Rebschutzhinweis Nr. 12 - Weinbauberatung Bad Mergentheim
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Am Wochenende gab es verbreitet Niederschläge im Bereich von 15 - 50 L/m², auch in dieser Woche muss noch mit einzelnen Schauern bei gemäßigten Temperaturen gerechnet werden. Dadurch bleibt die Lage im
Hinblick auf Peronospora weiterhin angespannt.
Durch das schnelle Beerenwachstum sollte der Spritzabstand nicht zu weit gezogen werden und liegt je nach Befallsdruck bei etwa 8 - 10 Tagen. Besonders bei prognostizierten Gewitterniederschlägen sollten die
Behandlungen immer vor den möglichen Infektionsereignissen erfolgen. Wenn möglich sollte ein regelmäßiger Gassenwechsel erfolgen, in stark befallenen Anlagen sollte nochmals jede Gasse behandelt werden um Spritzschatten weitestgehend auszuschließen.
Peronospora
Von annährend gesunden Beständen bis hin zu beinahe Totalausfällen ist gemarkungsweise alles zu finden. Schneeweiße Pilzrasen an Blättern und Gescheinen, aber auch nur vereinzelte, ausgetrocknete, ältere Ölflecken zeigen die derzeit unterschiedliche Situation. Die Inkubationszeit für die lokal heftigen Infektionen von Freitag und Samstag läuft noch, hier könnten neue Ölflecken ab Freitag dann vermehrt in der oberen Laubwand und an den Geiztrieben sichtbar werden. Befallsfreie ältere Blätter haben inzwischen durch den häufigen Einsatz von Pflanzenschutzmittel einen guten Schutz. Jetzt gilt es vor allem den Neuzuwachs im Bereich der Geiztriebe und die schnell wachsenden Beeren zu schützen. Besonders in Anlagen mit vielen sporulierten Ölflecken können auch bereits bei Taunässe neue Infektionen auf die nun jungen Beeren erfolgen.
Aufgrund der Wirkungssicherheit sind in Anlagen mit Befall tiefenwirksame Präparate nochmals zu bevorzugen. Da Präparate mit der Wirkstoffklasse „C“ in vielen Betrieben bereits mehrfach im Einsatz waren, bieten sich als Alternative beispielsweise auch Mildicut, Electis oder Sanvino an. Empfehlenswert durch die gute Wirkung auf die jungen Trauben sind unter Beachtung des Resistenzmanagements die tiefenwirksamen Mittel Orvego (kurativ) oder Enervin (protektiv). Kurativprodukte kommen in erster Linie
dann zum Einsatz, wenn unmittelbar nach einem Infektionsereignis gespritzt wird.
Besonders bei stärkerem Befall sollte weiterhin Veriphos (bis 4 L/ha) zugesetzt werden. Spritzungen mit reinen Kontaktmitteln sind nach wie vor zu riskant und gegebenenfalls nur dort vertretbar, wo geringer Befall vorliegt. Es ist auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel zu achten! Aus Resistenzgründen sollten tiefenwirksame Mittel pro Saison max. dreimal insgesamt und Mittel aus der gleichen Wirkstoffgruppe nicht zweimal nacheinander eingesetzt werden.
Oidium
Die kurzen Spritzintervalle haben dem Pilz seither wenig Angriffsfläche geboten. Durch die trockenere Witterung verbessern sich nun auch die Bedingungen für Oidium, zudem befinden sich die Reben in einer hoch empfindlichen Phase. Es wird daher (auch in hagel- und frostgeschädigten Lagen) der ausschließliche Einsatz von potenten Wirkstoffen empfohlen. Sofern nicht bei der letzten Behandlung bereits eingesetzt, wird bevorzugt Luna Experience (nur einmaliger Einsatz bis BBCH 73) empfohlen. Alternativ bieten sich unter Berücksichtigung des Wirkstoffgruppenwechsels beispielsweise auch Behandlungen mit Collis, Vivando, Talendo oder Dynali an.
Botrytis
Rechtzeitig vor Traubenschluss wird der Einsatz eines Spezialbotrytismittels empfohlen. Ganz besonders wichtig ist dies bei allen zur Kompaktheit neigenden Rebsorten. Ansonsten stellen vorbeugende
Maßnahmen die beste Möglichkeit der Fäulnisvermeidung dar: Keine Nachblütedüngung, keine Bodenbearbeitung sowie lockere und luftige Traubenzone (bei Rotwein- mehr als bei Weißweinsorten).
Stiellähme
Bei Rebsorten, die leicht zu Magnesium-Mangelsymptomen neigen oder in Anlagen, die aufgrund der Nässe schon Blattsymptome zeigen, bietet sich bei anstehenden Behandlungen der Zusatz von magnesiumhaltigen Blattdüngern wie z.B. Bittersalz oder Lebosol Magnesium an.
Weinbauliche Maßnahmen
Handentblätterungen (2-3 Blätter von der Triebbasis) auf der sonnenabgewandten Seite sind nach Ende der Blüte plan- und durchführbar. Dies ist eine wichtige phytosanitäre Maßnahme zur Gesunderhaltung und
Abhärtung, gleichzeitig wird die Anlagerung der Pflanzenschutzmittel verbessert. In diesem Arbeitsgang können in der Traubenzone befindliche Geiztriebe entfernt werden, um Verdichtungen zu vermeiden.
Mit der maschinellen Entblätterung kann nun in Abhängigkeit von der Technik ebenfalls begonnen werden. Je früher der Entblätterungstermin gewählt wird, umso geringer ist die Gefahr von Sonnenbrand und umso
lockerer werden die Trauben.
Der Gipfeltermin sollte soweit wie möglich nach hinten geschoben werden, um das Geiztriebwachstum nicht zusätzlich anzuregen.
Berechnung der Mittelmenge
Bei der anstehenden Behandlung ist in den meisten Anlagen der 3 bis 3,5-fache Basisaufwand erforderlich. Nur in stark hagelgeschädigten Anlagen ohne Traubenansatz kann die Aufwandmenge weiterhin reduziert werden.
Sonstige Hinweise
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel - insbesondere zum Bienenschutz – sind zu beachten. Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät. Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen! Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am 06. Juli.
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