Blütenverlauf sehr unterschiedlich
Durch den Temperaturrückgang gibt es große Unterschiede im Blütenverlauf in Sorten- und Lagenweise. Außerdem muss die Blütenentwicklung in teilgeschädigten Anlagen noch etwas abgewartet werden. In nicht erfrorenen Anlagen ragen die Gipfel teilweise weit über den obersten Draht hinaus, dennoch sollte so lange wie möglich mit dem ersten Gipfeln gewartet werden. Bevor die Rebtriebe aber abkippen und brechen, sollten sie abgeschnitten werden.
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Allgemeine Situation
Wie erwartet hat der Temperaturrückgang den Blüteverlauf weiter auseinanderdriften lassen. Sorten- und Lagenweise liegt eine große Bandbreite von Blütebeginn bis Stecknadelkopfgröße bzw. teilweise auch schon Schrotkornstadium vor. Auch innerhalb des Rebstockes (hier v.a. Lemberger) ist eine große Varianz vorhanden. Der Fokus des Pflanzenschutzes ist strategisch auf empfindliche Mehltausorten auszurichten. Wie sich in teilgeschädigten Anlagen die Blüte an den Kurztrieben entwickelt, muss noch etwas abgewartet werden. Der Wuchs und auch die Blüte ist in teilgeschädigten Flächen, je nach Schädigungsgrad und Rebsorte, noch verhalten. Nicht erfrorene Anlagen ragen teilweise weit über den obersten Draht hinaus. Grundsätzlich sollte so lange wie möglich mit dem ersten Gipfeln gewartet werden. Bevor jedoch die Gefahr besteht, dass die Rebtriebe abkippen und brechen, ist abzuschneiden. In frühen Lagen, in denen die Blüte bereits durch ist, kann angefangen werden die Traubenzone zu entblättern. Eine frühe Entblätterung härtet die Beerenhaut ab und bringt Vorteile bei der Applikationstechnik.
Die starken Sonnenbrandschäden des vergangenen Jahres sind noch präsent und bringen eine betriebliche Nutzen-/ Risiko-Abwägung, je nach Sorte und Produktionsziel mit sich. Im Schnitt der Jahre überwiegen die Vorteile einer Entblätterung für die Gesunderhaltung der Trauben. Je früher begonnen wird, umso stärker kann eingegriffen werden, da sich die Traubenzone bis zur empfindlichen Beerenphase über Geiztriebwachstum wieder beschattet. Wer später startet muss vorsichtiger vorgehen. Vor allem bei der Mehltaubekämpfung empfindlicher Sorten (v.a. Trollinger) ist die frühe Entblätterung eine wichtige Maßnahme.
Bei einigen Junganlagen ist der Wuchs noch etwas gebremst. Es kann hier noch zugewartet werden, aber wenn die jungen Reben nicht so richtig ziehen wollen, kann ab Juli versucht werden den Wuchs mit Pflanzrohren etwas zu beschleunigen. Der empfohlene Spritzabstand liegt aktuell bei ca. zehn Tagen.
Pflanzenschutz
Peronospora:
Infektionsdruck und Spritzabstand:
Die Summe der Niederschläge in den vergangenen Tagen lag häufig bei ca. 25 L/m², örtlich kamen auch bis zu 35L/m² zusammen. Aufgrund ihrer Bodennähe sind in diesjährig gesetzten Junganalgen Bodeninfektionen am ehesten möglich. Die Inkubationszeit dieser Infektionen läuft zum kommenden Wochenende aus. Ab dann sind auch Ölflecken aus diesen Infektionsbedingungen möglich. Die aktuell kühlen Temperaturen der Schafskälte sind nicht unbedingt optimale Bedingungen für die Peronospora. Daher ist das Risiko zurzeit immer noch wenig problematisch. Bei ungeschütztem Neuzuwachs (>400cm² oder mehr als zwei bis drei Blätter) sind ab dem Wochenende bei entsprechenden Infektionsbedingungen Sekundärverbreitungen möglich. Wer ein Mittel für den Zuwachsschutz beigemischt hatte, hat noch etwas mehr Sicherheit. Auftretende Ölflecken bitte der Weinbauberatung melden.
Mitteleinsatz:
Bei anstehenden Behandlungen ist der Einsatz eines Kontaktfungizides, möglichst vor kräftigen Niederschlägen/ Gewittern, empfohlen. In späteren oder frostgeschädigten Lagen, kann bei unbeständigen Wetterprognosen ein Mittel mit systemischer Komponente (z.B. Profiler (max. einmaliger Einsatz bis Schrotkorngröße, nicht mit Luna experience mischen!), Veriphos + Kontaktmittel, Delan Pro oder Zorvec Zelavin Bria) zusätzlichen Schutz bringen. In verblühten Lagen, die kurz vor dem Gipfeln stehen, kann auch darauf verzichtet werden, da das Hauptaugenmerk auf dem Neuzuwachs steht. Bei stärkerem Perodruck kämen auch Mittel mit tiefenwirksamer Funktion, max. ein bis zwei Tage nach vermuteten Infektionen, zum Einsatz.
Oidium:
Infektionsdruck und Spritzabstand:
Die Reben befinden sich aktuell noch in einer sehr empfindlichen Phase, dem sogenannten Mehltaufenster. Der Spritzabstand sollte zehn Tage nicht überschreiten. Wenn die Beerchen anziehen, sollten empfindliche Sorten (z.B. Trollinger, Lemberger, Portugieser, Dornfelder, Cabernet Dorsa) und Lagen, vor allem mit Vorjahresbefall, besonders beobachtet werden. Erster Mehltaubefall zeigt sich häufig am Beerenansatz und auf der Rückseite der Trauben. Der Erfolg von Stopp- Maßnahmen steigt, je früher der Befall erkannt wird. Sind stoppende Maßnahmen notwendig können Informationen hierzu auf der Internetseite des Landwirtschaftsamtes Heilbronn eingeholt werden. Info’s siehe unter: https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau
Mitteleinsatz:
Für Lagen im Stadium Blüte/abgehende Blüte wird der Einsatz eines Mittels aus der Wirkstoffgruppe L (z.B. Luna experience, Luna Max, Sercadis) empfohlen. Zur Resistenzvorsorge ist ein Wirkstoffgruppenwechsel sehr wichtig. D.h. Mittel aus der Wirkstoffgruppe „L“ (Luna experience, Luna Max, Sercadis, Collis, Cantus/ Kenja als Botrytismittel) dürfen auf keinen Fall in zwei aufeinander folgenden Behandlungen eingesetzt werden. Für alle anderen Behandlungen kommen vorzugsweise die Mittel Dynali oder Talendo zum Einsatz. Die Mittel Vivando und Kusabi können, sofern nicht schon einmal eingesetzt, außerhalb der empfindlichen Phase, ab ungefähr Erbsengröße, angewendet werden. (einmal pro Saison). (Hinweise zum Einsatz der Wirkstoffgruppe K siehe letzte Rundschreiben)
Die Grundprinzipien des Resistenzmanagements bei Oidium 2020:
- Mittel der gleichen Wirkstoffgruppe nicht in zwei aufeinander folgenden Behandlungen
- Mittel der gleichen Wirkstoffgruppe maximal zweimal pro Saison
- Ausnahmen:
- Mittel der Wirkstoffgruppe L und K maximal 1x pro Saison
- Mittel der Wirkstoffgruppe G (Azole) maximal 4 x pro Saison
- Der Wechsel des Resistenzbuchstabens muss für alle enthaltenen Wirkstoffe eines Mittels eingehalten werden
Die Antiresistenzstrategie 2020 ist im Anhang zu finden oder kann im Internet unter dem folgenden Link heruntergeladen werden: https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau
Entnahme von Weinblättern zum Verzehr:
Die Entnahme von Weinblättern durch Dritte für die Zubereitung von Speisen bewirkt immer mal wieder Ärger beim Winzer, vor allem wenn dies in größerem Umfang geschieht. Zusätzlich erzeugen die verwendeten Pflanzenschutzmittel nicht tolerierbare Rückstände für den Verzehr. Die Rückstandshöchstwerte auf Traubenblättern liegen sehr viel niedriger als die auf Trauben. Daher sollte auf keinen Fall die Entnahme mit der Erlaubnis des Bewirtschafters erfolgen.
Beispiele:
Wirkstoff (Mittel) | Rückstandshöchstwerte Traubenblätter |
Rückstandshöchstwerte Tafeltrauben |
Faktorunterschied |
Folpet( z.B. Folpan) | 0,03 | 6,0 | 200 |
Boscalid (z.B. Collis/ Cantus) | 0,01 | 5,0 | 500 |
Fluopyram (z.B. Luna experience) | 0,01 | 1,5 | 150 |
Traubenwickler:
Der Flug der zweiten Generation des Traubenwicklers steht an. Daher sollten die Köder in den Fallen ausgetauscht und die Fangzahlen regelmäßig geprüft werden. In nicht verwirrten Gebieten wurden gelegentlich Heuwurmgespinste gefunden. Für eine mögliche Bekämpfung des Sauerwurms in nicht verwirrten Gebieten, muss der Flughöhepunkt beobachtet werden. Dies geschieht optimaler Weise über eigene Fallen. Alternativ können auch örtliche Ergebnisse der Fallenfänge im VitiMeteo- Monitoring unter dem folgenden Link eingesehen werden: http://monitoring.vitimeteo.de/
Umstrukturierung:
Die Kontrollen zur Umstrukturierung haben begonnen. Änderungen zur beantragten Flächengröße können jederzeit bis zum Einreichen der Rechnung durchgeführt werden. Nach der Pflanzung oder nach der Installation von Tropfbewässerungen müssen die jeweiligen Rechnungen beim Landwirtschaftsamt eingereicht werden (spät. bis 15.07.2020). Nach dem Einreichen der Rechnung müssen die Tropfschläuche ortsfest installiert sein. Hierfür müssen die Schläuche mindestens z.B. mit Kabelbinder oder Schnur am Zeilenende und – anfang fixiert sein. Der alleinige Anschluss an die eventuell vorhandene Querverteilung genügt nicht. Für die Mindestanforderungen bei einer Drahtrahmenverpflichtung müssen entweder die Endstickel gesetzt und ein Draht befestigt oder alternativ alle Innenstickel gesetzt sein.
Sonstiges und Mittelmenge
- Für anstehende Behandlungen ist je nach Wüchsigkeit der Rebflächen der 3 bis 3,5-fache Basisaufwand anzuwenden.
- Für Trauben, die für den Direktverzehr erzeugt werden, gelten eigene Zulassungen. Tafeltrauben (Hofladen, Wochenmarkt, Lebensmittelhandel) sind also nur verkehrsfähig, wenn sie mit eigens für den Anbau von Tafeltrauben zugelassenen Mitteln behandelt werden. Dies wird seitens der Lebensmittelbehörden kontrolliert.
- Brennnesseln jetzt stehen lassen! Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit werden durch die Entfernung ihrer Wirtspflanzen (z.B. Brennnesseln) gezwungen, andere Pflanzen, z.B. die Rebe anzufliegen. Das gilt es zu verhindern.
- Arbeitsschutz: Achten sie darauf bei den nun einsetzten Pflanzenschutzmaßnahmen, dass erforderliche Schutzausrüstung in ausreichender Menge vorhanden ist.
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