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Kirschessigfliege: Sonderhinweis – Weinbauberatung Bad Mergentheim

Die Weinbauberatung Bad Mergentheim meldet sich noch einmal mit einem aktuellen Situationsbericht zur Kirschessigfliege zu Wort.
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Aktuelle Situation
Die für August ungewöhnlich kalten Nächte und dazu moderate Temperaturen tagsüber haben den Flug der Kirschessigfliege (KEF) leicht abgeschwächt. Flächendeckend im gesamten Beratungsgebiet werden inzwischen jedoch Kirschessigfliegen gefangen. Teilweise sprechen wir bei den täglichen Fängen von einzelnen männlichen Tieren, aber in gewissen Lagen und hauptsächlich bei benachbarten Heckenstrukturen sind auch Fangzahlen bis 50 männliche Tiere in 24 Stunden keine Seltenheit.

In Frühsorten wie Acolon und Regent sind in der vergangenen Woche erste Behandlungen gelaufen. Vielfach wurden Solo-Maßnahmen mit Spintor gefahren, aber auch die Köderanwendung ist technisch umsetzbar und zeigt Erfolge in den behandelten Anlagen. Das Monitoring über die Köderfallen hat sich in vielen Gemarkungen etabliert und das Auszählen der Fallen gibt wichtige Auskünfte über die Flugaktivität an den einzelnen Standorten. Verlassen Sie sich aber bitte nicht ausschließlich auf die Fallenfänge, beobachten Sie das Geschehen in der Traubenzone sehr genau! Achten Sie sowohl auf fliegende Tiere, Saftaustritt aus den Beeren und auch auf Eibablage!


Durch die angelaufenen weinbaulichen Maßnahmen und aufgrund der inzwischen deutlich verbesserten Mittelverfügbarkeit, haben wir derzeit gute Hoffnung einigermaßen aus der angespannten Situation herauszukommen.

Direkte Bekämpfungsmaßnahmen
Eine erste Behandlung ist zu empfehlen, sobald erwachsene KEF an reifenden, noch gesunden Trauben beobachtet werden bzw. erste Eiablage nachgewiesen wird. Eine vorbeugende Behandlung auf die grünen Trauben ist nicht empfehlenswert. Es wird nicht empfohlen, jetzt generell bei Rotweinsorten vorbeugend Insektizideinsätze gegen die KEF vorzunehmen.


Bei geplanten Behandlungen in frühen Rotweinsorten (z.B. Acolon, Regent) muss die Wartezeit von 14 Tagen zwingend eingehalten werden können. In den weitestgehend gefärbten roten Rebsorten (alle Burgundersorten (auch Grauburgunder), Dornfelder oder Zweigelt) ist aufgrund der Wetterprognosen eine früheste Bekämpfung gegen Ende dieser Woche sinnvoll. Für Behandlungen in Lemberger und Trollinger ist es in dieser Woche noch zu früh. Inwiefern eine Behandlung auch in weißen Sorten notwendig ist, muss durch die Köderfallen und intensives Begutachten der Anlagen abgeschätzt werden.


Zur Bestimmung des Behandlungstermines ist ein gutes Monitoring der Anlagen nötig. Kontrollieren Sie bitte ihre Anlagen alle zwei Tage auf Flug der KEF (Männchen deutlich erkennbar an den schwarzen Punkten auf dem Flügel) bzw. halten Sie Kontakt zum örtlichen Fallenkontrolleur.

Die Vorgaben des Vermarktungsbetriebs sind zwingend einzuhalten. Da es sich bei dem angewendeten Mittel SpinTor um ein bienengefährliches Insektizid handelt, ist es sicherlich hilfreich ortsansässige Imker über anstehende Behandlungsmaßnahmen zu informieren.

Strategie 1: Einsatz von SpinTor:
Im Weinbau ist seit April 2014 das Mittel Spin Tor gegen Essigfliegen zugelassen (Art. 51). Das Mittel trifft vor allem die erwachsenen Fliegen daneben auch die Larven. Bitte beachten Sie sorgfältig die genauen Anwendungsbestimmungen (Bienengefährlichkeit, Wartezeit usw.). Die Anwendung sollte die Traubenzone und Laubwand einschließen.

  • Aufwandmenge 160 ml/ha
  • max. 2 Anwendungen im Abstand von mindestens 7 Tagen
  • Wartezeit 14 Tage
  • Das Mittel ist bienengefährlich (blühende Bestände unbedingt vorab mulchen!)
  • Die gesamte Laubwand ist möglichst beidseitig zu behandeln (empfohlene Wassermenge: 600-800 l/ha) Im Anschluss an eine Behandlung sollten innerhalb von mind. 24 Stunden keine Niederschläge fallen
  • Die Behandlung ist im Abstand von 7 Tagen zu wiederholen.

Aufgrund der schnellen Reproduktionsrate der KEF können mehrere Behandlungen notwendig werden Beachten Sie beim Einsatzzeitpunkt unbedingt die geringe Regenstabilität des Mittels. Auch nach dem Einsatz des Insektizides sind die Weinberge weiterhin auf neuen Befall zu kontrollieren. In behandelten Anlagen muss bei auftretender Fäulnis und damit verbundener vorzeitiger Lese die Wartezeit unbedingt eingehalten werden. Das Befahren jeder Gasse verbessert die Wirkung. Alternativ bei Befahrung jeder zweiten Gasse nicht zu schnell fahren. Die Behandlung sollte möglichst in den Abend hinein durchführt werden, da hier die Fliegen aktiver sind und damit von der Brühe besser getroffen werden. Für eine möglichst effiziente Wirkung, sollten die Behandlungen in den
Gewannen von allen Bewirtschaftern möglichst zeitnah erfolgen. Örtliche Absprachen bieten sich an.

Strategie 2: Combi Protec + Spintor
Das Mittel Combi protec hat mittlerweile eine Genehmigung nach $ 22.2 Pflanzenschutzgesetz erhalten. Die Ausbringung ist in folgenden Mengen genehmigt:

SpinTor Combi-Protec Wasseraufwand
5 ml 1,0 L 20 L
7,5 ml 1,5 L 30 L
10 ml 2,0 L 40 L

 

  • Wartezeit 14 Tage
  • Das Mittel ist bienengefährlich (blühende Bestände unbedingt vorab mulchen!)
  • Im Anschluss an eine Behandlung sollten innerhalb von mind. 24 Stunden keine Niederschläge fallen
  • Die Behandlung ist im Abstand von 4 – 5 Tagen zu wiederholen.
  • Für eine möglichst effiziente Wirkung, sollten die Behandlungen in den Gewannen von allen Bewirtschaftern möglichst zeitnah erfolgen. Örtliche Absprachen bieten sich an.

Die Anwendung erfolgt hier mittels spezieller Düsen (z.B. Lechler IDK 90-010, IDK 120-010 (orange) oder Albuz AVI 80-01, AVI 110-010 (orange)) und sollte als Streifenbehandlung auf den obersten Teil der Traubenzone und die darüber liegenden Blätter erfolgen. Wichtig ist, dass mit geringem Druck (2,5 bis 3,5 bar) ein Spritzbild ähnlich dem Honigtau auf den Bäumen entsteht.
Im Anhang sind nähere Informationen des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald zur Technik und zur Anwendung dieses Verfahrens hinterlegt. Die positiven Erfahrungen der südbadischen Kollegen konnten in einem eigenen Versuch bestätigt werden. Zu dieser Bekämpfungsstrategie liegen uns derzeit jedoch noch keine aussagekräftigen, amtlichen Versuchsergebnisse aus dem Weinbau vor.


Weinbauliche Maßnahmen:
Wie bereits beschrieben muss die Eiablage der Fliege verhindert werden. Um möglichst wenig Population aufzubauen, können weinbauliche Maßnahmen ein zusätzliches Werkzeug darstellen. Vor allem eine helle, besonnte Traubenzone (also eine gute Entblätterung), kurzgehaltene Begrünungen und das Entfernen/Einmulchen abgeschnittener Traubenteile aus den Beständen sind diesbezüglich sinnvoll.

Sobald die Trauben weich werden, steigt auch die Attraktivität für die Kirschessigfliege. Bei späten Ausdünnmaßnahmen muss daher mit einer erhöhten Lockwirkung gerechnet werden.

Zu guter Letzt: Nicht alle derzeit in den Weinbergen zu findenden Verletzungen an den Beeren sind durch die Kirschessigfliege verursacht. Grenzen Sie genau die Schadbilder genau ab, denn auch Vogelfraß, Wespenfraß, Schäden durch Ameisen und Mäuse sind in vielen Anlagen zu finden!

 

HINWEIS FÜR FRÄNKISCHE WINZER: Die Weinbauberatung des Weinbaurings Franken macht darauf aufmerksam, dass die Ködermethode mit Combi-Protec in Bayern NICHT zugelassen ist!!!!

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