Kurz vor Traubenschluss
Der Juni hat sich mit Hitzerekorden und meist tropischen Bedingungen verabschiedet. Die Temperaturen bleiben Anfang Juli aber weiterhin auf einem sommerlichen Niveau, sodass bei noch ausreichender Wasserversorgung das Wachstum der jungen Beeren rasant voran schreitet. In frühen Lagen ist aktuell das Stadium Erbsengröße zu verzeichnen. Bei weiterhin zügiger Entwicklung ist dort in der kommenden Woche das Stadium„Traubenschluss“ zu erwarten.
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In vielen Anlagen ist aus heutiger Sicht von durchschnittlichen Ertragserwartungen auszugehen. Die verbreiteten leichten Verrieselungen sind hinsichtlich der späteren Traubenstruktur grundsätzlich positiv zu bewerten. Allerdings zeigen sich in Abhängigkeit von Blühzeitpunkt und Wüchsigkeit auch Standorte mit starkenVerrieselungen, vor allem beim Riesling sind teilweise komplette Gescheine abgefallen.
Weiterhin sind keine flächendeckenden, durchweichenden Niederschläge in Sicht, damit kündigt sich auch in diesem Jahr wieder eine angespannte Wassersituation an. Auf flachgründigen Muschelkalkstandorten zeigt sich dies inzwischen mit einer zurückgehenden Wuchsleistung und auf den bekannten Problemstandorten auch mit ersten gelben Blättern in der Traubenzone – vor allem in Junganlagen muss daher die Situation hinsichtlich des Bewässerungsbedarfs bereits jetzt im Auge behalten werden. Zudem sollten hier bei mangelndem Wuchs entsprechende Entlastungsmaßnahmen (Triebe bzw. Trauben) durchgeführt werden.
Weinbauliche Arbeiten
Viele Anlagen präsentieren sich inzwischen entblättert und gegipfelt, die noch ausstehenden Heftarbeiten werden aufgrund der enormen Trieblängen immer zeitaufwendiger und mühsamer. Die Sonnenbrandgefahr bei aktuellen Entblätterungsmaßnahmen ist derzeit noch gering, ab Erbsengröße schließen sich jedoch die Spaltöffnungen und die Anfälligkeit für Sonnenbrandschäden nimmt allmählich zu.
Das frühe Entblättern fördert die Abhärtung, führt zu einer besseren Abtrocknung und einer optimalen Anlagerung der Pflanzenschutzmittel in der Traubenzone. Auch im Hinblick auf die vorbeugenden Maßnahmen gegen die Kirschessigfliege ist die Entblätterung ein zentraler Baustein. Bevorzugt sollte die sonnenabgewandte Seite entblättert werden. Keine „Totalentblätterungen“ durchführen, denn diese führen vor allem im Weißweinbereich zu schnell alternden Weinen.
Die Bodenpflege sollte möglichst wassersparend erfolgen – Begrünungen sind entsprechend kurz zu halten. Stickstofffreisetzende Bodenbearbeitungen sollten aufgrund der Fäulnisgefahr in einem feuchten Herbst nun nicht mehr durchgeführt werden.
Pflanzenschutz
Der Spritzabstand wird aufgrund der Witterungsbedingungen hauptsächlich von Oidium gesteuert und sollte im Bereich von etwa zehn bis zwölf Tagen liegen. Bei Behandlungen ab Erbsengröße wird der 4-fache Basisaufwand empfohlen. Beachten Sie immer die Gebrauchsanleitung, denn nicht alle Mittel sind mit der konstanten Steigerung der Basisaufwandmenge zugelassen. Achten Sie beim Einsatz resistenzgefährdeter Fungizide unbedingt auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel und das Resistenzmanagement.
Peronospora
Erwartungsgemäß haben die Befallsstellen in vielen Gemarkungen nochmals zugenommen, denn die Inkubationszeiten der Infektionen durch die Gewitterniederschläge zwischen dem 20. und 23. Juni sind inzwischen ausgelaufen. Die aktuell trockene Witterung bremst die Sporulation und die weitere Infektionsgefahr aus. Bei einsetzendem Regen oder auch Taunässe können die gesetzten Infektionsstellen aber nochmals für eine schnelle Ausbreitung sorgen.
In Anlagen mit nur wenigen Befallsstellen reicht der Einsatz eines möglichst raubmilbenschonenden Kontaktfungizides (z. B. Folpan 80 WDG, Delan WG) aus. Der Zusatz von phosphoriger Säure wird im Allgemeinen nicht mehr empfohlen.
Sollten sie in ihren Anlagen nennenswerten Befall vorfinden, können Sie alternativ mit tiefenwirksamen Mitteln arbeiten, wie beispielsweise MelodyCombi, Folpan Gold, Aktuan, Mildicut, Sanvino oder Videryo F. Zum Schutz der jungen Beeren eignen sich auch bevorzugt Ampexio oder Orvego.
Oidium
Bei anstehenden Laubarbeiten sollte eine intensive Kontrolle auf Befall mit Oidium an Blättern und Trauben durchgeführt werden. Beginnender Befall wäre auf den Beeren nun als weißer Belag mit dem bloßen Auge erkennbar. Kurzfristig können bei beginnendem Befall noch Notfallmaßnahmen durchgeführt und damit die weitere Ausbreitung unterbunden werden. Hat sich der Oidiumpilz aber bereits in der Anlage etabliert, ist eine Tilgung von Oidiumbefall kaum mehr möglich.
Die Gefahr von Neuinfektionen durch Oidium ist anhaltend hoch. Bei anstehenden Behandlungen sollten daher nochmals Präparate aus den potenten Wirkstoffgruppen zum Einsatz kommen. Aktuell werden daher in erster Linie z.B. Vivando, Talendo, Dynali oder Kusabi empfohlen.
Fäulnis- und Botrytisvorsorge
Die Kombination einer fachgerechten Entblätterung und eines Botrytizideinsatzes kurz vor Traubenschluss stellt die wirksamste Maßnahme zur Fäulnisvermeidung dar. Je nach Rebsorte und Lage ist demnächst mit dem Stadium Traubenschluss zu rechnen. Grundsätzlich wird bei kompakten Sorten und Klonen ein einmaliger Einsatz von Spezialbotrytiziden zum Stadium „kurz vor Traubenschluss“ empfohlen, da dies der letztmögliche Zeitpunkt ist, um eine vollständige und zuverlässige Benetzung der Stielgerüste bei dichtbeerigen Sorten zu erreichen. Ziel ist dabei,eingeschlossenes totes Material (z. B. Blütenkäppchen) so lange wie möglich vor Botrytisbefall zu schützen und damit frühe Fäulnisherde von innen heraus zu unterbinden.
Als Spezialbotrytizide stehen Cantus, Prolectus, Scala, Switch oder Teldor Prolectus zur Verfügung. Bei Cantus unbedingt darauf achten, dass hier auch der Resistenzbuchstabe „L“ hinterlegt ist. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung kann der Mittelaufwand halbiert werden. Die besteWirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt.
Traubenwickler
Der Flug der zweiten Generation hat begonnen. Die regelmäßige Fallenkontrolle ist auf örtlicher Ebene fortzuführen. Ein Flughöhepunkt konnte seither noch nicht verzeichnet werden.
Esca
Zu einem sehr frühen Zeitpunkt sind seit letzter Woche wieder schlagartig absterbende Stöcke zu beobachten. Hierbei handelt es sich um die akute Form des Escakomplexes. Direkte Gegenmaßnahmen sind nicht möglich. Betroffene Reben können jetzt jedoch markiert und im Winter einer Stammsanierung unterzogen werden, ebenso können evtl. vorhandene Stockausschläge direkt nachgezogen werden.
Die latente Form des Pilzkomplexes mit Verfärbungen der Blätter – Tigerstreifen – und Flecken an den Beeren tritt meist erst ab Mitte bis Ende Juli auf.
Stiellähme
Zur Vorbeugung gegen Stiellähme in der Reifephase kann der Behandlung jetzt wieder ein magnesium-haltiges Präparat beigegeben werden, z. B. Bittersalz oder Lebosol Magnesium 400SC. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.
Herbizide
Vorhandene Stocktriebe sollten vor dem Einsatz systemischer Herbizide (z. B.glyphosathaltige Produkte) entfernt werden. Um eine Aufnahme der Wirkstoffe über die Wunden zu vermeiden, sollten diese eingetrocknet und verschorft sein (Mindestens zwei bis drei Tage nach dem Ausbrechen). Generell ist bei der Herbizidausbringung darauf zu achten, dass die Mittel nur innerhalb von Rebflächen eingesetzt werden.
Gegen Winden konnte in der Vergangenheit mit Wuchstoff („U46“) einguter Erfolg verzeichnet werden. Produkte mit dem Wirkstoff MCPA haben allerdings seit Ende 2018 ein Anwendungsverbot im Weinbau. Als einziger wirksamer Wirkstoff bleibt hier Glyphosat. Zum Abbrennen wirkt kurzfristig gegen Winden auch Shark oder Quickdown. Die Indikation ist dabei allerdings begrenzt auf Stockaustriebe.
Umstrukturierung
Bis 15. Juli müssen alle Tropfschlauch- bzw. Pfropfrebenrechnungen sowie noch fehlende Pflanzgenehmigungen beim Landwirtschaftsamt eingegangen sein. Dies ist ein Ausschlusstermin! Ab Einreichen der Rechnungen müssen dann auch die beantragten Maßnahmen beendet und für die Kontrolle fertig sein.
Das bedeutet, dass Tropfschläuche ortsfest installiert und der Drahtrahmen, sofern erforderlich, vorhanden sein muss. Eine Drahtrahmenanlage gilt als erstellt, wenn alle Pflanzpfähle, sowie die Endstickel und ein Draht vorhanden sind. Alternativ können auch alle Innenstickel gesetzt sein. Dann kann auf den Draht verzichtet werden. Ob eine Drahtrahmenverpflichtung besteht kann im Infoschreiben deszuständigen Landwirtschaftsamtes vom Frühjahr 2019 nachgelesen werden.
Sonstige Hinweise
- Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel –insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz – sind zu beachten
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät. Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen
- Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am Mittwoch, 10.Juli.
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