Der Regen lässt nach
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Allgemeiner Entwicklungsstand
Auch in dieser Woche bleibt uns die grundlegend feuchte Witterung noch erhalten. Weitere und teilweise auch starke Regenfälle sind für die kommenden Tage angekündigt. Die Befahrbarkeit der Rebanlagen wird je nach Regenmenge erst wieder am Wochenende gegeben sein. Die Temperaturen bleiben in den kommenden Tagen weiterhin bei Werten zwischen 20 und 25°C. Die Reben entwickeln sich kontinuierlich weiter, überwiegend bewegen wir uns zwischen Erbsengröße und Traubenschluss.
Nach derzeitiger Prognose kündigt sich für die kommende Woche eine stabilere Hochdruckwetterlage mit Temperaturen bis zu 30°C an. Dies wäre auch dringend nötig, um etwas den Druck aus der angespannten Pflanzenschutzsituation der vergangenen Wochen zu nehmen.
Pflanzenschutz
Immer noch sollten die Behandlungsabstände 8 (bis 10) Tage nicht überschreiten. Dies gilt insbesondere in Anlagen mit einem stärkeren Peronosporabefall.
Die Mittelmenge für anstehende Behandlungen errechnet sich aus dem höchstzulässigen Aufwand der einzelnen Produkte. Produkte mit einer Wartezeit von 56 Tagen sollten ab Mitte Juli nicht mehr zum Einsatz kommen.
Die Vorgaben der Erzeugerorganisationen hinsichtlich der Mittelwahl bis zur Abschlussspritzung sind zwingend zu beachten.
Peronospora
Die Peronospora-Befälle zeigen sich lagen- und gemarkungsweise sehr unterschiedlich. In den meisten Laubwänden ist jedoch aktiver Pilzrasen in unterschiedlichem Umfang zu finden. Der andauernde Sporennachschub und die günstigen Infektionsbedingungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Sporen auf ungenügend geschütztes Rebengewebe treffen. Die Situation könnte sich je nach Ausgangspotential in den Anlagen ab dem Wochenende mit dem Auslaufen der Inkubationszeit aus den flächendeckend starken Niederschlägen vom vergangenen Freitag nochmals verschärfen.
Sehr gefährdet sind die Geiztriebe, da diese ständig neue Blattmasse bilden. Nachdem das Stadium Erbsengröße in frühen Sorten und Lagen erreicht ist, nimmt die Gefahr von direkten Beereninfektionen grundsätzlich ab, jedoch sind bei später entwickelten Trauben die Beeren noch immer anfällig. An Trauben, die bisher nur teilweise befallen sind, können feuchte Bedingungen zu weiterem Befall an den Stielgerüsten führen.
Behandlungen in dieser Woche sollten -entsprechende Regenlücken und Befahrbarkeit der Anlagen vorausgesetzt- nochmals mit tiefenwirksamen Produkten durchgeführt werden. Beachten Sie hierbei unbedingt das Resistenzmanagement. Die Mittelverfügbarkeit im Landhandel ist stark eingeschränkt, Produkte aus derselben Wirkstoffgruppe sollten dennoch nicht zweimal hintereinander eingesetzt werden.
Vielfach wurde am vergangenen Wochenende bzw. am Montag behandelt und die nächste Behandlung steht somit frühestens am Wochenende an. Sofern die prognostizierte trockene Witterung für die kommende Woche tatsächlich eintritt, sollte sich die Peronosporasituation zumindest vorübergehend beruhigen. Daher kann bei anstehenden Behandlungen in der kommenden Woche ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC oder -sofern hinsichtlich der Wartezeiten noch erlaubt- Delan WG (regensicherer) eingesetzt werden. Auf den Zusatz von phosphoriger Säure (Veriphos) sollte nun aufgrund der Rückstandsproblematik verzichtet werden. Tiefenwirksame bzw. kurativ wirkende Produkte werden nur noch in Sondersituationen bzw.
bei geänderter Wetterprognose in Richtung einer weiterhin feuchten Witterung in der kommenden Woche empfohlen.
Oidium
Im Beratungsgebiet wurde seither nur vereinzelt Oidiumbefall gemeldet.
Durch die engen Spritzfolgen sollte der Pilz in konsequent behandelten Anlagen bisher wenig Angriffsfläche gefunden haben, aufgrund des enormen Wachstums war die Applikationsqualität jedoch nicht immer zufriedenstellend. Auch die falsche Mittelwahl bzw. mangelndes Resistenzmanagement könnte ursächlich für einen Befall sein. Daher sollten Sie jetzt Ihre Bestände sehr genau beobachten! Dies gilt insbesondere für Anlagen in denen Zeigertriebe gefunden wurden oder in bekannten Problemanlagen der Vorjahre. Melden Sie auftretenden Befall bitte umgehend an die Weinbauberatung. Je früher der Befall gefunden wird umso höher sind die Erfolgschancen einer Stoppbehandlung!
Insbesondere in späteren Lagen befinden wir uns immer noch im sog.
Mehltaufenster, sofern die Prognosen zutreffen wird die Witterung ab dem Wochenende zudem oidiumfreundlicher. Bis zum Traubenschluss sollten die Beeren und Stielgerüste weiterhin mit potenten Mitteln vor einer Infektion geschützt werden. Ebenso gibt es selbst in frühen Lagen noch Trauben, deren Entwicklung hinterherhinkt.
Unter Berücksichtigung des Wirkstoffgruppenwechsels bieten sich nach wie vor in erster Linie Behandlungen mit Talendo/Talius oder Dynali an. In unkritischen und weit entwickelten Anlagen kann auch Kusabi oder Vivando zum Einsatz kommen. Reine Azolprodukte wie Topas, Systhane oder Misha sollten erst bei der vorletzten Behandlung (und sofern erlaubt bei der
Abschlussspritzung) eingesetzt werden.
Weitergehende Informationen finden Sie in der Oidiumstrategie 2021.
Stiellähme
Bei Rebsorten, die leicht zu Magnesium-Mangelsymptomen neigen oder in Anlagen, die aufgrund der Nässe schon Blattsymptome zeigen, bietet sich bei anstehenden Behandlungen der Zusatz von magnesiumhaltigen Blattdüngern wie z.B. Bittersalz, Wuxal Magnesium oder Lebosol Magnesium 400SC an.
Fäulnis- und Botrytisvorsorge
Wegen der feuchten Witterung der vergangenen Wochen sind latente Infektionen wahrscheinlich. In kompakten Sorten und Klonen wird zum jeweils optimalen Zeitpunkt „kurz vor Traubenschluss“ der Einsatz eines Spezialbotrytizides dringend empfohlen. Wenn bei lockeren Sorten und Klonen ebenfalls eine Behandlung geplant ist, kann diese zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, um die Wirkungsdauer besser auszunutzen. Als Spezialbotrytizide stehen Switch, Cantus, Kenja, Prolectus, Scala, oder Teldor zur Verfügung. Bei Cantus und Kenja unbedingt darauf achten, dass hier auch der Resistenzbuchstabe „L“ hinterlegt ist. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung (separate Überfahrt oder Zweistofftechnik) kann die Aufwandmenge je nach Höhe der Traubenzone um bis zu 50% reduziert werden.
Die Befahrung jeder Gasse erhöht den Erfolg beträchtlich.
Eine optimale Niederhaltung der Botrytis ohne die indirekten, weinbaulichen Maßnahmen ist nicht möglich, diese müssen daher konsequent weitergeführt werden. Ein wichtiger Baustein in diesem Zusammenhang ist die moderate Entblätterung der Traubenzone. Wie bei allen Maßnahmen der Pilzbekämpfung ist die Entblätterung aber vorbeu-gend als eine Art Versicherung zu betrachten. Ab dem Stadium Stadium Erbsengröße muss die steigende Sonnenbrandgefahr beachtet werden. Verbleibt ein Blätterdach direkt oberhalb der Traubenzone schützt es die Trauben vor möglichen Strahlungsschäden (Sonnenbrand). Bei Weißweinsorten sollte nur die sonnenabgewandte Seite entlaubt werden. In Anlagen mit sehr starker Laubschädigung im Gipfellaub durch Peronospora ist eine Entblätterung wenig sinnvoll. Die gesunden basalen Blätter sollten zur weiteren Assimilation erhalten bleiben.
Herbizide
Durch die wüchsigen Bedingungen auch im Unterstockbereich wird vielfach eine zweite Herbizidbehandlung nötig werden. Bei systemisch wirkenden Mitteln wie Glyphosat sind Stockaustriebe mindestens 2 Tage vorher zu entfernen. Ebenfalls sind auch bei Herbizidanwendungen die Wartezeiten zu beachten. Katana z.B. hat 90 Tage Wartezeit und ist daher aktuell nicht mehr einsetzbar. Zum Abbrennen wirkt kurzfristig gegen Winden und andere breitblättrige Kräuter auch Shark oder Quickdown. Die Indikation ist dabei allerdings begrenzt auf Stockaustriebe.
Sonstige Hinweise
- Umstrukturierungsverfahren 2022 (UuU) - Anträge sind bis 31.08.2021 zu stellen. Bitte beachten Sie die geänderte Antragsfrist. Die Bereitstellung der Antragsformulare wird in den nächsten Tagen erwartet. Die Formulare können dann im Förderwegweiser heruntergeladen werden, ebenso erfolgt ein Versand per Mail.
- Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
- Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
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