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Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis

Nach kühler Bremse nimmt Entwicklung wieder Fahrt auf

Die so gennannte Schafskälte, der Einfluss polarer Kaltluft, hat am Wochenende vom 22., 23. und 24 Juni für ungewohnt kühle Temperaturen gesorgt. Die Tiefstwerte lagen nachts verbreitet unter 10°C. Dies hat die Entwicklung zumindest kurzzeitig abgebremst. Vergangene Woche war die Witterung überwiegend trocken und sonnig bei ansteigenden Temperaturen bis 32°C, sodass die Entwicklung nun wieder Fahrt aufgenommen hat. Ab dieser Woche nimmt die Gewitterneigung zu.

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In Abhängigkeit von der Niederschlagshöhe bei den letzten Gewittern könnte der beginnende Wasserstress zumindest auf flachgründigen Standorten, bei hohem Ertragsniveau und in Junganlagen zum limitierenden Faktor in der weiteren Entwicklung werden. Sofern eine Bewässerungsmöglichkeit besteht, kann in diesen Fällen mit moderaten Wassergaben im Bereich von 10 L/Stock begonnen werden. Das Bodenpflegemanagement sollte auf allen Standorten wieder auf „wassersparen“ umgestellt werden, Begrünungen sind demzufolge zu mulchen bzw. zu walzen.

Inzwischen ist meist das Stadium Erbsengröße bzw. Traubenschluss erreicht. Damit steigt die Gefahr für Sonnenbrand, wenn die Traubenzone unmittelbar vor angekündigten Hitzetagen entblättert wird. Bei empfindlichen Sorten sollte deshalb nur noch moderat vorgegangen werden bzw. die Sonnenseite nicht mehr entblättert oder gar freigestellt werden.

Einige Anlagen und Rebsorten haben teilweise erhebliche Überträge und es sollten dort alle qualitätsfördernden Maßnahmen für eine gute Weinqualität umgesetzt werden. Zu frühes Ausdünnen fördert allgemein die Kompensation an den verbleibenden Trauben.

In jüngeren Anlagen mit übermäßigem Behang ist eine frühe Ausdünnung jedoch ratsam, um der Anlagenüberlastung vorzubeugen. Die Maßnahme „Traubenteilen“ kann noch bis zum Beginn des Weichwerdens erfolgen. Neben der eigentlichen Ertragsreduktion wird durch die Maßnahme vor allem eine lange Gesunderhaltung der Trauben erreicht. Beerenverletzungen durch Schnitte sind im grünen Zustand unbedenklich und trocknen ein.

Pflanzenschutzbehandlungen

Der Gesundheitszustand in den Rebanlagen ist nach wie vor meist hervorragend. Vereinzelt wird inzwischen allerdings von Oidiumbefall berichtet und auch neue sporulierte Ölflecken aus den letzten Starkniederschlägen werden gemeldet. Die Ausbreitungsbedingungen für
Peronospora sind durch die aktuell trockene Witterung als schlecht einzustufen, allerdings sind in entsprechenden Lagen mitunter noch Tauinfektionen möglich.

Viele Anlagen und Sorten haben inzwischen das Stadium Erbsengröße bzw. Traubenschluss erreicht. Damit geht allgemein die direkte Anfälligkeit der Beeren gegenüber Peronospora und Oidium zurück, Neuinfektionen sind allerdings noch über das Stielgerüst möglich. Im Regelfall kann in befallsfreien Anlagen bei beständiger Witterung der Spritzabstand auf etwa 12 bis 14 Tage ausgedehnt werden. Generell wird der 4-fache Basisaufwand empfohlen.

Die Abschlussbehandlung ist bis spätestens am 28. Juli einzuplanen. Mittel mit 56 Tagen Wartezeit werden aufgrund der frühen Entwicklung nun nicht mehr empfohlen. Die Wartezeiten der einzelnen Präparate sind besonders bei frühreifenden Rebsorten oder in Anlagen, die zur Federweißerproduktion eingeplant werden, zu berücksichtigen. Beachten Sie bei den letzten Behandlungen unbedingt die Vorgaben ihrer Erzeugerorganisation hinsichtlich Terminierung und Mittelwahl!

Peronospora

Die neu aufgetretenen Ölflecken sind in den meisten Fällen nicht weiter besorgniserregend, denn die laubwand und vor allem die Trauben/Beeren sind überwiegend befallsfrei. Bei älteren Blättern ist die Infektion allgemein schwierig. Infektionen über das Stielgerüst sind i.d.R nur bei stärkerem Befall der Laubwand möglich. Für Neuinfektionen sind somit hauptsächlich die zuwachsenden Geiztriebblätter empfindlich.

Zum Schutz vor Neuinfektionen kann bei anstehenden Behandlungen vor Regenfällen ein raubmilbenschonendes Kontaktfungizid zum Einsatz kommen. Aufgrund des niedrigen Infektionsdruckes wird allgemein kein weiterer Zusatz eines phosphonathaltigen Produktes empfohlen. Nur bei Behandlungen im Bereich von maximal 48 Stunden nach Niederschlägen kann es sinnvoll sein auf kurative Mittel zu wechseln um die beginnende Infektion zu stoppen.

Oidium

Bei anstehenden Laubarbeiten sollte nach wie vor eine intensive Kontrolle auf Befall mit Oidium an Blättern und Trauben durchgeführt werden. Kurzfristig können bei beginnendem Befall noch Notfallmaßnahmen durchgeführt werden. Hat sich der Oidiumpilz aber bereits in der Anlage etabliert ist eine Tilgung von Oidiumbefall kaum mehr möglich. Die Anfälligkeit der Beeren für Neuinfektionen nimmt nun ab.

Unter Beachtung des Resistenzmanagementes kommt bei anstehenden Behandlungen nochmals ein organisches Präparat (wie z.B. Vivando, Kusabi oder Talendo) zum Einsatz. Zur Resistenzvorsorge werden die SDHI-Präparate Sercadis, Luna Experience und Collis nun nicht mehr empfohlen. Ab den letzten beiden Behandlungen können dann in unkritischen Anlagen auch reine Azolpräparate (wie z.B. Topas, Systhane) oder alternativ auch Vitisan (plus Netzmittel) bzw. Kumar eingesetzt werden.

Traubenwickler

Der Flug der zweiten Generation Traubenwickler ist mit den kühlen Temperaturen am Wochenende generell zurückgegangen und wird nun in dieser Woche wieder ansteigen. Der Falterflug ist weiterhin regelmäßig zu kontrollieren. Der optimale Behandlungstermin (ca. 8-10 Tage nach dem Flughöhepunkt) in nicht verwirrten Flächen wird voraussichtlich in der
kommenden Woche liegen. Für die genaue Terminierung sind die örtlichen Fangzahlen entscheidend.

Stiellähme

Stärker verrieselte Trauben aber auch lange und große Stielgerüste zeigen eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber dieser physiologischen Störung. Zudem wird Stiellähme durch hohe Wuchskraft (hohes Stickstoffangebot) gefördert, etwa bei offener Bodenpflege.

In regelmäßig Stiellähme-gefährdeten Anlagen und Sorten sowie bei ersten sichtbaren Mg-Mangelsymptomen am Blatt sollte regelmäßig ein Mg-Blattdünger wie Bittersalz (Magnesiumsulfat) ausgebracht werden. Auch Magnesiumoxide oder -Nitrate sind als Düngeform alternativ einsetzbar.

Wichtig bei der gezielten Stiellähme-Bekämpfung ist vor allem eine vollständige Benetzung der Traubengerüste mit der Magnesium-Blattdüngerbrühe, nur dort kann sie zur Wirkung kommen. Blattdünger nicht bei großer Hitze einsetzen und die Anwendungsempfehlungen bei Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten. Der optimale Zeitpunkt ist vor dem Weichwerden der Beeren, allerdings sind bei späten Maßnahmen die Vorgaben der Vermarktungsorganisationen zwingend zu berücksichtigen.

Esca

Zu einem sehr frühen Zeitpunkt sind zunehmend wieder symptomatische Reben bzw. abgestorbene Stöcke zu beobachten. Besonders das plötzliche Absterben ganzer Stockteile ist zu sehen. Die Symptome werden in den nächsten Wochen sicherlich noch weiter zunehmen. Eine direkte Bekämpfung ist derzeit nicht möglich. Betroffene Reben können jetzt jedoch markiert und im Winter einer Stammsanierung unterzogen werden.

Sonstige Hinweise

  • Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!


Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am 04. Juli.
 

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