Traubenfärbung hat eingesetzt
Die Traubenfärbung hat bei vielen roten Rebsorten eingesetzt. Dies kann die Kirschessigfliege anlocken und deshalb sollten vor allem Flächen mit Mehltau-Vorbefall, ab einer Reife von circa 60°Oe, beobachtet werden. Mit den steigenden Temperaturen ist auch ein steigender Trockenstress in einige Anlagen erkennbar. Wenn eine Bewässerung nötig ist, sollte diese moderat erfolgen. Entblätterungsmaßnahmen sollten aufgrund der Temperaturen nicht in der großen Hitze durchgeführt werden, sondern besser nach dem Farbumschlag.
- Veröffentlicht am

Allgemeine Situation
Die Beerenfärbung hat bei vielen roten Sorten eingesetzt. Acolon sind bereits gut durchgefärbt und auch der Schwarzriesling zeigt schon einige blaue Beeren. In sehr exponierten Lagen färben sich erste Trollingerbeerchen. In frostgeschädigten Anlagen haben die überlebenden Trauben immer noch etwas Entwicklungsrückstand. Dieser muss bis zur Lesereife weiter beobachtet werden.
Flächen mit mehr oder weniger starkem Vorbefall mit Mehltau (v.a. Trollinger), sollten ab der Reife besonders im Auge behalten werden, sobald sie attraktiv für die Kirschessigfliege werden (~ab 60° Oe).
Die Wasserversorgung hat sich nicht gebessert und zunehmend ist Trockenstress erkennbar. Vor allem Junganlagen sind hier besonders auffällig. Wo möglich und nötig sind moderate Bewässerungsgaben empfehlenswert. In gestressten Junganlagen mit Überertrag, v.a. wenn keine Bewässerungsmöglichkeit vorhanden ist, sollte rechtzeitig regulativ eingegriffen werden. In den Wetterprognosen sind keine größeren Regenmengen gemeldet. Aufgrund der zunehmenden Hitze mit Temperaturen bis zu 36° in den nächsten Tagen, steigt danach auch die Gewitterwahrscheinlichkeit an.
In entblätterten, sonnenbrandanfälligen Sorten, wie z.B. Trollinger, sind bis jetzt erfreulicherweise nur wenige Sonnenbrandschäden festzustellen. Entblätterungsmaßnahmen, wo noch nötig, sollten nicht unmittelbar vor den Hitzetagen durchgeführt werden. Nach dem Farbumschlag und wenn die Beeren weich werden, lässt die Sonnenbrandgefahr nach.
Das Traubenteilen sollte spätestens zum Reifebeginn, also Weichwerden bzw. beginnende Färbung, abgeschlossen werden.
Dort wo Ertragskorrekturen zur Sicherung der Qualität noch notwendig sind, sollten bevorzugt kompakte Trauben, Trauben an Kurztrieben (hier v.a. Trollinger an Schnabeltrieben) und bereits vorgeschädigte Trauben (durch z.B. mechanische Entlaubung, Sonnenbrand oder Oidium) entfernt werden.
Rebstöcke mit den typischen Esca-Symptomen in Form von sog. „Tigerstreifen“ aber auch komplett kollabierte Stöcke sind vielerorts zu finden. Bei Blattsymptomen kann versucht werden durch einen Stammrückschnitt eine Gesundung des Stockes zu erreichen. Die entsprechenden Stöcke sollten jetzt im Sommer markiert werden und im Winter ca. 10 cm über dem Boden abgesägt werden. Ganz abgestorbene Stöcke müssen aus der Anlage entfernt werden.
Mittel mit mehr als 35 Tagen Wartezeit werden nicht mehr empfohlen. Die Abschlussbehandlung sollte im Laufe der ersten Augustwoche erfolgen, bei frühen Sorten eine Woche vorher.
Mitglieder von Erzeugergemeinschaften müssen Mittel- und Terminvorgaben ihrer Absatzorganisation beachten.
Pflanzenschutz
Peronospora:
Vorzugsweise werden für die Abschlussbehandlung zugelassene Kupfermittel (z.B. Airone SC, Coprantol Duo, Cuproxat, Cuprozin progress, Funguran progress, allesamt mit 21 Tagen Wartezeit) empfohlen. Alternativ können auch Kontaktfungizide mit möglichst geringer Wartezeit (z.B. Mildicut) eingesetzt werden, wenn dies von der Absatzorganisation erlaubt ist.
Junganlagen ohne Trauben sind wegen der Gefahr von Blattperonospora bis Anfang September weiter zu behandeln. Wegen des weiter anhaltenden Wuchses können Kontaktmittel in Kombination mit Veriphos auf Basis phosphoriger Säure oder Delan Pro als Zuwachsschutz eingesetzt werden.
Oidium:
Vor allem in Befallsflächen und bei spät reifenden Sorten wie Trollinger und Lemberger ist, insbesondere zum Schutz der Blätter, der Zusatz eines Azol’s (z.B. Misha, Topas oder Systhane) zur Abschlussbehandlung sinnvoll. Alternativ sind auch „Bicarbonate“ wie Vitisan+0,2% Wetcit oder Kumar möglich. Zur Verminderung von Blattschäden, diese Mittel nicht in der Tageshitze ausbringen- besser abends. Trockenheit und mehrmaliges Anwenden kann zu Blattschädigungen führen.
Kirschessigfliege
Momentan besteht noch keine Gefahr für die Trauben, da sie erst mit beginnender Reife für die Kirschessigfliege
attraktiv werden. In den Köderfallen werden erste männliche Tiere gefangen. Bisher waren für die Vermehrung gute Witterungsbedingungen gegeben. In wieweit die momentane Hitzephase die Entwicklung etwas bremst muss abgewartet werden. Vorbeugende Maßnahmen sind vor allem in gefährdeten Sorten (z.B. Acolon, Cabernet Carol/Cortis/Dorsa, Dornfelder, Dunkelfelder, Frühburgunder, Gewürztraminer, Portugieser, Regent, Roter Gutedel, Roter/Gelber Muskateller, Trollinger) nun wichtig.
Vorbeugende weinbauliche Maßnahmen:
- Angepasste Entblätterung der Traubenzone für gute Belichtung und Belüftung
- Ertragsregulierung vor Farbumschlag
- Kein Belassen von Trauben/Traubenteilen mit vorhandenem Zuckergehalt auf dem Boden in der Anlage
- Maßnahmen zur Lockerung der Traubenstruktur, Traubenverletzungen vermeiden
- Begrünung kurz halten
Zugelassene/ genehmigte Pflanzenschutzmittel gegen KEF:
Zur Bekämpfung stehen aktuell die Insektizide Spin Tor, Mospilan SG und Minecto One zu Verfügung. Als Insektizidfreie Bekämpfungsmöglichkeit ist das Mittel Surround zugelassen. Hierbei handelt es sich um ein Aluminiumsilikat (fein zermahlenes Gesteinsmehl) das nach der Anwendung einen intensiven weißen Belag auf der Traubenzone hinterlässt. Die soll zum einen eine repellente (abschreckende) Wirkung verursachen aber auch die Eiablage erschweren. Der Einsatzzeitpunkt in gefährdeten Sorten und Lagen ist früher als bei Insektiziden und sollte erfolgen sobald die Trauben attraktiv werden und Zuflug bzw. erster Befall festgestellt wird. Für einen guten Bekämpfungserfolg ist die Traubenzone beidseitig zu behandeln. Die zulässige Aufwandmenge beträgt 24 kg/ha, empfohlene Wassermenge sollte bei etwa 400 L/ha liegen in Verbindung mit größeren Düsenkalibern und Filtereinsäten.
Das Mittel Surround ist nicht Bienengefährlich und wird als Insektizidalternative bevorzugt empfohlen.
Aufgrund der starken optischen Außenwirkung dieser Anwendung, sind unbedingt die Vorgaben des Vermarkungsbetriebes zu beachten. Durch eine gute Öffentlichkeitsarbeit sollte der umwelt- und bienenschonende Einsatz positiv dargestellt werden.
Bitte beachten sie bei der Mittelbevorratung, dass Minecto One und Surround eine Notfallzulassung nur für den Zeitraum 15. Juli bis 11. November 2020 (Minecto One) bzw. 7. Juli 2020 bis 3. November 2020 (Surround) erhalten haben.
Ob und wann eine mögliche Bekämpfung notwendig ist, wird in einem gesonderten Hinweis mitgeteilt werden.
Das Beerenmonitoring wird ab Mitte August starten. Informationen zu Beerenbefall und aktuellen Fangzahlen verschiedener Standorte können im Internet unter: VitiMonitoring eingeholt werden.
Zugelassene/ genehmigte Pflanzenschutzmittel gegen KEF:
Handelsname (Wirkstoff) | Zulassungs-stand* | Bienen-gefährlichkeit | Raubmilben-schädigung | Wartezeit (Tage) |
Anzahl Anwendungen |
SpinTor (Spinosad) |
Art. 51 | B1 | nicht-schädigend | 14 | 2 |
Mospilan SG (Acetamiprid) |
Art. 51 | B4 | schwach schädigend | 14 | 1 |
Minecto One (Cyantraniliprole) |
Art. 53 | B1 | schädigend | 10 | 1** |
Surround (Aluminiumsilikat) |
Art. 53 | B4 | - | F*** | 2 |
* Stand 16.07.2020, Genehmigungen nach Art. 51 EU- VO 1107/2009 sowie Notfallzulassungen nach Art.53 EU- VO 1107/2009 Bei Anwendung der Pflanzenschutzmittel mit dem Zusatzstoff combi- protec gelten die jeweiligen Anwendungsbestimmungen des Pflanzenschutz- Mischungspartners. |
Sonstiges und Mittelmenge
- Herbizide: Beim Einsatz von Glyphosat müssen alle Stockaustriebe mindestens zwei bis drei Tage vor der Anwendung entfernt sein, um eine Einlagerung in das Wurzelsystem der Reben zu vermeiden. Eine Anwendung auf befestigten Flächen, sowie auf unbefestigten Graswegen oder an Weinbergsrändern ist verboten! Auch für Herbizide gibt es Wartezeiten, die einzuhalten sind.
- Eine eventuelle Behandlung stiellähmeempfindlicher Sorten mit einem magnesiumhaltigen Blattdünger, wird empfohlen diese dann vorzugsweise separat in die Traubenzone durchzuführen. Auf eine gute Benetzung des Traubengerüstes ist zu achten.
- Für die anstehende Behandlung ist der vierfache Basisaufwand anzuwenden.
- Keltertraubenmittel sind nicht automatisch auch Tafeltraubenmittel! Erzeuger von Tafeltrauben müssen unbedingt an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel denken. Dies gilt auch für Keltertraubenanlagen aus denen möglicherweise Esstrauben geschnitten und in den Verkehr gebracht werden.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.