2018 hat das Zeug zum Top-Jahrgang
Abhängig von der Wasserversorgung könnte sich auch dieses Jahr wieder ein enger Reifeverlauf der unterschiedlichen Rebsorten einstellen. Damit wird das Lesefenster grundsätzlich kleiner.
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In der Reife noch verhalten sind teilweise Trollinger, Trockenstandorte, Hagelweinberge und überhangene Anlagen. Ausreichend mit Wasser versorgte Anlagen sind aber bereits sehr reif. Wann gab es das schon einmal, dass man bereits im Juli einzelne Traubenbeeren naschen konnte und Mitte August ganze Lemberger Trauben bereits genussfähig waren.
Damit ist klar, dass der sich bereits während der Vegetation angedeutete sehr frühe Jahrgang Wirklichkeit wird. Sicherlich werden früh reifende Sorten bereits um den Monatswechsel gelesen werden, natürlich abhängig von der weiteren Witterung. Zum letzten Augustwochenende soll der Hochsommer vorerst zumindest für einige Tage mal vorbei sein. Regen ist angekündigt. Schau’n mer mal! Solange sich die Nachttemperaturen in Verbindung mit Feuchtigkeit nicht deutlich über der 10 Grad Marke bewegen, bleibt die Lage erst einmal stabil.
In den Monaten Juni/Juli/August fielen zwischen Rhein und Hohenlohe zwischen 100 und 150 mm Niederschlag. Lokal gab es auch größere Regenereignisse, teilweise verbunden mit Hagel im Bereich Bönnigheim, Cleebronn, Brackenheim, Kleingartach. Bei großen Mengen Wasser in kurzer Zeit konnte der trockene Boden häufig nicht alles Wasser aufnehmen. Angesichts der langen Trockenphase und der seit Monaten andauernden Sommerhitze ist es fast verwunderlich, wie viele Rebanlagen noch einigermaßen „vernünftig“ dastehen. Dennoch gibt es auch kritische bis sehr kritische Bestände. Dabei spielt neben den lokal ausgebliebenen Gewitterniederschlägen das Alter der Anlage, die
Durchwurzelungsfähigkeit und Speicherkraft des Bodens sowie das Ertragsniveau eine entscheidende Rolle.
Wer für Trockenstandorte in den vergangenen Jahren dadurch vorgesorgt hat, indem Tropfbewässerungsschläuche installiert wurden und sich dann noch die Mühe gemacht hat, Wasser zu fahren, ist dieses Jahr der Gewinner. Wohl denen, deren Wasserversorgung so organisiert ist, dass das Wasser über Leitungen direkt gepumpt wird. Die Grundinvestitionen für die Erschließung von Wasser und die Technik der Verteilung sind hoch, lohnen sich aber in solchen Trockenjahren. Neben der Sicherung der Erntemenge spielt ein ausreichendes Wasserangebot auch eine Rolle hinsichtlich der Aromareife der Trauben.
Es ist damit zu rechnen, dass auch für die kommende Antragsperiode der Umstrukturierung (Herbstende bis Ende des Jahres) die Förderung von Tropfschläuchen weiter läuft. Gefördert wird die Beschaffung und Installation der Schläuche mit einem Fixbetrag von 1800 €/ha. Allerdings muss betont werden, dass sich die Investition nur lohnt, wenn man bereit ist, in Notzeiten auch Wasser in den Weinberg zu bringen. Für „Noch-nicht-Antragsteller“ muss klar sein, dass diese Förderung mit einem nicht zu unterschätzenden bürokratischen Aufwand verbunden ist. Grundsätzlich kann eine Förderung ab 3 Ar Fläche erfolgen.
Gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre beträgt der aktuelle Reifevorsprung für das Jahr 2018 ca. 14 Tage. Nach aktuellem Gesundheits- und Reifezustand hat der Jahrgang 2018 das Potenzial als hochwertiger Qualitätsjahrgang gesehen zu werden. Denkt man an die in den Köpfen verankerten TOP Weinjahrgänge in den letzten Jahrzehnten zurück (1959, 1964, 1971, 1976, 1990, 2003, 2011, 2012, 2015) handelt es sich immer um heiße, sonnige und trockene Sommer. Hier einmal die Zusammenfassung der Niederschläge dieser Jahrgänge in den Monaten Juni, Juli, August und September für Heilbronn (wobei innerhalb von HN wie auch im übrigen Land im Juni und Juli 2018 sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen gemessen wurden). Im Ranking der trockensten Sommer liegt der 2018er jedoch weit vorne.
Zusammenfassung der Niederschläge der Top-Jahrgänge für Heilbronn:
Jahr | Juni | Juli | August | Summe | September | Summe |
1959 | 38 | 50 | 74 | 162 | 10 | 172 |
1964 | 23 | 6 | 65 | 94 | 66 | 160 |
1971 | 117 | 14 | 55 | 186 | 20 | 206 |
1976 | 17 | 57 | 74 | 148 | 132 | 280 |
1990 | 113 | 26 | 24 | 163 | 82 | 245 |
2003 | 12 | 68 | 21 | 101 | 40 | 141 |
2011 | 72 | 111 | 69 | 252 | 23 | 275 |
2012 | 68 | 71 | 21 | 160 | 62 | 222 |
2015 | 77 | 16 | 51 | 144 | 34 | 178 |
2018 | 23 | 72 | 4 | 99 | ? | ? |
Pflanzenschutz:
Die Kirschessigfliege spielt dieses Jahr bisher im Weinbau noch keine Rolle. Sehr vereinzelt wurden in Württemberg einzelne Eifunde festgestellt http://www.vitimeteo.de/monitoring/kefeifunde.shtml .
Trocken und warm mit wenig Luftfeuchtigkeit mag der Neuschädling nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Population in diesem Jahr im Weinbau schädigend verbreitet ist eher gering. Frühe Sorten wie z.B. Acolon, Dornfelder, Regent und Cabernet Dorsa hätten die Lesereife erreicht, wenn es tatsächlich noch kritisch werden sollte. Wenn, dann wären bei sich massiv ändernder Wetterlage nur die gefährdeten Spätsorten, also in erster Linie der Trollinger, betroffen.
Aktuell deutet jedoch nichts darauf hin. Behandlungen gegen KEF sind deshalb aktuell sinnlos!
Junganlagen:
Die meisten Junganlagen sind gut gewachsen. Einen moderaten Trockenstress verkraften die Rebstöcke. Hier zeigt sich, dass eine Mindestbodenpflege um das Stöckchen herum für ein frohwüchsiges Jungfeld immer noch aktuell ist und den Reben gut tut. Vor einem eventuellen Wetterwechsel kann eine abschließende Peronosporabehandlung gegen späte
Infektionen sinnvoll sein.
Sonstiges:
- An Randflächen ist es nicht ausgeschlossen, dass es zu Mäusefraß an den Trauben kommt. Oft sind dabei reife Trauben von oben her angeknabbert und bilden Eintrittspforten für schädigende Mikroorganismen. Gegenmaßnahmen gegen Mäusefraß sind leider kaum möglich.
- Dort wo Wespenfraß zu sehen ist, kann versucht werden, mit Köderflaschen zumindest einen Teil der Wespen abzufangen. Eine erprobte Mischung der Schweizer Kollegen setzt sich zusammen aus 600 ml Bier, 200 ml Weinessig, 200 ml Himbeersirup und etwas Spülmittel als Netzmittel. Flaschen ca. 1/3 füllen und bei Bedarf leeren und neu füllen. Nach der Lese müssen die Fallen abgehängt werden, um unnötigen Insektenbeifang zu vermeiden. Achtung! Bei Vollernterlese müssen alle Fangflaschen, auch KEF Becher u.ä. vorher abgehängt sein. Der Inhalt einer einzigen zerbrochenen Flasche kann mehrere tausend Liter Wein verderben.
- Das Mittel Confidor WG 70 hat ab dem 19. September 2018 ein Anwendungsverbot! Übliche Verkaufs- und Aufbrauchfristen gelten in diesem Fall nicht. Für eine Rückgabe ungeöffneter Produkte informieren Sie sich bitte bei Ihrem Pflanzenschutzmittelhändler. Seitherige Indikationen gegen Reblaus, Tripse und Schildlausarten sind somit nicht mehr möglich. Angesichts der in diesem Jahr weit verbreiteten Infektionen durch Blattreblaus (meist Amerikanerreben oder PIWIS, aber auch vereinzelt bei Europäerreben) stellt sich die Frage, wie das Thema Reblaus zukünftig behandelt wird.
- Die Weinbauschule lädt zur Vorstellung ihrer Pflanzenschutzversuche im Weinbau ein. Termin ist Freitag, 07. September 2018 ab 13.00 Uhr. Neuer Standort: Gellmersbach, Grabenäcker (von Weinsberg Richtung Gellmersbach - gegenüber dem Klinikum am Weißenhof). Anschließend wird ab 14.30 Uhr am Weinsberger Burgberg (Weibertreu) der Einsatz von Spritzdrohnen gezeigt (siehe beiliegende Einladung)
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
Der nächste Hinweis erfolgt bei Bedarf
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