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Rebschutzhinweis Heilbronn

Sonnenbrandgefahr steigt

Nach der Hochwasserkatastrophe sorgen ein paar trockene Tage kurzfristig für etwas Entspannung. Die Trauben befinden sich nun überwiegend im Stadium Erbsengröße und die Empfindlichkeit der Beeren in Bezug auf Peronospora und Oidium lässt nun nach.
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Nach einer nun längeren Phase
mit eher bedecktem Himmel und geringerer Einstrahlung, können die in den folgenden Tagen gemeldeten hohen
UV-Werte, das Sonnenbrandrisiko erhöhen.
Nach einer nun längeren Phase mit eher bedecktem Himmel und geringerer Einstrahlung, können die in den folgenden Tagen gemeldeten hohen UV-Werte, das Sonnenbrandrisiko erhöhen. Ruslan Galiullin/shutterstock.com
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Allgemeine Situation

Unfassbare Bilder der Flutkatastrophe beherrschen die aktuellen Nachrichten. Einige haben sicher Freunde, Bekannte oder Kollegen in den betroffenen Gebieten. Den dortigen Familien gilt tiefe Anteilnahme.

Ein paar trockene Tage sorgen kurzfristig für etwas Entspannung. Durch Taubildung und beim Eintreffen erneuter Niederschläge, können jedoch weiterhin Infektionen durch Peronospora stattfinden. Vorhandene Ölflecken oder Peronosporabefall an den Trauben sporulieren bei feuchtwarmen Bedingungen erneut auf. Durch aktuelle Behandlungen lassen sich bereits etablierte Peronosporainfektionen nicht mehr bekämpfen.

Die Trauben befinden sich nun überwiegend im Stadium Erbsengröße. Die Empfindlichkeit der Beeren in Bezug auf Peronospora und Oidium lässt nun nach. Über das Stielgerüst können Trauben weiterhin infiziert werden. Das Risiko hierfür nimmt mit zunehmendem Traubenschluß ab. Nachzüglertrauben aus frostgeschädigten Lagen, bleiben noch etwas länger anfällig.

Gefährdete Sorten und Lagen weiterhin intensiv auf beginnenden Oidiumbefall beobachten. Je später Mehltaubefall festgestellt wird, umso schwieriger ist es diesen zum Stoppen zu bringen.

Aufgrund des vorhandenen Infektionspotentials gilt es weiterhin den ungeschützten Neuzuwachs zu schützen. Zur Zuckerbildung in der Reifephase sowie zur Reservestoffeinlagerung ist aktives Blattwerk notwendig. Bei geplanten Behandlungen ist weiterhin nach 6-7 Tagen die Wetterlage zu beobachten und vor möglichen Niederschlägen eine Behandlung durchzuführen. Werden keine Niederschläge gemeldet richtet sich der Spritzabstand nach Oidium und kann dann in unkritischen Beständen auch auf 10-12 Tage verlängert werden. Wartezeiten der eingesetzten Mittel sind zu beachten. Die Abschlussbehandlung sollte bis spätestens zum zweiten Augustwochenende (14. August) erfolgt sein. In frühen Sorten eine Woche vorher. Termine und eventuelle Mitteleinschränkungen der jeweiligen Absatzorganisationen sind gesondert zu beachten!

Peronospora

Pflanzenschutzmaßnahmen möglichst vor Schauern oder gewittrigen Niederschlägen durchführen. Hierbei genügt ein Kontaktfungizid (z.B. Folpan, Enervin F, Mildicut oder Videryo F). Bei hohem Befallsdruck gibt, bei Behandlungen 1-2 Tage nach kräftigen Niederschlägen, der Einsatz eines kurativen Pflanzenschutzmittels mehr Sicherheit. Hierbei sind die Vorgaben zur Resistenzvermeidung zu beachten. Kurativmaßnahmen sind in ihrem Erfolg schwer vorherzusagen und stellen immer die zweitbeste Lösung dar. Präparate auf Basis der phosphorigen Säure werden ab dem Stadium Erbsengröße nun nicht mehr empfohlen. In Junganlagen ohne Ertrag können als Zuwachsschutz weiterhin Präparate auf Basis phosphoriger Säure zugesetzt werden. Um möglichst lange gesundes und aktives Laub für gute Holzreife zu erhalten, werden dort Pflanzenschutzmaßnahmen noch bis Anfang/ Mitte September empfohlen.

Oidium

In gefährdeten Flächen, z.B. bei Mehltaubefall in der Nachbarschaft, bringt ein etwas engerer Spritzabstand mehr Sicherheit. Für die letzten zwei Behandlungen (Inkl. Abschlußbehandlung) kommen die Azole wie z.B. Topas, Systhane/ Misha oder Sarumo (Zulassung bis ES 79 „Ende Traubenschluß“) zum Einsatz. Alternativ können auch die Bicarbonate, wie z.B. Vitisan (in Verbindung mit Wetcit) oder Kumar, verwendet werden. Vor allem in Befallsflächen und bei spät reifenden Sorten wie Trollinger und Lemberger ist, insbesondere zum Schutz der Blätter, der Zusatz eines organischen Mehltaumittels bis zur Abschlussbehandlung sinnvoll. Sofern bei einem geplanten Abschlusstermin um das zweite Augustwochenende (spät. 14.08.2021) noch drei organische Behandlungen notwendig sind, kommen die Mittel Dynali oder Talendo und in gesunden Beständen auch die Mittel Vivando und Kusabi zum Einsatz.

Keine Mittel mit dem gleichen Resistenzbuchstaben zweimal nacheinander verwenden! Stopp-Behandlungen sind Sondermaßnahmen. Mit zunehmendem Dichtwerden der Trauben wird es schwieriger ins Traubeninnere bei einer Traubenzonenbehandlung zu gelangen.

Entblätterung/Sonnenbrand

Die Entblätterung der Traubenzone stellt in Bezug auf Botrytisvermeidung einen wesentlichen Baustein dar. Eine gut belichtete und belüftete Traubenzone hat auch einen reduzierenden Effekt auf tierische Schaderreger wie Ohrwurm und Essigfliege.

Besonders in Anlagen in denen bisher nicht entblättert wurde, steigt nun bei Freistellungsmaßnahmen die Sonnenbrandgefahr bei Temperaturen über 30°C bis zum Farbumschlag an. Nach einer nun längeren Phase mit eher bedecktem Himmel und geringerer Einstrahlung, können die in den folgenden Tagen gemeldeten hohen UV-Werte, das Sonnenbrandrisiko erhöhen. Hier ggf. moderater oder nur von der sonnenabgewandten Seite eingreifen. Sobald sich die Trauben verfärben, kann dann, wo nötig, noch nachgearbeitet werden.

Dort wo kompakte Trauben vorhanden sind, kann die Maßnahme „Traubenteilen“ zur Botrytisbekämpfung noch durchgeführt werden. Diese Maßnahme eignet sich vor allem auch bei stiellähmeanfälligen Sorten durch Abschneiden der Traubenspitze.

Sauerwurm

Der Flug des Bekreuzten Traubenwicklers ist in manchen Lagen angestiegen. Etwa 8 Tage nach stärkerem Flug, können in nicht verwirrten Gebieten zur regulären Pflanzenschutzbehandlung ein zugelassenes, vorzugsweise bienenungefährliches Insektizid beigemischt werden. Für die Notwendigkeit einer Bekämpfung bitte örtliche Fangzahlen beachten.

Herbizide

Katana/ Chikara (beide 90 Tage Wartezeit) dürfen jetzt nicht mehr eingesetzt werden. Beim Einsatz von Glyphosat müssen alle Stockaustriebe mindestens 2-3 Tage vor der Anwendung entfernt sein, um eine Einlagerung zu vermeiden. Die Auflagen und Anwendungsbestimmungen hinsichtlich des Alters einer Anlage und des Anwendungstermins sind einzuhalten. Es ist darauf zu achten, dass Herbizide nur innerhalb von Rebflächen eingesetzt werden. Eine Anwendung auf befestigten Flächen, unbefestigten Graswegen, Böschungen und Vorgewenden ist zu unterlassen!

Sonstiges und Mittelmenge

  • Die Mittelmenge berechnet sich bei anstehenden Behandlungen aus dem 4-fachen Basisaufwand
  • Eine eventuelle Behandlung stiellähmeempfindlicher Sorten mit einem magnesiumhaltigen Blattdünger, wird empfohlen diese dann vorzugsweise separat in die Traubenzone durchzuführen. Auf eine gute Benetzung des Traubengerüstes ist zu achten. 
  • Aufgrund des anhaltenden Fluges der Überträgerzikade der Schwarzholzkrankheit, Brennesselbüsche nicht mulchen oder abmähen, damit diese nicht gezwungen werden, auf die Reben zu fliegen. 
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe oder Reinigungsflüssigkeit in die Kanalisation oder in Oberflächengewässer gelangen. Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen. Reinigen Sie Ihre Geräte auf unbefestigten und möglichst bewachsenen Flächen in den Weinbergen (z. B. Vorgewende). 
  • Keltertraubenmittel sind nicht automatisch auch Tafeltraubenmittel! Erzeuger von Tafeltrauben müssen unbedingt an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel denken. Dies gilt auch für Keltertraubenanlagen aus denen möglicherweise Esstrauben geschnitten und in den Verkehr gebracht werden.

Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten. Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden. https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau.

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