Zügige Rebenentwicklung
In dieser Woche liegen die Temperaturen im hochsommerlichen Bereich, ehe dann in der kommenden Woche eine gewisse Abkühlung prognostiziert wird. Die Niederschläge im Juli liegen im Bereich zwischen 90 und 140 L/m² und erreichten damit teilweise die doppelte Menge im Vergleich zum langjährigen Mittel. Die optimalen Temperaturen in Verbindung mit der guten Wasserversorgung treiben die Rebentwicklung zügig voran.
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Nach den ergiebigen Niederschlägen sind nun häufiger Ölflecken meist im Bereich des Gipfellaubes zu finden. Die Hauptlaubwand ist jedoch in den meisten Beständen sehr gesund und vital, so dass die einzelnen Ölflecken nach erfolgtem Laubschnitt zu vernachlässigen sind.
Die Abschlussbehandlung in Ertragsanlagen sollte allgemein bis Ende dieser Woche durchgeführt werden. In Junganlagen ohne Ertrag werden Pflanzenschutzmaßnahmen noch bis Anfang September empfohlen, um möglichst lange gesundes und aktives Laub für eine gute Holzreife zu erhalten. Beachten Sie bei der letzten Behandlung unbedingt die Vorgaben ihrer Erzeugerorganisation hinsichtlich Terminierung und Mittelwahl!
Peronospora
Die Beeren können nicht mehr befallen werden, lediglich das Stielgerüst und der Neuzuwachs können noch infiziert werden. Für Neuinfektionen über das Stielgerüst müsste jedoch eine sehr hohe Anzahl an Sporen in der Anlage vorhanden sein. Deshalb wird - auch zur Vermeidung von Resistenzen - empfohlen, zur Abschlussbehandlung nur Kontaktmittel einzusetzen, z. B. Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC oder Mildicut. Alternativ können auch
kupferhaltige Präparate wie z.B. Cuprozin Progress oder Funguran Progress zum Einsatz kommen. Hierbei ist allerdings die geringere Regenbeständigkeit im Hinblick auf evtl. Gewitter zu beachten.
Oidium
Die allermeisten Bestände sind befallsfrei, nur ganz vereinzelt ist stärkerer Oidiumbefall zu finden. Sofern von Seiten des Vermarktungsbetriebes erlaubt kann zur Abschlussbehandlung zum Schutz vor Spätbefall an den Blättern nochmals ein azolhaltiges Präparat wie z.B. Topas oder Systhane bzw. alternativ auch die karbonathaltigen Präparate
VitiSan oder Kumar verwendet werden. Bei den Backpulverpräparaten sind die geringere Regenbeständigkeit und die Verbrennungs-gefahr bei hohen Temperaturen zu beachten.
Botrytis
Die Gefahr durch Fäulnis ist in diesem Jahr durch die kompakte Traubenstruktur, das hohe Wasserangebot, die frühe Reife, lokalen Hagelschlag, starke Traubenwicklereiablagen und bereits bestehende Fäulnisnester sehr hoch. Aufgrund der üppigen Wasserversorgung werden die Beerengrößen noch weiter zunehmen, so dass die Gefahr von Aufplatzen und Abdrücken der Beeren in der Reifephase ansteigt.
Mit der Maßnahme Traubenteilen kann die Traubenstruktur aufgelockert werden, allerdings ist dies jetzt nur noch in den spätesten Lagen möglich. Ein zweiter Einsatz von Spezialbotrytiziden könnte bei einem feuchten Reifeverlauf zwar einen gewissen Schutz bieten, allerdings hilft diese Maßnahme auch nicht gegen Aufplatzen und Abdrücken der Beeren. Bei einem geplanten zweiten Botrytizideinsatz ist zwingend auf einen Wirkstoffgruppenwechsel zu achten und die Vorgaben der Vermarktungsbetriebe sind einzuhalten.
Kirschessigfliege
Die längeren Hitzeperioden in Kombination mit wenigen Vorfrüchten zur Populationsentwicklung sorgen aktuell für eine relativ geringe Ausgangspopulation und nur geringen Fangzahlen in den Weinbergen. Trockene, heiße oder windige Witterungsbedingungen sind für die Entwicklung der KEF eher ungünstig. Moderate Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit begünstigen grundsätzlich die KEF.
Das Monitoring auf Eiablage, als wichtiges Entscheidungskriterium zum Bekämpfungsstart, wird voraussichtlich in der zweiten Augustwoche bei frühreifen Rotweinsorten gestartet. Die Zahlen der Fallenfänge und die Ergebnisse der Eibonituren können Sie im Internet unter http://www.vitimeteo.de/index.html abrufen.
Weinbauliche Maßnahmen, wie gute Laubarbeit und Entblättern der Traubenzone (Sonnenbrandgefahr beachten) sollten bei den gefährdeten Sorten jetzt zum Abschluss gebracht werden. Eventuell geplante Ertragsregulierungsmaßnahmen sollten ebenso vor dem Farbumschlag erfolgen.
Ab einem Reifegrad von etwa 60°Oe steigt die Attraktivität der Trauben für die KEF. Eine vorbeugende Bekämpfung im Weinbau ist nicht möglich. Ob und wann eine Bekämpfung sinnvoll ist, wird in den kommenden Wochen über die Rebschutzhinweise kommuniziert. In der Augustausgabe von Rebe&Wein bzw. badischer Winzer finden Sie zudem ein von den Weinbauanstalten verfasstes Faltblatt mit weitergehenden Informationen.
Weinbauliche Arbeiten
In zweijährigen Anlagen beginnen einzelne Stöcke sich zu verfärben (gelblich oder rot) oder sterben ab. Dies sind Folgeschäden vom Spätfrost, erkennbar an Maukewucherungen oder Stammaufreißungen am zweijährigen Trieb direkt oberhalb der Veredlungsstelle. Diese Stöcke sollten markiert und nächstes Frühjahr ausgetauscht werden.
Nahezu täglich sind neu abgestorbene Stöcke durch ESCA-Befall Wenn möglich die abgestorbenen Stöcke aus den Anlagen entfernen. Bei Stöcken mit Blatt- oder Traubensymptomen (Tigerstreifen an den Blättern bzw. Black Measles an den Beeren) Markierungen anbringen um dann im folgenden Jahr eine Sanierung über einen Stockaustrieb durchführen zu können.
Trotz verbreiteter Frostschäden ist das Ertragspotenzial in nicht geschädigten Anlagen kritisch zu überprüfen. Anlagen mit sichtbarem Überertrag sollten im Hinblick auf eine gute Weinqualität auf das angestrebte Mengenziel eingestellt werden. Bevorzugt sollten hier später entwickelte bzw. aufgrund der Fäulnisgefahr die kompaktesten Trauben entnommen werden.
Durch die üppig vorhandene Bodenfeuchte sollten jetzt Bodenbearbeitungsmaßnahmen unbedingt vermieden werden, damit das Rebenwachstum nicht zusätzlich angeheizt bzw. die Traubenfäulen gefördert werden. Anstehende Entblätterungsmaßnahmen sollten in der aktuellen Phase nur moderat und von der sonnenabgewandten Seite durchgeführt werden. Eine gute Belichtung und Belüftung der Traubenzone hat positive Effekte auf pilzliche und auch tierische Schaderreger wie Ohrwurm und Essigfliegen.
Sonstige Hinweise
- Bei anstehenden Behandlungen wird allgemein die 4-fache Basisaufwandmenge empfohlen. Es sind nur noch Mittel mit kurzer Wartezeit einzusetzen.
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel-insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen istnicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in dieKanalisation/Oberflächengewässer gelangen Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
Dies ist der letzte wöchentliche Rebschutzhinweis, die nächsten Mitteilungen erfolgen in Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung.
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