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Rebschutz Heilbronn

Überwiegend gesunde Reben

Wenn da nicht die Frostlagen wären, könnte man von optimalen Voraussetzungen in den Weinbergen sprechen. Einzig einige wenige Frostweinberge wollen immer noch nicht so richtig durchwachsen. Im Prinzip waren seit der Frostnacht am 12. Mai ideale Wuchsbedingungen gegeben. Selbst die verzögerte Blüte in manchen Lagen hat durch lockere Traubenstrukturen eher zu einem positiven Effekt beigetragen. 2020 ist wieder einmal von einem frühen Herbst auszugehen, so dass der Abschluss der regulären Pflanzenschutzmaßnahmen im Bereich Ende Juli/Anfang August gerechtfertigt ist.

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Kesel
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Allgemeine Situation

Zunehmend wird es knochentrocken. Die Begrünungen verbräunen und nehmen langsam mediterrane Züge an. Mit Ausnahme einiger lokal stärkerer Gewitter haben die Juni- und bisherigen Juliniederschläge nicht ausgereicht, auf Trockenstandorten die Hauptwurzelzone zu erreichen. In flachgründigen Trollingerstandorten sind bereits erste Symptome von Trockenstress zu sehen, obwohl noch keine richtige Hitzewelle übers Land zog. Glücklicherweise zeigen auch die mittelfristigen Temperaturtrends noch keine Extremhitze wie 2019 an. Wenn keine durchweichenden Niederschläge kommen, werden insbesondere stark behangene Anlagen außerhalb der „Frostzone“ (z.B. Trollinger und Lemberger) unter der Trockenheit leiden müssen. Wo möglich, sollte mit Tropfbewässerung in den bekannten Trockenstandorten nicht länger gewartet werden. Junge Anlagen zeigen bereits eine angespannte Situation der Wasserversorgung. Aufstellen und Rückbildung der Triebspitzen sind deutliches Zeichen dafür.

Die Reben sind überwiegend gesund. Peronospora ist kein Problem. Oidium taucht auf meist bekannten Standorten auf. Was noch schlummert ist immer schwer vorherzusagen. Regelmäßige intensive Trauben- und Beerenkontrollen sind wichtig, um beginnenden Befall zu erkennen und gegebenenfalls noch mit „Stoppmaßnahmen“ reagieren zu können. „Rezepturen“ dazu finden sich im Infodienst.
Das Wort Ertragsregulierung in den Mund zu nehmen fällt angesichts der Frostschäden schwer. Dennoch muss angesichts teilweise erheblicher Ertragsmengen dort regulierend eingegriffen werden, wo das sinnvolle Maß überschritten ist. Wieder einmal sind die Sorten Trollinger und mit Abstrichen auch der Lemberger daran beteiligt. Durch die verzettelte Blüte und „Teilfrost“ sind aber auch viele Anlagen erfreulich gut automatisch im Ertragskorridor eingestellt.

Deutlich zurückhaltender waren viele Betriebe dieses Jahr mit Entblätterungsmaßnahmen. Der 2019er Sonnenbrand war noch zu präsent. Dichtere Traubenzonen sind kein Problem, wenn es in der Reifezeit trocken bleibt. Das weiß aber niemand. Insbesondere Rebsorten, die anfällig für KEF sind, sollten ab beginnendem Farbumschlag aber nachgearbeitet werden. Frei hängende Trauben werden nur sehr ungern von KEF heimgesucht. Dies betrifft insbesondere die Sorten Acolon, Cabernet Dorsa, Portugieser, Dornfelder und Trollinger und mit Abstrichen die Burgundersorten und Lemberger. Leider sind Entblätterungsmaßnahmen ab Reifebeginn nur schwer maschinell umzusetzen. Es sollte ab dem Zeitpunkt der Zuckereinlagerung keinesfalls zu Beerenverletzungen kommen. So wird man nicht umhinkommen, von Hand nachzuarbeiten.

Peronospora:
Obwohl nun doch einige Ölflecken, meist ohne Pilzausbruch auf der Blattrückseite, zu finden sind, ist der Infektionsdruck nach wie vor gering. Die Trauben sind jetzt nicht mehr empfindlich und es gilt, möglichst gut den Neuzuwachs an Blattmasse zu schützen. Bei dem geringen Infektionsdruck und vorbeugend vor gemeldeten Niederschlägen genügt ein Kontaktfungizid mit kurzer Wartezeit von 35 Tagen oder weniger. Für die Abschlussbehandlung wird eines der am Markt befindlichen Kupfermittel (allesamt mit 21 Tagen Wartezeit) empfohlen. Ein Nebeneffekt durch Kupfer gegen Oidium am Blatt ist durch Versuche belegt. Alternativ sind auch organische Mittel mit kurzer Wartezeit (z.B. Mildicut) möglich.

Oidium:
Bei den letzten Behandlungen können Azol-Mittel wie Misha, Topas, Sarumo, Systhane, oder auch „Bicarbonate“ wie Vitisan + 0,2% Wetcit oder Kumar zum Einsatz kommen. Für bis jetzt komplett gesunde Flächen, nimmt das Infektionsrisiko nun ab. Trollinger kann auch noch etwas länger anfällig bleiben und es wird daher empfohlen in gefährdeten Flächen, z.B. bei Mehltaubefall in der Nachbarschaft, lieber jetzt die Spritzabstände ein bis zwei Tage enger zu halten und ggf. dafür am Ende der Saison den einen oder anderen Tag früher aufzuhören.
Bei vollständig gesunden Flächen beim Abschlusstermin kann die Traubenzone von einer Behandlung ausgenommen und nur die obere Hälfte der Laubwand behandelt werden.

Botrytis:
Eine gute Belichtung und Belüftung der Traubenzone hat reduzierende Effekte auf pilzliche aber auch tierische Schaderreger wie Ohrwurm und Essigfliegen. Besonders in Anlagen in denen bisher nicht entblättert wurde, ist die Sonnenbrandgefahr bei Temperaturen von deutlich über 30 °C bis zum Farbumschlag am größten. Sobald sich die Trauben verfärben, kann dann, wo nötig, noch nachgearbeitet werden.

Sauerwurm:
Der Flug der zweiten Generation des Bekreuzten Traubenwicklers zeigt außerhalb von Verwirrgebieten anhand der Fangzahlen an Standorten rund um Heilbronn einen verzettelten Flug von Ende Juni bis jetzt Mitte Juli ohne exakte Flughöhepunkte. Damit gibt es keinen eindeutigen Bekämpfungstermin . Das zeigt, wie schwierig die Terminierung einer Insektizidmaßnahmen gegen diesen Traubenschädling ist. Wer bei der letzten Behandlung noch kein Mittel eingesetzt hatte, kann jetzt noch mit einem bienenungefährlichen Mittel aus der Bacillus Thuringiensis - Gruppe oder aber mit Coragen oder Mimic versuchen, die später geschlüpften Räupchen zu erwischen. Wegen vorhandener Alternativen sollte auf den Einsatz bienengefährlicher Mittel verzichtet werden.

Kirschessigfliege (KEF):
Seriöse Prognosen zum KEF Befall 2020 in den Reben können momentan noch nicht gegeben werden. Die wesentlichen vorbeugenden Maßnahmen sind das Teilentblättern der Traubenzone und das Kurzhalten der Begrünungen, um den Populationsaufbau zu verhindern.
Für die Vegetation 2020 wurden vom BVL aktuell über Notfallzulassung Minecto One (gleicher Wirkstoff wie Exirel; Achtung auch bienengefährlich!) und Surround (Kaolinpräparat = Pulver aus Gesteinsmehl; Wirkstoff Aluminiumsilikat) zugelassen. Laut Schweizer Studien wirkt Surround durch eine weißlich punktierte Schutzschicht auf den Traubenbeeren. Weitere Infos zu KEF erfolgen zu gegebener Zeit.

Sonstiges und Mittelmenge

  • Umstrukturierung: Letzter Aufruf zur Einreichung der Rechnungen von Pfropfreben bzw. Tropfschläuchen. Nach dem 15. Juli eingehende Rechnungen können nicht mehr akzeptiert werden und die beantragte Fördermaßnahme muss abgelehnt werden.
  • Reblausgallen an Blättern von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, teilweise aber auch an Europäersorten (z.B. Lemberger oder Muskateller) sind dieses Jahr keine Seltenheit.
  • Zu möglichen Ertragsregulierungen bei Trollinger: Zumindest die zweiten Trauben an den Schnabeltrieben entfernen.
  • Bienengefährliche Mittel dürfen generell nicht eingesetzt werden, wenn im Bestand etwas blüht.
  • Gegen Stiellähme können vorbeugend magnesiumhaltige Blattdünger eingesetzt werden. Blattdünger und Backpulverpräparate vertragen sich nicht immer. Auf die Hinweise auf den Packungen achten!
  • Bei der Gerätereinigung und generell beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln dürfen niemals Präparate oder Brühe in Oberflächengewässer gelangen. Der Weg in Oberflächengewässer geht auch über Hofeinläufe, die Kanalisation und dann über die Kläranlage. In der Kläranlage werden gelöste Pflanzenschutzmittel leider nicht herausgefiltert und gelangen so 1:1 in das Gewässer.
  • Brennesselbüsche bis Ende Juli nicht mehr mulchen oder abmähen, damit die Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit nicht gezwungen werden, auf die Reben zu fliegen.
  • Für anstehende Behandlungen ist der vierfache Basisaufwand anzuwenden.

Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten.
Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden:
https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/MLR.ULBHN,Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau

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