Rebschutzhinweis Nr. 11 - Weinbauberatung Bad Mergentheim
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Mit der Erwärmung und den überwiegend trockenen Bedingungen sind nun die Aussichten auf einen raschen Blüteverlauf gegeben. Je nach Lage und Rebsorte zeigt sich eine sehr unterschiedliche Blüteentwicklung. Während in frühen Lagen noch in dieser Woche mit dem Stadium „abgehende Blüte“ gerechnet werden kann, ist in stark erfrorenen Anlagen nun allmählich Blühbeginn zu verzeichnen. Auf die Blütequalität darf man gespannt sein, mit Verrieselungen ist durchaus zu rechnen. Je nach
Wetterlage haben die späten Lagen (und Frostlagen) vielleicht sogar noch einen Vorteil durch die spätere Blüte.
Die „richtigen“ Behandlungstermine können in diesem Jahr zur Schlüsselrolle werden. Ein Ziehen des Spritztermins bis zum Stadium „abgehende Blüte“ ist aufgrund des hohen Befallsdrucks und gemeldeter Niederschläge ab dem Wochenende nicht immer möglich und wird auch nicht empfohlen. Sofern die letzte Behandlung in der Vorwoche durchgeführt wurde, wird unabhängig vom Blütefortschritt eine Behandlung möglichst kurz vor den Niederschlägen empfohlen. In Anlagen in denen das Stadium „abgehende Blüte“ bis zu den Niederschlägen erreicht wird, sollte mitunter auch bei kurzen Spritzabständen eine Terminspritzung vor den Niederschlägen erfolgen.
Ansonsten liegt der Spritzabstand weiterhin bei etwa 8 Tagen. Wenn möglich sollte bei den Behandlungen ein regelmäßiger Gassenwechsel erfolgen, in stark befallenen Anlagen sollte jede Gasse behandelt werden um Spritzschatten weitestgehend auszuschließen.
Peronospora
Besonders in Anlagen mit Befallsstellen muss weiterhin ein lückenloser Fungizidbelag aufrechterhalten werden. Beim Wachsen der Blätter und Gescheine verdünnen sich zudem die Wirkstoffe. Derzeit befallene Gescheine sind bereits jetzt schon verloren. Werden die Blütenkäppchen abgeworfen sind die Fruchtknoten ohne jeden Schutz, soweit keine systemischen Wirkstoffe verwendet wurden. Viele Peronosporaausbrüche befinden sich an älteren Blättern und sporulieren direkt auf die Gescheine.
Die Gefahr, dass bei den prognostizierten Gewittern weitere Infektionen stattfinden können ist sehr hoch. Zudem sind vielfach geplante Behandlungen in der letzten Woche sprichwörtlich ins Wasser gefallen. Besonders bei witterungsbedingt längeren Spritzabständen ist damit zu rechnen, dass der aktuell zu sehende Befall sich noch weiter verstärken wird.
Aktuell wird aufgrund der besseren Wirkungssicherheit ein tiefenwirksames Präparat wie z.B. Orvego, Sanvino, Ridomil Gold Combi/MZ, Pergado, Vincare, Melody Combi oder Forum Gold empfohlen. Besonders bei stärkerem Befall und wenn mit dem Gipfeln in den Anlagen noch zugewartet werden kann, bietet sich der Zusatz von Veriphos (2-2,5 L/ha) an. Alternativ kann auch Profiler oder Mildicut zum Einsatz kommen, bei Profiler (einmaliger Einsatz pro Saison) dann aber ohne den Zusatz von Veriphos. Es ist auf einen
konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel zu achten (Achtung: Viele der genannten Präparate befinden sich in Wirkstoffgruppe „C“)! Aus Resistenzgründen sollten tiefenwirksame Mittel pro Saison max. dreimal insgesamt und Mittel aus der gleichen Wirkstoffgruppe nicht zweimal nacheinander eingesetzt werden.
Oidium
Durch den Wetterwechsel steigt nun auch die Oidiumgefahr an. Während der empfindlichen Blühphase kann es schnell zu Infektionen an den jungen Beeren kommen. Es wird daher nur der Einsatz von potenten Wirkstoffen empfohlen. Bei Behandlungen zum Stadium „abgehende Blüte“, wird bevorzugt Luna Experience (nur einmaliger Einsatz bis BBCH 73) empfohlen. In späteren Lagen bieten sich unter berücksichtigung des Wirkstoffgruppenwechsels beispielsweise auch Behandlungen mit Vivando, Talendo oder Dynali an. Bei „Zwischenspritzungen“ mit kurzen Spritzabständen kann auch Vegas oder Talendo extra eingesetzt werden.
Traubenwickler
Derzeit sind noch keine Behandlungen notwendig. Im Hinblick auf den zu erwartenden Flugbeginn der zweiten Generation sollten jedoch die Fallen nun wieder regelmäßig kontrolliert werden. Bitte melden Sie die Fangzahlen an die Weinbauberatung.
Botrytis
Derzeit wird ungewöhnlich viel Botrytisbefall an Blättern und Gescheinen gemeldet. Überregional wird ebenso ein extrem schlechtes Putzen von Gescheinen nach der Blüte gemeldet. Ist dies der Fall, so sollte bei häufigeren Niederschlägen (nach Blüteende) ein Spezialbotrytizid im Bereich der abgehenden Blüte bis Schrotkorngröße eingesetzt werden oder zumindest auf Mittel mit Botrytisnebenwirkung zurückgegriffen werden. Zum Einsatz als Spezialbotrytizide kommen dann z.B. Switch, Cantus oder Teldor.
Sonstige Maßnahmen
Durch die üppige Wasserversorgung zeigt sich ein starkes Trieblängenwachstum, trotzdem sollte der erste Gipfeltermin möglichst lange nach hinten geschoben werden. Ein frühes Gipfeln unmittelbar nach der Blüte entfernt den „Verbraucher“ Triebspitze und die Versorgung läuft voll in die sich entwickelnden Beeren. Dies führt zu einer gesteigerten Geiztriebbildung und Traubenkompaktheit. Idealerweise sollte der Gipfeltermin so spät wie möglich erfolgen (kurz vor Kippen der Triebe).
Das Zeitfenster für den Einsatz von Bioregulatoren schließt sich in diesen Tagen. Die Mittel „Gibb3“ und „RegalisPlus“ sind im Bereich Vollblüte, das heißt 30 bis 50% abgeworfener Käppchen (BBCH 63 - 65) einzusetzen. Die Sortenempfehlungen und speziellen Einsatzbedingungen der Produkte sind den Gebrauchsempfehlungen auf den Mittelpackungen zu entnehmen. Aus derzeitiger Sicht bietet sich ein Einsatz der Biowachstumsregulatoren mit der unteren empfohlenen Aufwandmenge an.
Berechnung der Mittelmenge
Bei der anstehenden Behandlung ist in den meisten Anlagen der 2,5 bis 3 fache Basisaufwand erforderlich. Nur in stark hagelgeschädigten Anlagen ohne Traubenansatz kann die Aufwandmenge weiterhin reduziert werden.
Sonstige Hinweise
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
- Der Einsatz von Blattdüngern und Herbiziden während der Rebblüte wird ausdrücklich nicht empfohlen.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen
- Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
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