Rebschutzhinweis Nr. 8 – Weinbauberatung Bad Mergentheim
Mit den hochsommerlichen Temperaturen über das erste Juniwochenende hat die Rebblüte eingesetzt. Die kühleren und trüben Tage zu Beginn dieser Woche haben die Blüteentwicklung jedoch verzögert und
führen insgesamt gesehen zu einer verzettelten Blüte, die es schwierig macht einen optimalen Behandlungstermin für das Stadium „abgehende Blüte“ zu finden. Nur in frühen Lagen und Sorten ist
das Stadium abgehende Blüte bis Ende der Woche erreicht. Dennoch kann derzeit von einem guten Blüteverlauf und damit einem hohen Fruchtansatz ausgegangen werden.
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Mit der anstehenden Erwärmung ist ein größerer Neuzuwachs zu erwarten und somit wird in Kürze in wüchsigen Anlagen auch der erste Laubschnitt anstehen. Man sollte auf alle Fälle nicht zu früh
schneiden, weil der Wegfall der Triebspitzen zur Erhöhung der Beerendicke und dadurch zu erhöhtem Risiko von Quetschfäule führt. Zumindest in Teilen des Beratungsgebietes könnte in den nächsten
Wochen die Wassersituation zum begrenzenden Faktor werden. Während im Bereich Hohenlohe am Montag bei gewittrigen Niederschlägen zwischen 15 - 25 L/m² gemessen wurden, sind die Regenfälle im
restlichen Gebiet deutlich geringer ausgefallen oder sogar komplett ausgeblieben.
Rebschutz
Die Rebe befindet sich in der Zeit um die Rebblüte in einer hochempfindlichen Phase, sowohl hinsichtlich Peronospora, wie auch Oidium. Solange keine kräftigen Niederschläge auftreten, geht die größte Infektionsgefahr weiterhin vom Oidium aus. Die Spritzabstände sollten auch beim Einsatz von potenten Mitteln 10 bis max. 12 Tage nicht überschreiten. Gehen Sie jetzt kein Risiko ein. Auftretende Infektionen um die Blüte begleiten Sie sonst während der gesamten Vegetationsperiode. Somit wird aufgrund der Spritzabstände in vielen Fällen eine Spritzung in die Blüte notwendig werden. Dies ist problemlos möglich, allerdings sollte auf den Zusatz von Blattdüngern während der Rebblüte verzichtet werden. Grundsätzlich sollte in diesen Fällen nach dem Blüteende ein neuer Belag auf die anziehenden Beeren aufgebracht werden.
Peronospora
Ganz vereinzelt werden Ölflecken gemeldet. Erfolgt die Behandlung vor Regen reichen weiterhin organische Kontaktfungizide wie z.B. Folpan 80 WDG oder Delan WG aus. Der Zusatz von Veriphos zum Kontaktmittel bzw. phosphonathaltige Mittel (Mildicut, Profiler) schützen systemisch die zuwachsenden Triebspitzen und Geiztriebe. Sofern die Behandlung nach gewittrigen Regenfällen erfolgt, können Mittel mit kurativer Wirkung verwendet werden. Sinn machen diese Mittel aber nur, wenn sie max. 48 Stunden nach erfolgter Infektion eingesetzt werden.
Oidium
Aufgrund des enormen Oidiumbefallsdruckes wird weiter ein organisches Oidiumfungizid der neueren Generation empfohlen. Wichtig für einen optimalen Bekämpfungserfolg ist ein konsequenter
Wirkstoffgruppenwechsel. Der gleiche Oidium-Wirkstoff bei den organischen Mitteln darf in der Saison nicht häufiger als zweimal und auch nicht zweimal hintereinander eingesetzt werden. Dazu bitte
unbedingt die Strategieempfehlung der LVWO Weinsberg beachten. Es sollten im Mehltaufenster vorzugsweise die Präparate Vivando, Talendo, Dynali, Luna Experience oder Collis eingesetzt werden. Die Präparate Luna exp. und Collis bevorzugt ab dem Stadium abgehende Blüte einsetzen. DieStrobilurine Flint, Universalis, Cabrio Top und Discus sind wegen Resistenzen nicht mehr ausreichend wirksam. Vegas, Vento Power, Topas und Systhane werden zu einem späteren Zeitpunkt wieder empfohlen.
Traubenwickler
Für den Flug der Sauerwurmgeneration sind (sofern noch nicht geschehen) jetzt die Köder in den Pheromonfallen zu wechseln und die Fallen wieder regelmäßig zu kontrollieren.
Chlorose
Teilweise sind leichte chlorotische Symptome zu erkennen. Überdenken Sie als langfristige Lösungen ihr Bodenpflegemanagement. Eisenpräparate sollten über die Rebblüte nicht eingesetzt werden.
Weinbauliche Maßnahmen / Fäulnisvermeidung
Eine Auflockerung kompakter Trauben in der Blüte kann schnell um sich greifender Fäulnis während der Reifephase vorbeugen. Hierzu kann im Stadium Vollblüte in wüchsigen Anlagen eine Behandlung mit den Präparaten Gibb3 oder Regalis erfolgen. Gebrauchsanleitungen und Einsatzbedingungen sind bei diesen Biowachstumsregulatoren genauestens zu beachten. Außerdem ist in nicht gestressten Ertragsanlagen die Entblätterung zur abgehenden Blüte bis Schrotkorngröße sehr zu empfehlen. Dadurch wird bei den anstehenden Behandlungen die Anlagerung der Pflanzenschutzmittel enorm verbessert. Eine frühe Entblätterung vermeidet auch die meisten Nachteile, die bei Entblätterungsmaßnahmen häufig aufgeführt werden, wie Sonnenbrand, erhöhte Phenolbildung, veränderte Aromen, etc. Maschinelles Entblättern fördert, durch den Luftstrom, das Putzen der jungen Trauben von Blüterückständen. Rotweinsorten kräftig, Weißweinsorten auf der Sonnenseite eher etwas weniger entblättern. Bei gefährdeten Rotweinsorten stellt die Entblätterung zudem eine erste Maßnahme gegen Kirschessigfliegenbefall im Herbst dar.
Berechnung der Mittelmenge
Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung ist je nach Wuchslänge der 2,5 bis 3,0 -fache Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von 1000 - 1200 Liter Brühe je ha. Die tatsächliche Wassermenge sollte durch geeignete Düsenwahl, Druck und Fahrgeschwindigkeit so gewählt werden, dass möglichst wenig Abtropfverluste entstehen. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu
beachten. Beachten Sie im Bedarfsfall auch die Indikationszulassung der einzelnen Präparate für den Einsatz in Tafeltrauben!
Der nächste Hinweis erfolgt aufgrund einer dienstlichen Veranstaltung erst am 18. Juni.
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