernen. Noch besser ist es, Ausdünnmaßnahmen vor Eintritt der Traubenreife vorzunehmen. Das betrifft dieses Jahr ganz besonders den Trollinger. Kirschessigfliegen legen ihre Eier zwar gewöhnlich nicht auf verrottendes Fruchtmaterial, werden jedoch durch den entstehenden Gärgeruch zusätzlich in die Anlage gelockt
  • Kurz gehaltene Begrünungen sind weniger attraktiv für die Tiere als hohe Pflanzenbestände
  • Bei Verdacht von Traubenbefall kann Fruchtmaterial einige Tage in einem nur mit kleinen Luftlöchern (z.B. sehr dünnmaschiger Vorhangstoff) versehenem Behältnis aufbewahrt und nach wenigen Tagen auf Schlupf der Fliegen untersucht werden (je wärmer es ist, desto schneller die Entwicklung). Die Männchen lassen sich gut an den schwarzen Punkten auf den Flügelspitzen erkennen
  • Die Wissenschaft ist aufgerufen, nachhaltige Strategien zu entwickeln

Direkte Maßnahmen

  • Im Weinbau ist seit April 2014 das Mittel SpinTor gegen Essigfliegen nach Artikel 51 des Pflanzenschutzgesetzes zugelassen
  • Die Mittelaufwandmenge von SpinTor beträgt 160 ml/ha. Die Wasseraufwandmenge bewegt sich im üblichen Bereich von 300 - 600 Liter je ha.
  • Für Schlauchbehandlungen im Spritzverfahren beträgt die Anwendungskonzentration 0,01%, also 10 ml auf 100 Liter Brühe
  • Die max. Anzahl von Behandlungen in Tafel- und Keltertrauben beträgt 4, davon 2 mal gegen Kirschessigfliege
  • Das Mittel wirkt vor allem gegen die erwachsenen Fliegen, daneben auch gegen die Larven, sofern diese noch nicht zu tief eingebohrt sind.
  • Eine erste Behandlung ist zu empfehlen, sobald erwachsene Kirschessigfliegen an den Trauben beobachtet bzw. in Köderfallen gefangen werden (ab ca. 10 Männchen)
  • Die ersten Behandlungstermine sind je nach Reifefortschritt zu planen
  • Eine zu frühe Behandlung auf grüne Trauben ist völlig sinnlos
  • Konkret 1: Für früh reifende Sorten (z.B. Acolon, Dornfelder, Regent, Cabernet Dorsa) ist baldmöglichst ein erster Einsatz einzuplanen
  • Konkret 2: Für mittelfrühe Sorten wie Schwarzriesling und Spätburgunder wird ein erster Einsatz vermutlich nicht vor Mitte August sinnvoll sein. Aber auch hier sind Lagenunterschiede zu beachten
  • Konkret 3: Bei spät reifenden Sorten wie Trollinger und Lemberger ist in sehr frühen Lagen (Terrassenweinberge) bereits Reifebeginn. Auch hier gilt: Farbumschlag beachten und dann behandeln
  • Konkret 4: Bei späteren Lagen und spät reifenden Sorten ist vermutlich erst in der letzten Augustwoche der richtige Zeitpunkt für eine erste Behandlung
  • Die Wirkungsdauer des Mittels ist begrenzt. Eine Nachfolgebehandlung ist ca.7 bis max. 10 Tage später zu planen
  • Bitte beachten Sie sorgfältig die genauen Anwendungsbestimmungen. Das Mittel ist bienengefährlich. Deshalb sind Bestände mit blühenden Pflanzen zuvor unbedingt zu mulchen. Bitte unbedingt auch auf Weißklee in den Begrünungsbeständen achten
  • Die Wartezeit beträgt 14 Tage. Eine Ernte darf unter keinen Umständen vor Ablauf der Wartezeit erfolgen
  • Die Anwendung muss auf die gesamte Laubwand erfolgen
  • Das Befahren jeder Gasse verbessert die Wirkung. Alternativ bei Befahrung jeder zweiten Gasse nicht zu schnell fahren
  • Die Behandlung sollte möglichst in den Abend hinein durchführt werden, da hier die Fliegen aktiver sind und damit von der Brühe besser getroffen werden
  • Die Anwendung von nicht zugelassenen Mitteln oder der Zusatz anderer Weinbauspritzmittel ist unbedingt zu unterlassen
  • Experimente mit „Exotenmitteln“ sind zweifelhaft
  • Für eine möglichst effiziente Wirkung, sollten die Behandlungen in den Gewannen von allen Bewirtschaftern möglichst zeitnah erfolgen, es sei denn, einzelne Anlagen sind in der Reife deutlich voraus (z.B. Acolon neben Schwarzriesling). Örtliche Absprachen bieten sich an.
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