Kirschessigfliege: Sonderhinweis – Weinbauberatung Bad Mergentheim
Die anstehende Hitzephase in dieser Woche könnte dem Populationsaufbau der Kirschessigfliege grundsätzlich einen Dämpfer verpassen und damit das Befallsrisiko für die Trauben weiter verzögern oder verringern. Das Mulchen oder Walzen von hohen Begrünungen ist im Hinblick auf die KEF-Situation vorteilhaft und senkt gleichzeitig den Wasserverbrauch in der Trockenphase. Vor allem jüngere Anlagen auf flachgründigen Standorten zeigen derzeit bereits Wassermangelsymptome.
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Das Monitoringsystem der Weinbauanstalten zeigt derzeit noch keine gravierenden Befälle in den wöchentlich beprobten Flächen. Erste Eiablagen wurden jedoch bei eigenen Befallsuntersuchungen am Dienstag, den 23. August in den frühen Rotweinsorten Regent und Acolon festgestellt. Meist waren in der Nähe anderweitige Wirtspflanzen der KEF vorhanden (Brombeeren, Kirschenbäume, Holunder) oder die KEF wurden durch verletzte Beeren (Vogel-, Mäuse-, Wespenfraß etc.) in die Anlagen gelockt. Grundsätzlich kann daher noch kein allgemeiner Handlungsbedarf für alle frühen Rotweinsorten abgeleitet werden. Dies kann nur durch Beobachtung der jeweiligen Parzellen festgestellt werden.
Wichtig wird sein, nicht zu früh mit Behandlungen zu beginnen, aber auch nicht zu spät. Ehrlicherweise kann der „richtige“ Zeitpunkt mit dem heutigen Wissenstand aber nicht auf den Tag genau ermittelt werden. Es gibt allerdings verschiedene Alarmzeichen, die geprüft und erkannt werden sollten:
- Es wird dringend geraten, alle Parzellen mit früh reifenden roten Rebsorten, wie z.B. Acolon, Cabernet Dorsa und Regent auf das Vorhandensein von KEF zu prüfen. Ebenso sind aktuell Dornfelder und Portugieser im Auge zu behalten. Die Beerenreife wird nicht zuletzt mit den hochsommerlichen Temperaturen schnell fortschreiten.
- Aktuellen Besatz von KEF- Fliegen im Bestand erkennen! Dies ist einerseits mit gelochten „Essigfangbechern“ oder aber auch beim Beobachten und ggf. Berühren von Trauben möglich. Wo Männchen mit schwarzen Flügelpunkten (KEF Männchen) gesichtet werden, sind auch entsprechende Weibchen vorhanden. Leider sind diese allerdings nicht so ohne Weiteres von den normalen Essigfliegen zu unterscheiden. Bei Berühren von Trauben sind aufschwirrende KEF ein wichtiges Alarmzeichen, besonders wenn noch keine anderweitigen Beerenverletzungen (Abdrücken, Vogel,- Wespen oder Mäusefraß) zu erkennen sind.
- Wird beginnender Beerenbefall in Verbindung mit KEF-Fliegen festgestellt, ist eine erste Behandlung angesagt. Anzeichen für Beerenbefall sind einzelne „Mini-Safttröpfchen“ auf der Beerenoberfläche; im etwas fortgeschrittenen Stadium sind gärende, rosa gefärbte Einzelbeerchen (eventuell schon mit rötlichem Safttropfen) sichtbar. Die „Mini-Safttröpfchen“ können früh morgens auch mit Tautröpfchen verwechselt werden. Sicherer KEF-Befall ist es dann, wenn unter den Mini-Safttröpfchen Einbohrlöcher mit weißen Luftfäden gesichtet werden. Letzteres zu erkennen gelingt aber nur mit einer guten Vergrößerung. Wer kein geeignetes Mikroskop hat, kann auch versuchen, ein mit einem Digitalfoto oder Smartphone angefertigtes Bild entsprechend größer zu zoomen. Recht frisch abgelegte Eier ohne Safttröpfchen lassen sich eigentlich nur mit einem vernünftigen Binokular (Auflichtmikroskop) gut und sicher erkennen.
Eine erste Behandlung wird bei entsprechendem Anfangsbefall empfohlen mit Spintor (160 ml/ha, Wartezeit 14 Tage, bienengefährlich) über die gesamte Laubwand. Wegen der etwas schwächeren Wirkung von Mospilan gegen erwachsene Fliegen (Adulte), sollte dieses Mittel nicht zur ersten Behandlung eingesetzt werden. In ca. einwöchigem Abstand erfolgt dann eine zweite Behandlung mit nochmals Spintor oder Mospilan (375 g/ha, Wartezeit 14 Tage, nicht bienengefährlich).
Grundsätzlich müssen Mitglieder von Vermarktungsorganisationen entsprechende Sondermaßnahmen mit den Verantwortlichen abstimmen.
Es wird empfohlen, vor Behandlung mit bienengefährlichen Mitteln, ortsansässige Imker zu informieren. Damit die Wahrscheinlichkeit, Bienen zu treffen möglichst gering gehalten wird, wird zusätzlich empfohlen, später am Abend zu behandeln. Einerseits endet da die „Kernarbeitszeit“ der Bienen, andererseits sind viele KEF-Fliegen dann aktiver als in den warmen Nachmittagsstunden. Weitere allgemeine Hinweise zum Bienenschutz wurden bereits im Rundschreiben Nr. 18 gegeben.
Unter „Vitimeteo“ kann ein schneller Überblick über die KEF-Gesamtsituation in Baden-Württemberg gewonnen werden.
Entblätterung
In Anbetracht der angekündigten Extremtemperaturen (bis 33°C) im Verlauf dieser Woche sollten Entblätterungsmaßnahmen noch hinausgezögert werden, um Strahlungs- und Hitzeschäden an den Weinbeeren vorzubeugen. Entblätterungsmaßnahmen in der Traubenzone sollen auf der sonnenzugewandten Seite der Rebzeile unbedingt moderat durchgeführt werden, damit bei intensiver Einstrahlung noch ein gewisser Beschattungseffekt gegeben ist.
In eigener Sache: Weinbauberater Zipf ist vom 25.08. - 02.09. im Urlaub. In dringenden Fällen wenden Sie sich an die Kollegen der Weinbauberatung Heilbronn. Lothar Neumann mobil 0175/2619011, Nicole Dickemann mobil 0175/2622383.
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