Rebschutzhinweis Nr. 19 – Weinbauberatung Heilbronn
Die Regenmengen am vergangenen Wochenende lagen verbreitet bei 20 – 40 Litern je m². Das entspannt die Trockenstresssituation zuerst einmal. Örtlich können es auch etwas weniger oder je nach Gewitterzelle am Freitagabend auch etwas mehr gewesen sein. Vor weiteren Bewässerungsaktionen bietet es sich an, die Tiefe der Bodendurchfeuchtung zu prüfen. Bei mindestens 25-30 Litern/m² dürfte zuerst einmal der größte Durst gestillt sein. Die gemeldeten sommerlichen Temperaturen werden in Verbindung mit der Bodenfeuchte die Reife beschleunigen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass frühreifende Sorten, wie z.B. Acolon, bereits ab dem 10 September gelesen werden. Bei der Festsetzung des Lesetermins sind die Wartezeiten der zuletzt eingesetzten Pflanzenschutzmittel zwingend zu beachten.
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Der Regen am vergangenen Wochenende hat bei einzelnen, bereits süßen Beerchen die Beerenhaut zum Aufplatzen gebracht. Nachdem dies auch bei geringeren Regenmengen passiert ist, muss wohl der Effekt, ähnlich wie bei Kirschen, durch Aufnahme von Feuchtigkeit durch die Beerenhaut (Osmoseeffekt) entstanden sein. Je nach weiteren Niederschlagsverhältnissen werden die Risse an den Beeeren entweder eintrocknen oder es entsteht bereits frühzeitig Botrytis bzw. werden die Wunden durch Insekten besiedelt. Noch ist das beschriebene Aufplatzen aber kein verbreitetes Problem.
Kirschessigfliege (KEF):
Aus dem Beerenobstbau kommen erste Meldungen mit steigenden Zahlen an befallenen Himbeeren. Das sollte auch den Weinbau hellhörig machen. Noch wurde allerdings - Stand 19. August – im Weinbau kein Beerenbefall festgestellt. Das oben beschriebene Aufplatzen darf nicht mit KEF-Befall verwechselt werden. Auch der Flug der Kirschessigfliegen in der Nähe der Weinberge ist noch nicht oder nur in sehr geringem Ausmaß festzustellen. Das war 2014 zu diesem Zeitpunkt komplett anders. Zum aktuellen Zeitpunkt ist eine Behandlung der Rebflächen sinnlos. Sobald sich die Situation ändert, wird neu informiert.
Falls es sich abzeichnen sollte behandeln zu müssen, ist bei der Terminierung etwaiger Spritzungen wegen Einhaltung der Wartezeiten der Mittel immer von der frühestmöglichen Ernte auszugehen. Die beiden für Württemberg vorzugsweise empfohlenen Mittel sind „SpinTor“ oder „Mospilan“. Beide Präparate haben 14 Tage Wartezeit. Wenn also zum Beispiel eine Acolonfläche am Donnerstag, 10. September geerntet wird, darf ein Einsatz eines der beiden genannten Mittel spätestens am
Donnerstag, den 27. August erfolgen. Bis dorthin muss somit entschieden werden, ob eine Behandlung stattfindet. Zählbeginn zur Bestimmung der Wartezeit ist also der Tag nach der Spritzung.
Entscheidungsgrundlagen für eine Behandlung:
· Wo liegt die Fläche? (Gebüsch mit Brombeeren, Holunder etc. in der Nähe?)
· Welchen Populationsaufbau der KEF gab es am Weinberg (Fangfallen mit KEF Fliegen beachten)
· Sind erste KEF Befallsstellen sichtbar?
· Gibt es bereits festgestellten Befall bei den Beerenproben des landesweiten KEF Beerenmonitorings im Weinbau.
Dazu können im Internet die Ergebnisse des Vitimeteo Prognosesystem abgerufen werden. Dazu dient folgende Adresse: http://www.vitimeteo.de/monitoring/kefeifunde.shtml. Hier sind auch die Ergebnisse der Fallenfänge sichtbar.
· Gibt es Vorschädigungen an den Beeren, die zusätzlich KEF anlocken?
Für eigene sichere Befallsprognosen einer Eiablage werden ca. 15-20-fache Vergrößerungen (am besten mit Binokular) benötigt. Das ist in der Praxis oft nur schwer möglich. Sollten in der Praxis Verdachtsfälle auf bereits sichtbaren Befall auftauchen, d.h. einzelne Beerchen zeigen die typischen Eindellungen bzw. Einbohrlöcher, wird um Information der Weinbauberatung gebeten.
Allein über Fang der Fliegen und die Auswertung von Becherfangfallen ist leider keine ausreichende Genauigkeit für einen sinnvollen Behandlungsbeginn gegeben. Allerdings sind die Fangfallen dazu geeignet festzustellen, ob die Population sich aufbaut. Wer über Massenfangverfahren versucht, einen Vermehrungsaufbau in den Flächen zu verhindern, sollte die Becher spätestens aufhängen, wenn die ersten Fallenfänge von KEF (Männchen der Drosophila suzukii haben schwarze Punkte an den Flügeln) am
Rand der Rebflächen festgestellt werden. Sobald eine erste Bekämpfungsnotwendigkeit besteht, wird zeitnah von dieser Stelle aus konkret informiert werden.
Kirschessigfliege und Mittelsituation
In Abstimmungsgesprächen mit vielen Stellen wird empfohlen, bei einem notwendig werdenden Einsatz gegen die KEF auf die genehmigten Präparate „SpinTor“ oder „Mospilan“ zurückzugreifen. Nur wenn im Bestand keine Bienen fliegen, wird als Erstoder auch möglicherweise einzige Behandlung SpinTor empfohlen. SpinTor ist bienengefährlich. Bei notwendig werdender Doppelbehandlung wird als Zweitbehandlung nach ca. 1 Woche Mospilan eingesetzt. Bei Vorhandensein von Bienen wird SpinTor
auch bei der Erstbehandlung durch Mospilan ersetzt. Mospilan ist als nicht bienengefährlich eingestuft. Es wirkt vornehmlich gegen Larven und nicht gegen die Fliegen selbst. Das Kombinationspräparat „SpinTor mit combi-protec“ ist ebenfalls als bienengefährlich eingestuft und wird aus heutiger Sicht wegen ungewisser Versuchsergebnisse nicht empfohlen.
Sonstiges:
· Die Anwendungsbestimmungen zum Bienenschutz sind immer zu beachten.
· Suchen Sie im Zweifel immer Kontakt zum örtlichen Imker.
Der nächste Hinweis erfolgt nach Bedarf.
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