Rebschutzhinweis Nr. 9 – Weinbauberatung Heilbronn
Die Blüte hat durch die hochsommerliche Witterungsphase zwischen Fronleichnam und dem ersten Juniwochenende verbreitet begonnen. In warmen Lagen ist bereits Anfang der zweiten Juniwoche das Stadium abgehende Blüte erreicht. In fortgeschrittenen Lagen ziehen die Beerchen bereits an. Trotz der vorübergehenden Abkühlung seit Montag, wird auch in späteren und auch wuchsschwächeren Anlagen bis spätestens Mitte Juni die Blüte beendet sein. Damit ist die Vegetation ungefähr 1 Woche voraus. Erfreulich ist, dass es am 8. Juni auch endlich mal wieder verbreitet zwischen 15 und 40 Liter je m² geregnet hat. Mit Ausnahme einiger lokaler Gewitterschauer der vergangenen Wochen, war es flächig sehr trocken. Für die nächsten 2-3 Wochen ist nun erstmal Entspannung angesagt, auch und besonders bei Junganlagen. Falls es die momentan empfohlenen Spritzabstände von ca. 10 Tagen nötig machen, kann auch ohne Schäden befürchten zu müssen in die Blüte gespritzt werden.
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Die mehrheitlich trockene Frühjahrswitterung hat natürlich auch seine guten Seiten. Es wurden seither im Raum Württemberg nur wenige Peronosporaflecken gemeldet. Dagegen ist die Gefahr von Oidiuminfektionen weiterhin sehr groß. In einer letztjährig und auch aktuell schlecht gepflegten und behandelten Lembergeranlage wurden aktuell sehr starke Oidium-Infektionen an Blättern und Gescheinen festgestellt. Das zeigt, wie wichtig die seitherigen Behandlungen waren. Durch das zu erwartende starke Beerenwachstum sollten die Spritzabstände besonders in Oidium gefährdeten Lagen nicht länger als 8 bis 12 Tage betragen - je nach Mittelwahl. Bei günstigen Wuchsbedingungen dauert es vom Blütenende bis zum Stadium „Kurz vor Traubenschluss“ oft nur 2 Wochen. Für Rebflächen mit kompakten Sorten sollte deshalb rechtzeitig an eine Botrytisbehandlung kurz vor dem Schließen der Trauben gedacht werden.
Nach Blütenende und nach Erledigung der Heftarbeiten sollte die Traubenzone kräftig entblättert werden. Bei gefährdeten Rotweinsorten ist dies auch die erste wirksame Maßnahme gegen Kirschessigfliegenbefall im Herbst, da die Tiere sich lieber im Schatten aufhalten als in der Sonne. Maschinelles Entblättern unmittelbar nach der Blüte fördert auch das Putzen der jungen Trauben von Blüterückständen. Weißweinsorten werden auf der Sonnenseite eher etwas verhaltener entblättert. Rotweinsorten grundsätzlich beidseitig kräftiger. Vorteil von sonnenbeschienenen Trauben ist zusätzlich, dass sich nachtaktive Ohrwürmer weniger gern in einer lockeren Traubenzone einnisten.
Bei Anwendung von glyphosathaltigen Herbiziden im Nachblütezeitraum müssen die Stockaustriebe rechtzeitig 2-3 Tage zuvor entfernt sein. Winden können ab dem Stadium Erbsengröße auch mit dem Wuchsstoff U-46 beseitigt werden. Dieser Wirkstoff wirkt aber nicht gegen Gräser. Durch die Niederschläge wird die nächsten Tage auch Amarant einen kräftigen Schub erhalten.
Peronospora
Bei dem immer noch geringen Infektionsdruck sind bei Spritzungen ohne vorausgehende Niederschläge grundsätzlich Kontaktfungizide ausreichend. Kurative Produkte machen Sinn, wenn nach gewittrigen Niederschlägen im Abstand von möglichst 24 Stunden behandelt wird und Infektionen nicht ausgeschlossen werden können. Um den Neuzuwachs zu schützen können die systemisch wirkenden Mittel „Profiler“ oder „Veriphos“ auf Basis Phosphoriger Säure eingesetzt werden. Das Mittel Veriphos wird immer in Kombination mit einem Kontaktfungizid eingesetzt. Bei Profiler ist die Kontaktkomponente bereits enthalten. Wegen möglicher Mischungsprobleme ist jedoch die vom Hersteller empfohlene Mischreihenfolge auf der Gebrauchsanleitung zu beachten. Wenn vermehrt Ölflecken auftauchen sollten, bitte an die Weinbauberatung melden.
Oidium
Das Risiko für Oidiuminfektionen an Trauben ist momentan sehr hoch. Wichtig für einen optimalen Bekämpfungserfolg ist der konsequente Mittelwechsel. Netzschwefel solo wirkt höchstens 6 Tage. „Topas, Systhane oder Vento Power“ werden erst ab Mitte Juli empfohlen. Die Mittel „Flint, Universalis, Cabrio Top und Discus“ sind wegen Resistenzen nicht mehr ausreichend wirksam und werden nicht empfohlen. Bei der anstehenden Behandlung wird ein organisches Fungizid wie „Talendo, Vivando, Dynali, Collis oder Luna Experience“ empfohlen. Für eine optimale Wirkung ist dabei wichtig, nicht das gleiche Mittel zu nehmen wie beim letzten Mal. Nur durch konsequenten Wechsel der Mittelgruppen kann der Aufbau von Resistenzen vermieden werden.
Fäulnis/Botrytisvorbeugung/Heuwurm und Sauerwurm
Zur Auflockerung der Traubenstruktur können bei kompakten Sorten in wüchsigen Anlagen die Mittel „Gibb3 oder Regalis“ als separate Spritzung in die Vollblüte zum Einsatz kommen. Besonders Anlagen, die für Vollerntereinsatz eingeplant sind, benötigen eine Traubenstruktur, die keine zusätzliche Fäulnis provoziert. Gebrauchsanleitungen und Einsatzbedingungen sind bei diesen „Biowachstumsregulatoren“ genau zu beachten. Seit wenigen Tagen finden sich in nicht verwirrten Gebieten Heuwurmnester in den Träubchen. Das ist nicht dramatisch und lässt sich auch nicht mehr rückgängig machen. Für die Regulierung der nächsten Generation, des Sauerwurms, hat es noch Zeit. Der Behandlungstermin mit einem Insektizid richtet sich (außerhalb von Verwirrgebieten) nach dem örtlichen Mottenflug. Dazu sollten jetzt die Fangfallen mit einem neuen Köder bestückt werden. Bisher kann noch kein Termin genannt werden.
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 17. Juni 2015.
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