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Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis

Regen bringt ein wenig Entspannung

Die Niederschläge am vergangenen Wochenende sind sehr ungleich verteilt gefallen. Die Mengen bewegen sich zwischen 5 bis 70 l/m², auch innerhalb nur weniger Kilometer Abstand. Begleiterscheinungen wie Hagelschlag sind erfreulicherweise nur in geringem Umfang in Weinbauflächen aufgetreten. In vielen Gemarkungen ist nach den Niederschlägen damit zumindest vorübergehend eine gewisse Entspannung in Bezug auf den Trockenstress gegeben. 

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DWI
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Die Temperaturen in dieser Woche bewegen sich weiter in einem angenehmen Bereich zwischen 25° und 30 °C, eine weitere Hitzewelle wird momentan nicht prognostiziert. Vor allem in der kommenden Woche könnte es auch wieder zu Schauern kommen. Dennoch muss je nach Regenmenge am vergangenen Wochenende die Bewässerungsnotwendigkeit vor allem in Junganlagen nach wie vor im Auge behalten werden.

Bei frühen Rotweinsorten ist eine zunehmende Verfärbung zu sehen. Die weitere Entwicklung der Reben und der Reife ist in den kommenden Wochen hauptsächlich vom verfügbaren Wasser abhängig. Auf gut versorgten Standorten sind in kompakten Rebsorten bereits abgedrückte Traubenteile zu erkennen.

Ein nochmaliger Laubschnitt ist jetzt nach der Hitzeperiode sinnvoll, falls Laub überhängt und die Trauben stärker beschattet. Je nach Wasserverfügbarkeit sind vor allem jüngere Anlagen aber im Wuchs so gedämpft, dass bis zum Herbst kaum noch Neuzuwachs erfolgen wird.

Eine frühzeitige Einsaat sorgt in den offenen Gassen für eine möglichst tragfähige Begrünung bei geplanter Maschinenlese. Insbesondere in Problem- und Sanierungsgebieten (Wasserschutz) können jetzt nach dem Regen Einsaaten in Verbindung mit einer flachen Bodenbearbeitung vorgenommen werden.

Hitze-/Strahlungsschäden

Das extrem heiße Wetter von Dienstag bis Freitag vergangener Woche hat über alle Lagen hinweg und bei den meisten Sorten Hitzeschäden an den Trauben und teils auch am Blattapparat verursacht. In Abhängigkeit von Zeilenausrichtung, Zeilenbreite, Entblätterungstermin, Entblätterungsintensität, Rebsorte, Klon und auch der Wasserverfügbarkeit ist das Schadausmaß sehr unterschiedlich. Vor allem in den Rebsorten Bacchus, Trollinger und mit Abstrichen im Schwarzriesling sind die stärksten Schäden zu verzeichnen. Beim Riesling sind die Schäden meist geringer als erwartet, wahrscheinlich waren die Trauben hier entwicklungsbedingt noch nicht so anfällig.

Die Beeinflussung durch die extreme Hitze hat bei freiliegendem Stielgerüst die Leitungsbahnen nachhaltig zerstört, sodass ganze Trauben bzw. Traubenabschnitte absterben. An teilgeschädigten Trauben wird sich das Schadausmaß in nächster Zeit womöglich noch verstärken.

Daher sollten zunächst keine Maßnahmen ergriffen und das Eintrocknen der geschädigten Teile abgewartet werden. Ein Befall von Schadpilzen ist bei der weitgehend trockenen Witterung nicht zu befürchten. Aus früheren Jahren ist bekannt, dass vollkommen geschädigte Traubenteile weitgehend eintrocknen und auch für das Lesegut, bei schneller Verarbeitung, keine Probleme bereitet.

Kritischer sind teilgeschädigte Traubenteile mit noch grünen Beeren zu bewerten. Diese bleiben in ihrer Entwicklung stehen bzw. zurück und liefern hohe Säure, Phenole und geringe Zuckerwerte. Ein hoher Anteil solcher geschädigten Trauben kann das Lesegut negativ beeinträchtigen.

Pflanzenschutz

Die Abschlussbehandlung ist bis spätestens am zweiten Augustwochenende (09./10. August) einzuplanen. In Abhängigkeit von Vorbefall, Neuzuwachs und Abwaschung durch die vergangenen Niederschläge ist mitunter noch eine vorausgehende Behandlung notwendig. Sollten gegen Ende der kommenden Woche größere Niederschläge vorhergesagt werden, wird empfohlen, die Abschlussbehandlung entsprechend vorzuziehen.

Bei einer Behandlung der kompletten Laubwand wird grundsätzlich der 4-fache Basisaufwand bzw. die höchst zugelassene Aufwandmenge empfohlen. Aufgrund des guten Gesundheitszustandes vieler Anlagen kann bei der Abschlussspritzung überlegt werden, in unkritischen Beständen lediglich den Laubwandbereich oberhalb der Traubenzone zu behandeln. Neben der Mittel- und Kosteneinsparung reduziert diese Maßnahme auch die Rückstände auf den Trauben.

Aktuell sollten nur noch Mittel mit einer Wartezeit unter 35 Tagen eingesetzt werden. Beachten Sie unbedingt die Vorgaben ihrer Erzeugerorganisation hinsichtlich Terminierung und Mittelwahl!

Notwendige Herbizidmaßnahmen sollten rechtzeitig vor der Abschlussbehandlung durchgeführt werden. In Junganlagen ohne Ertrag werden Pflanzenschutzmaßnahmen noch bis Anfang September empfohlen, um möglichst lange gesundes und aktives Laub für eine gute Holzreife zu erhalten.

Peronospora

Sehr wahrscheinlich werden sich in Anlagen mit Vorbefall nach Ablauf der Inkubationszeiten gegen Ende der Woche neue Ölflecken im Gipfellaub zeigen. Ein weiterer Laubschnitt senkt das Sporenpotential in der Anlage. Bei aktuell noch anstehenden Behandlungen kommt ein Kontaktfungizid mit kurzer Wartezeit wie z. B. Mildicut, Folpan 80 WDG oder Folpan 500 SC zum Einsatz. Resistenzgefährdete Wirkstoffe sollten jetzt nur noch in Ausnahmefällen verwendet werden. Zur Abschlussbehandlung werden alternativ auch zugelassene Kupferpräparate mit einer Wartezeit von 21 Tagen empfohlen. Zur Reduzierung von Kupfereinträgen in Weinbergsböden kann die Aufwandmenge von Kupferpräparaten in weitestgehend befallsfreien Anlagen durchaus halbiert werden.

Oidium

Die allermeisten Bestände sind befallsfrei, nur ganz vereinzelt ist stärkerer Oidiumbefall zu finden. In unkritischen Beständen kann für anstehende Behandlungen z. B. Topas, Systhane oder Misha eingesetzt werden. Ebenfalls möglich ist der Einsatz eines Backpulverpräparats wie z. B.Vitisan (plus Wetcit) oder Kumar. Diese Mittel auf Backpulverbasis sollten nicht bei hohen Temperaturen eingesetzt werden, sonst droht Verbrennungsgefahr. Auch ein mehrmaliger Einsatz und die mitunter noch vorherrschende Trockenheit können zu Blattschädigungen führen.

Sofern von Seiten des Vermarktungsbetriebes erlaubt kann zur Abschlussbehandlung ein Oidiumpräparat eingesetzt werden, dies bewirkt in erster Linie einen Schutz vor Spätbefall an den Blättern.

Botrytis

Weinbauliche Maßnahmen stehen nach wie vor im Vordergrund und sind mitunter zielführender und effizienter als ein Einsatz von Spezialbotrytiziden. Sofern sich die Witterung in den nächsten Wochen botrytisfreundlicher gestaltet, könnte bei kompakten Rebsorten und in Premiumanlagen ein nochmaliger Einsatz dieser Mittel zum späten Zeitpunkt einen gewissen Zusatzschutz bieten. Allerdings hilft diese Maßnahme generell nicht gegen Aufplatzen und Abdrücken der Beeren.

Bei zweimaligem Einsatz eines Botrytizids in der Saison (kurz vor Traubenschluss und Abschlussbehandlung) ist zwingend ein Wirkstoffgruppenwechsel vorzunehmen. Alternativ zu den klassischen Botrytiziden kann auch mit dem mittlerweile gegen Botrytis zugelassenen Produkt Kumar bis kurz vor der Lese (1 Tag Wartezeit, max. 4 Anwendungen), insbesondere bei mehrmaliger Anwendung, ein beachtlicher Bekämpfungseffekt erzielt werden. Bezüglich eines Botrytizideinsatzes zum späten Zeitpunkt sind die Vorgaben der Vermarktungsbetriebe zwingend einzuhalten.

Esca

Sowohl die akute Form der Esca, bei der die Stöcke innerhalb kurzer Zeitkomplett absterben als auch die typischen Tigermuster am Blatt bzw. „Black measles“ an den Trauben sind in vielen Anlagen zu sehen. Bei Blattsymptomen kann versucht werden durch einen Stammrückschnitt eine Gesundung des Stockes zu erreichen. Die entsprechenden Stöcke sollten jetzt im Sommer markiert werden und im Winter ca. 10 cm über dem Boden abgesägt werden. Ganz abgestorbene Stöcke müssen aus der Anlage entfernt und verbrannt werden, damit sich keine Fruchtkörper bilden, die die Krankheit weiterverbreiten. Bei einem Triebausschlag an der Stammbasis kann der Stock im nächsten Jahr wieder neu aufgebaut werden.

Stiellähme 

Die Trockenheit der vergangenen Wochen hat eine ausreichende Aufnahme von Magnesium aus der Bodenlösung nicht erlaubt. In vielen Anlagen zeigen sich an den älteren Blättern bereits Anzeichen eines beginnenden Magnesiummangels (Ausbleichung zwischen den Hauptadern der Blätter). Die teils verrieselte Traubenstruktur fördert zusätzlich Stiellähme, wenn noch entsprechende wechselfeuchte Bedingungen in den kommenden Reifewochen eintreten.

Zur Vorbeugung gegen Stiellähme in der Reifephase kann der Behandlung in gefährdeten Rebsorten und verrieselten Anlagen ein magnesium-haltiges Präparat beigegeben werden, z. B. Bittersalz oder Lebosol Magnesium 400 SC.Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten. Alternativ kann einegezielte separate Behandlung in die Traubenzone erfolgen.

Kirschessigfliege (KEF)

Nach wie vor ist es ruhig hinsichtlich der Kirschessigfliege, Fallenfänge in den Weinbergen sind seither nicht bekannt. Als vorbeugende Maßnahme ist es wichtig, vor allem in befallsgefährdeten Sorten (z. B. Acolon, Regent, Portugieser, Dornfelder, Trollinger) die Traubenzone entsprechend luftig und die Begrünungen kurz zu halten. Ebenso sollten ertragsregulierende Maßnahmen im Idealfall vor dem Farbumschlag erfolgen.

Weitere Hinweise und Empfehlungen zur KEF erhalten über folgenden Link

https://main-tauber-kreis.landwirtschaft-bw.de/pb/MLR.ULBTBB,Lde/Startseite/Fachinformationen/Weinbau

 bzw. in der Augustausgabe der Fachzeitschriften „Der Badische Winzer“ und „Rebe und Wein“.

Informationen zu Fangzahlen und evtl. Eiablagen sind dann zu gegebener Zeit über Vitimeteo-Monitoring (http://monitoring.vitimeteo.de) einzusehen. Eine vorbeugende Bekämpfung im Weinbau ist nicht möglich. Ob und wann eine Bekämpfung sinnvoll ist, wird in den kommenden Wochen über die Rebschutzhinweise kommuniziert.

Sonstige Hinweise

  • Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz - sind zu beachten
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungenist nicht zulässig!
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten

Dies ist der letzte regelmäßige, wöchentliche Rebschutzhinweis, die nächsten Mitteilungen erfolgen in Abhängigkeit von der weiterenEntwicklung und der KEF-Situation.

Die Weinbauberatung Hohenlohe-Tauber bedankt sich für Ihr Interesse!

In eigener Sache: Weinbauberater Zipf ist vom 05. bis zum 11. August im Urlaub.

In dringenden Fällen wenden Sie sich an Herrn Neumann am Landwirtschaftsamt Heilbronn (Tel. 07131/9947353).

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