Rebschutzhinweis Nr. 22 – Weinbauberatung Heilbronn
Der Reifefortschritt in den Weinbergen ist erfreulich. Die Mostgewichts-Zunahme bewegte sich nach den Messungen der LVWO zwischen 4 und 7 ° Oechsle in der letzten Woche. Maßgebender ist aber die schmeckbare Aromareife, bedingt in erster Linie durch die kühleren Nachttemperaturen. Die allermeisten Anlagen sind noch top gesund, sowohl was das Laub als auch die Trauben betrifft.
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Lediglich Wespen-, Mäuse-, Wild- und Vogelfraß sind in gefährdeten Lagen und Weinbergen zu finden. In wüchsigen Beständen konnten auch schon in kompakten Trauben vereinzelt Essignester festgestellt werden. Die trockene und kühle Witterung sorgte aber dafür, dass sich dieses Problem bisher noch nicht weiter ausgebreitet hat. Lesebeginn und Lesefortschritt wird sich sehr stark an der weiteren Witterung orientieren. Notlesen wegen Kirschessigfliegenbefall sind bisher noch nicht in Sicht. Lediglich in weit in der Reife fortgeschrittenen Mauerweinbergen - allerdings je nach Ertragslage sehr unterschiedlich
ausgeprägt - wird es nötig sein, den Lesebeginn nicht zu verpassen.
Auch stark ertragsreduzierte Anlagen haben meist schon sehr hohe Mostgewichte erreicht. Auch hier gilt es, den Optimalpunkt der Lese zu treffen. Bei frühen Sorten wird vielerorts die Lese Mitte September beginnen. Die Aussichten auf hervorragende Weinqualitäten sind angesichts der bereits erreichten Reife gut. Bedingt durch die insgesamt langen trockenen Witterungsphasen im Sommer und Herbst 2015 wird die Erntemenge überwiegend gemäßigt ausfallen. Sehr wahrscheinlich wird es große Schwankungen geben, je nach Wasserverfügbarkeit. In ausreichend wüchsigen und gut mit Wasser versorgten Weinbergen sind weitere Wassergaben zum jetzigen Zeitpunkt ausschließlich mengenfördernd. Aber auch in stark wassergestressten Anlagen mit abgeschlossenem vegetativen Wachstum bringen Wassergaben so kurze Zeit vor der Lese keine Verbesserung mehr. Dazu sind die aktiven Rebwurzeln, die noch Wasser aufnehmen könnten, zu weit in der Tiefe. Fazit: Wassergaben zum jetzigen Zeitpunkt sind sehr fraglich.
Kirschessigfliege (KEF)
Bisher vereinzelt beobachteter Fäulnisbefall, teilweise auch schon mit Essigbildung, hat zu der Befürchtung geführt, dass die Kirschessigfliege Verursacher war. Nach intensiven Kontrollen der Anlagen konnten bisher die Vermutungen nicht bestätigt werden. Oft finden sich in angefaulten Beerchen Essigfliegenlarven. Weit überwiegend stammen diese bisher von der bei uns schon immer heimischen Essigfliege. Diese Tierchen wurden durch Vorbefall angelockt und haben ihre Eier in bereits vorhandene
Wunden abgelegt. Häufig an den Beerchen, die durch die Regenfälle im August aufgeplatzt oder auch anderweitig geöffnet waren.
Die Larven der KEF und der „normalen“ Essigfliege lassen sich von Laien leider nicht unterscheiden.
Fangzahlen in Köderflaschen und Kontrollen von Beerchen auf Eiablage zeigen momentan auf Einzelflächen eine leichte Zunahme. Nach wie vor ist das Niveau und die Zunahme aber noch gering, so dass sich bis jetzt eine Behandlung erübrigt. Es besteht noch kein Handlungsbedarf. Bei frühreifenden Sorten ist aus Gründen der Wartezeit ohnehin kein Einsatz mehr möglich und wäre auch nicht sinnvoll.
Bei den gefährdeten Sorten wird das Augenmerk ab jetzt ganz besonders dem Trollinger gelten. Hier wird sich im Verlauf der nächsten 8-10 Tage entscheiden müssen, ob eine Behandlung nötig sein wird. Die Beeren-Untersuchungen an der LVWO Weinsberg werden gerade bei dieser Sorte in den nächsten Tagen noch intensiviert, um möglichst gute Grundlagen für eine oder auch keine Behandlung zu bekommen. Nur wenn eindeutig nennenswerte steigende Eiablageraten nachgewiesen werden und die Wartezeit von 14 Tagen sicher eingehalten werden kann, macht eine chemische Bekämpfung der Kirschessigfliege Sinn.
Zur Zeit kann davon ausgegangen werden kann, dass alle Burgundersorten, alle Weißweinsorten und auch Lemberger deutlich weniger gefährdet sind für KEF Befall und dass dort eine Behandlung wahrscheinlich nicht nötig sein wird. Selbstverständlich ist es nicht ausgeschlossen, dass Einzelbeerchen mit KEF Befall vorkommen. Es ist dabei aber immer die Frage zu stellen, ob sich das bezogen auf die Gesamternte und den fertigen Wein negativ auswirken wird. Je lockerer die Trauben sind, desto weniger kann ein Fäulnisbefall auf andere Traubenteile übergreifen. Aktuelle Untersuchungsergebnisse der Weinbauanstalten Freiburg und Weinsberg für ganz Baden-Württemberg können im Vitimeteo Prognosesystem eingesehen werden. Dazu dient folgende Adresse:
http://www.vitimeteo.de/monitoring/kefeifunde.shtml.
Sobald eine Bekämpfungsnotwendigkeit besteht, wird zeitnah von dieser Stelle aus konkret informiert werden.
Sonstiges
· Die Anwendungsbestimmungen zum Bienenschutz sind immer zu beachten.
· Suchen Sie im Zweifel Kontakt zum örtlichen Imker.
· Diese Rebschutzmitteilung steht auch im Internet.
Der nächste Hinweis erfolgt nach Bedarf.
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