Schonende Bodenbearbeitung
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Allgemeine Situation
Der Sommer legt in dieser Woche bei Höchsttemperaturen um 20°C eine Pause ein, lokale Schauer und Gewitter sind zudem weiterhin möglich. Die Traubenentwicklung liegt je nach Sorte und Region zwischen Traubenschluss und Reifebeginn, so dass bei frühen Sorten wie Regent, Acolon oder Solaris färbende bzw. weiche Beeren zu erkennen sind.
Um das Rebenwachstum nicht unnötig anzuheizen wird bei der aktuell meist üppigen Wasserversorgung von weiteren Bodenbearbeitungsmaßnahmen abgeraten. Vorgeschriebene Einsaaten in Problem- und Sanierungsgebieten sollten (sofern keine ausreichende Naturbegrünung vorhanden ist) in Verbindung mit einer ganz flachen Bearbeitung durchgeführt werden.
Pflanzenschutz
Eine schwierige, anstrengende und kostenintensive Pflanzenschutzsaison neigt sich dem Ende zu. In vielen Flächen konnte trotz kurzer Spritzabstände und guter Mittelstrategie ein gewisser Peronosporabefall an Blättern aber auch an Trauben nicht verhindert werden. Im Gegensatz zu
2016 hatten wir in diesem Jahr über die gesamte anfällige Phase der Gescheine und Trauben kontinuierlich Infektionsbedingungen, was lagenweise zu höheren Ertragsausfällen geführt hat, als im seitherigen Extremjahr 2016.
Die Abschlussbehandlung ist spätestens im Laufe der zweiten Augustwoche einzuplanen. Aktuell sollten nur noch Mittel mit einer Wartezeit unter 35 Tagen eingesetzt werden. Beachten Sie unbedingt die Vorgaben ihrer Erzeugerorganisation hinsichtlich Terminierung und Mittelwahl!
Bei anstehenden Pflanzenschutzbehandlungen muss die tagesaktuelle Niederschlagsprognose in die Planung einbezogen werden. Sollten gegen Ende der kommenden Woche größere Niederschläge vorhergesagt werden, wird empfohlen, die Abschlussbehandlung entsprechend vorzuziehen.
Bei einer Behandlung der kompletten Laubwand ist grundsätzlich der 4-fache Basisaufwand bzw. die höchstzugelassene Aufwandmenge anzuwenden.
Peronospora
Trotz der aktuell kühleren Tagestemperaturen bleiben die nächtlichen Tiefstwerte im zweistelligen Temperaturbereich, sodass weiterhin bei entsprechend feuchten Bedingungen Infektionen und auch eine weitere Sporulation möglich ist. Sollte diese Witterung auch in den kommenden Wochen anhalten, wird sich mehr oder weniger starker Peronosporabefall im Gipfellaub nicht vermeiden lassen. Ist die Laubwand ansonsten überwiegend intakt, sollte diese bis zur Lese ausreichend Assimilationsfläche bieten.
Noch anstehende Behandlungen sollten immer vor größeren Niederschlägen erfolgen, sodass für die letzte organische Behandlung der Einsatz von Protektivpräparaten mit kurzer Wartezeit wie z.B. Folpan 80 WDG, Folpan
500 SC oder Mildicut (sofern in dieser Saison nicht bereits mehrfach
eingesetzt) ausreichend ist.
Für die Abschlussbehandlung werden dann im Hinblick auf die Rückstandssituation und aufgrund der häufigen Pflanzenschutzanwendungen in dieser Saison bevorzugt zugelassene Kupferpräparate (mit Wartezeit 21
Tage) empfohlen. Alternativ können auch Kontaktfungizide mit möglichst kurzer Wartezeit eingesetzt werden, sofern dies von Vermarkterseite erlaubt ist. Die Vorgaben der Vermarktungsorganisationen sind zwingend zu beachten!
Junganlagen ohne Trauben sind wegen der Gefahr von Blattperonospora bis Anfang September weiter zu behandeln. Wegen des weiter anhaltenden Wuchses können hier Kontaktmittel in Kombination mit Veriphos oder Foshield auf Basis phosphoriger Säure oder Delan Pro als Zuwachsschutz eingesetzt werden.
Oidium
In unkritischen Beständen kann bei einer noch anstehenden Behandlung ein reines Azolpräparat wie z.B. Topas, Systhane oder Misha zum Einsatz kommen. Alternativ möglich ist die Anwendung eines Backpulverpräparats wie z.B. Vitisan (plus Wetcit) oder Kumar. Diese Mittel auf Backpulverbasis sollten nicht bei hohen Temperaturen und (tau)feuchtem Blattwerk eingesetzt werden, sonst droht Verbrennungsgefahr.
Sofern von Seiten des Vermarktungsbetriebes erlaubt, kann auch zur Abschlussbehandlung insbesondere in Befallsflächen und bei spätreifenden Rebsorten ein Oidiumpräparat mit kurzer Wartezeit zugesetzt werden. Dies bewirkt in erster Linie einen Schutz vor Spätbefall an den Blättern. In unkritischen Lagen und bei frühen Sorten kann im Sinne der Pflanzenschutzreduktion auch darauf verzichtet werden.
Fäulnisvorsorge/Botrytis
Weinbauliche Maßnahmen, wie luftige Traubenzone und Verzicht auf Bodenbearbeitung bieten die beste Grundversicherung gegen Botrytis. Sofern sich die Witterung in den nächsten Wochen weiterhin botrytisfreundlich gestaltet, könnte bei kompakten Rebsorten und in Premiumanlagen ein nochmaliger Einsatz von Botrytiziden zum späten Zeitpunkt einen gewissen Zusatzschutz bieten. Allerdings hilft diese Maßnahme generell nicht gegen Aufplatzen und Abdrücken der Beeren. Bei zweimaligem Einsatz eines Botrytizids in der Saison (kurz vor Traubenschluss und Abschlussbehandlung) ist zwingend ein Wirkstoffgruppenwechsel vorzunehmen. Alternativ zu den klassischen Botrytiziden kann auch mit dem mittlerweile gegen Botrytis zugelassenen Produkt Kumar bis kurz vor der Lese (1 Tag Wartezeit, max. 4 Anwendungen), insbesondere bei mehrmaliger Anwendung, ein beachtlicher Bekämpfungseffekt erzielt werden. Bezüglich eines Botrytizideinsatzes zum späten Zeitpunkt sind die Vorgaben der Vermarktungsbetriebe zwingend einzuhalten.
Kirschessigfliege
Aktuell ist es noch ruhig hinsichtlich der Kirschessigfliege, nur vereinzelt werden männliche Tiere in den Weinbergen gefangen. Die bisherigen Witterungsbedingungen waren jedoch nahezu optimal für die Vermehrung der Kirschessigfliege, aus Obstkulturen wird von entsprechenden Befällen berichtet. Bleibt es bei den moderaten Temperaturen und feuchten Witterungsbedingungen, sind dies leider gute Voraussetzungen für weiterhin hohe Vermehrungsraten. Der Einflug in die Rebanlagen kann mittels Köderfallen (Mischung aus naturtrübem Apfelessig und Wasser im Verhältnis 1:1) überwacht werden, allerdings lassen die Fallenfänge keine Rückschlüsse auf die Eiablage und eine eventuelle Behandlungsnotwendigkeit zu.
Als vorbeugende Maßnahme ist es wichtig, vor allem in befallsgefährdeten Sorten (z.B. Acolon, Regent, Portugieser, Dornfelder, Trollinger) die Traubenzone entsprechend luftig und die Begrünungen kurz zu halten. Ebenso sollten ertragsregulierende Maßnahmen im Idealfall vor dem Farbumschlag erfolgen.
Mitte August startet dann das KEF-Monitoring durch die Rebschutzwarte und die Weinbauanstalten. Informationen zu Fangzahlen und evtl. Eiablagen sind dann zu gegebener Zeit über Vitimeteo-Monitoring (http://monitoring.vitimeteo.de) einzusehen.
Bei Anwendung der Pflanzenschutzmittel mit dem Zusatzstoff combi-protec gelten die jeweiligen Anwendungsbestimmungen des Pflanzenschutz-Mischungspartners.
Zur Bekämpfung der Kirschessigfliege stehen in diesem Jahr vier Pflanzenschutzmittel zur Verfügung. Neben der Anwendung von Mospilan (B4), Minecto One (B1) und SpinTor (B1) ist in diesem Jahr über eine Notfallgenehmigung auch wieder Surround (B4) möglich. Informationen zu den Anwendungsmöglichkeiten und insbesondere auch der Wartezeiten können sie der obenstehenden Tabelle entnehmen. Der Einsatz von den oben genannten Insektiziden ist frühestens bei beginnendem Befall notwendig. Zwingend zu beachten ist in diesem Zusammenhang der Bienenschutz: Bienengefährliche Mittel (B1) dürfen nicht bei blühendem Bewuchs und in Beständen eingesetzt werden, die von Bienen angeflogen werden. Im Sinne des Bienenschutzes und der Pflanzenschutzreduktion rücken zunehmend bienenungefährliche Alternativen in den Vordergrund.
In diesem Jahr ist mit Surround wiederum ein Präparat mit repellenter (abschreckender) Wirkung zugelassen. Der Wirkstoff Aluminiumsilikat ist auf Kaolinbasis und besteht damit aus fein zermahlenem Gesteinsmehl. Aus der Schweiz wird von guten Praxisergebnissen berichtet, Versuche im Beratungsgebiet im vergangenen Jahr waren nicht immer komplett zufriedenstellend. Problematisch und erklärungsbedürftig ist die weiße Verfärbung der Trauben zu sehen. Daher sollte der geplante Einsatz immer mit dem Vermarktungsbetrieb abgestimmt werden und evtl. durch Hinweisschilder an der Fläche auf die nicht insektizide Wirkung des Mittels hingewiesen werden. Wichtig ist beim Einsatz von Surround, dass das Mittel in den gefährdeten Sorten bzw. Standorten frühzeitig bei visueller Beobachtung von KEF und entsprechend fortgeschrittener Verfärbung in die Traubenzone appliziert wird. Die Traubenzone ist hierbei beidseitig zu behandeln, sodass ein möglichst geschlossener weißer Belag auf den Trauben entsteht. Hierzu ist es erforderlich, dass die Trauben sehr frei hängen, sodass eine starke Entblätterung im Vorfeld unumgänglich ist.
Die zulässige Aufwandmenge beträgt 24 kg/ha, die Wassermenge sollte bei etwa 400 L/ha liegen. Zu feine Düsenfilter könnten sich mit der Zeit zusetzen, daher werden größere Düsenkaliber und Filtereinsätze empfohlen. Das Produkt ist fertig formuliert, der Zusatz von einem Netzmittel (z.B. Heliosol 0,75 - 1 L/ha) wird von Firmenseite dennoch empfohlen. Nach entsprechenden Niederschlägen und sichtbarer Abwaschung ist der Belag zu erneuern. Weitere Hinweise zur Ausbringung entnehmen Sie bitte der Gebrauchsanleitung.
Sonstige Hinweise
Umstrukturierungsverfahren 2022 (UuU) - Anträge sind bis 31.08.2021 zu stellen. Bitte beachten Sie die geänderte Antragsfrist. Die Formulare können über den Förderwegweiser <https://foerderung.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Foerderwegweiser/Umstrukturierung+Rebflaechen> heruntergeladen werden.
Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten. <https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/04_Pflanzenschutzmittel/04_Anwender/03_Schutzausruestung/psm_Schutzausruestung_node.html>
Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
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