Vielerorts spitzt sich die Wassersituation weiter zu
Das vergangene Wochenende brachte wiederum lokale Hagelgewitter mit zum Teil deutlichen Schäden in den Weinbergen. Dort wo größere Niederschlagsmengen zu verzeichnen waren, ist der größte Wasserstress zunächst abgemildert. Auf vielen Standorten sind jedoch wenn überhaupt nur geringe Regenmengen unter 10 L/m² gefallen, so dass sich vielerorts die Wassersituation nun immer weiter zuspitzt.
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Bis zum Wochenende herrscht hochsommerliche Witterung bei Temperaturen um 30°C, ehe dann am Wochenende eine leichte Abkühlung durch mögliche (Gewitter)Niederschläge
prognostiziert wird. Das Färben und Weichwerden früher Sorten schreitet voran, inzwischen färben sich auch erste Beeren beim Schwarzriesling.
Aktuell tritt immer wieder Sonnenbrand auf, meist jedoch nur in Verbindung mit späten Entblätterungsmaßnahmen während der Hitzeperiode. Allerdings halten sich auch hier die wirtschaftlichen Schäden aufgrund der meist üppigen Ertragssituation in Grenzen. Der Traubenwicklerflug ist so gut wie beendet, nur ganz vereinzelt werden noch letzte Falter gefangen. Innerhalb von Verwirrflächen wurde seither noch kein Mottenflug gemeldet.
In Anlagen mit sehr kompakter Traubenstruktur sind bereits jetzt erste Abquetschungen und Aufplatzungen an den Trauben zu erkennen, hier bleibt letztendlich nur noch die Möglichkeit mittels Traubenteilung kurzfristig vor dem Weichwerden einzugreifen. Bei einem ungünstigen Witterungsverlauf zur Traubenreife ist ansonsten mit früher Fäulnis und möglicherweise auch mit Essigbildung zu rechnen.
Noch immer sind Anlagen mit einem deutlichen Überertrag zu finden. Mitunter wirkt der Überertrag auch verschärfend auf den Wasserstress, hier sollte dringend regulierend eingegriffen werden. Ertragsregulierungen oder Traubenteilen sollten abgeschlossen sein bevor die Beeren weich werden. Ansonsten besteht die Gefahr von Verletzungen. Denken Sie auch nach wie vor an wasserschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen.
Pflanzenschutzbehandlungen:
Die Abschlussbehandlung ist grundsätzlich bis spätestens am 28. Juli einzuplanen. Sofern der Gesundheitszustand in den Weinbergen weiterhin unkritisch bleibt kann der Termin durchaus um einige Tage vorgezogen werden. Besonders in hagelgeschädigten Anlagen gilt es, die noch vorhandene Blattmasse und den Neuzuwachs möglichst lange gesund zu erhalten. Es dürfen nur noch Mittel mit einer Wartezeit unter 35 Tagen zum Einsatz kommen.
Aufgrund des guten Gesundheitszustandes vieler Anlagen und der aktuell vorherrschenden Witterung kann bei der Abschlussspritzung überlegt werden, in unkritischen Beständen lediglich den Laubwandbereich oberhalb der Traubenzone zu behandeln. Neben der Mittel- und Kosteneinsparung reduziert diese Maßnahme auch die Rückstände auf den Trauben.
Mit einem frühen Lesebeginn muss gerechnet werden. Die Wartezeiten der einzelnen Präparate sind besonders bei frühreifenden Rebsorten oder in Anlagen, die zur Federweißerproduktion eingeplant werden, zu berücksichtigen. Beachten Sie bei den letzten Behandlungen unbedingt die Vorgaben ihrer Erzeugerorganisation hinsichtlich Terminierung und Mittelwahl!
Notwendige Herbizidmaßnahmen in Ertragsanlagen sollten ebenfalls noch im Juli zum Abschluss gebracht werden. In Junganlagen ohne Ertrag werden Pflanzenschutzmaßnahmen noch bis Mitte/Ende August empfohlen, um möglichst lange gesundes und aktives Laub für eine gute Holzreife zu erhalten.
Peronospora
Bei aktuell anstehenden Behandlungen kommt ein Kontaktfungizid mit kurzer Wartezeit wie z.B. Folpan 80 WDG oder Folpan 500 SC zum Einsatz. Resistenzgefährdete Wirkstoffe sollten jetzt nicht mehr verwendet werden.
Zur Abschlussbehandlung werden alternativ auch zugelassene Kupferpräparate wie z.B. Funguran progress oder Cuprozin progress mit einer Wartezeit von 21 Tagen empfohlen. Hierbei ist allerdings die kürzere Wirkungsdauer zu beachten.
Oidium
Bei anstehenden Behandlungen können in unkritischen Anlagen reine Azolpräparate (wie z.B. Topas, Systhane) oder alternativ auch Vitisan (plus Netzmittel) bzw. Kumar eingesetzt werden. Sofern die Bestände komplett gesund sind, kann bei der Abschlussspritzung auch auf das Oidiumpräparat verzichtet werden.
Stärkere Oidiumbefälle bitte an die Weinbauberatung melden!
Botrytis
Als Grundlage zur Fäulnisvermeidung stehen ganzjährig die weinbaulichen Maßnahmen wie Teilentblätterung, mäßige Stickstoffgaben, reduziertes Bodenbearbeitungsmanagement, Entfernen von Doppel- und Kümmertrieben oder auch eine aufgelockerte Traubenstruktur im Vordergrund und sind mitunter zielführender und effizienter als ein Einsatz von Spezialbotrytiziden. Besonders in Hagelgebieten kann jedoch ein Einsatz dieser Mittel zum späten Zeitpunkt einen gewissen Zusatzschutz bieten.
Allerdings hilft diese Maßnahme generell nicht gegen Aufplatzen und Abdrücken der Beeren. Bei zweimaligem Einsatz eines Botrytizids in der Saison (kurz vor Traubenschluss und Abschlussbehandlung) ist zwingend ein Wirkstoffgruppenwechsel vorzunehmen. Bezüglich eines Botrytizideinsatzes zum späten Zeitpunkt sind die Vorgaben der Vermarktungsbetriebe zwingend einzuhalten.
Stiellähme
Die Trockenheit der vergangenen Wochen hat eine ausreichende Aufnahme von Magnesium aus der Bodenlösung nicht erlaubt. In vielen Anlagen zeigen sich an den älteren Blättern bereits Anzeichen eines beginnenden Magnesiummangels (Ausbleichung zwischen den Hauptadern der Blätter). Die oft lockere Traubenstruktur, teils mit Verrieselung, fördert zusätzlich Stiellähme, wenn noch entsprechende wechselfeuchte Bedingungen in den kommenden Reifewochen eintreten.
Zur Vorbeugung gegen Stiellähme ist die Zugabe von magnesiumhaltigen Blattdüngern bei Pflanzenschutzmaßnahmen deshalb anzuraten (sofern von Vermarktungsseite erlaubt). Eine kostengünstige Möglichkeit ist z. B. Bittersalz mit 3 kg/100l Spritzbrühe beizugeben. Alternativ können auch Präparate auf Basis von Magnesiumoxid wie z.B. Lebosol Magnesium 400 zum Einsatz kommen.
Kirschessigfliege
Momentan besteht noch keine Gefahr für die Trauben, da sie erst mit zunehmender Reife für die Kirschessigfliege attraktiv werden. Aus dem Obstbau wird von lokal zunehmenden Eiablagen an reifenden Früchten berichtet. Aussagen über das Befallsrisiko für die Trauben können daraus noch nicht abgeleitet werden, da die Populationsentwicklung stark von der
weiteren Witterung abhängig ist.
Als vorbeugende Maßnahme ist es wichtig, vor allem in befallsgefährdeten Sorten (z.B. Acolon, Regent, Portugieser, Dornfelder, Trollinger) die Traubenzone entsprechend luftig und die Begrünungen kurz zu halten. Ebenso sollten ertragsregulierende Maßnahmen im Idealfall vor dem Farbumschlag erfolgen. Weitere Hinweise und Empfehlungen zur KEF erhalten Sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschriften „Der Badische Winzer“ bzw. „Rebe & Wein“.
Anfang August startet dann auch wieder das von LVWO Weinsberg und WBI Freiburg durchgeführte Beerenmonitoring. Informationen zu Fangzahlen und evtl. Eiablagen sind über Vitimeteo-Monitoring (http://monitoring.vitimeteo.de) einzusehen. Eine vorbeugende Bekämpfung im Weinbau ist nicht möglich.
Ob und wann eine Bekämpfung sinnvoll ist, wird in den kommenden Wochen über die Rebschutzhinweise kommuniziert.
Sonstiges
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen. Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am 25. Juli.
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