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Württemberg

Steillagenkollektiv im Lembergerland

Die Weingärtnergenossenschaft Lembergerland Kellerei hat das Solidaritätsmodell „Steillagenkollektiv“ ins Leben gerufen. Mit der Aktion können Patenschaften für die Steillagen übernommen werden, die mit einer Naturaldividende vergütet werden.
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Rosswager Halde
Rosswager HaldeLembergerland Kellerei
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Seit über 1000 Jahren wird in den terrassierten Steillagen über der Enz bei Rosswag Wein angebaut. Die Reben profitieren von der intensiveren Sonneneinstrahlung in der Steillage. Die Wärme aus den Trockenmauern schenkt ihnen „warme Füße“. Also ist alles in Ordnung mit der Zukunft der Steillage? Zweifellos, wenn man die Güte des Weins betrachtet und den ökologischen Nutzen der Trockenmauern, die vielen seltenen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum schenken. 

Die Kehrseite der Medaille: die Arbeit in der Stellage ist mühsam, ein Maschineneinsatz ist nur begrenzt oder gar nicht möglich. Dazu ist der Erhalt der Trockenmauern aufwendig, auch finanziell. Ein Aufwand, der auf dem Weinmarkt nicht ausreichend honoriert wird. Doch das ist kein Grund für die Genossen/-innen der Lembergerland Kellerei die Rebschere aus der Hand zu legen. Die Rosswager/-innen haben ein Solidaritätsmodell, das die Widrigkeiten des Marktes abfedern soll – eine Patenschaft für eine Terrasse in der Steillage. Und aus vielen Patenschaften wird das Steillagenkollektiv. 

Steillagenkollektiv

Und das funktioniert so: Der Pate/die Patin stellt den Wengertern übers Jahr hinweg jeden Tag einen Euro zur Verfügung. Dafür bekommt er/sie einen Korb voller Weinkultur: Ein persönliches Namensschild im Weinberg und ein Zertifikat mit GPS-Koordinaten seines/ihres Terrassenstücks in den Mühlhäuser Felsengärten, in der Rosswager Halde oder im Vaihinger Schlossweinberg am Kaltenstein. Vier digitale Weinstammtische des Steillagenkollektivs bieten begleitend viele Hintergrundinformationen zum Wein, dessen Herkunft und seinen Erzeugern/-innen. Eine fachkundige Weinbergführung vor dem Herbst vervollständigt das Angebot sowie die Möglichkeit, bei der Lese im Wengert mitzuhelfen.

Nicht zuletzt, gewissermaßen als Naturaldividende, erhält jede/r Teilnehmer/-in vier 6er-Wein-Pakete des Lembergerlands pro Jahr und dazu den Vorzug, die eigens für das Steillagenkollektiv komponierte Cuvée und weitere exklusive Abfüllungen zu erwerben. Die Teilnahme am Steillagenkollektiv ist jährlich kündbar. Verschenkte Mitgliedschaften enden automatisch nach einer Jahresfrist.

Naturnaher Weinbau wird honoriert

Im Gegenzug dazu verpflichten sich die Kollektiv-Wengerter/-innen des Lembergerlands auf den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden zu verzichten und damit die Biodiversität im Weinberg weiter zu fördern. Wir wollen lebendige und schön anzusehende Weinberge. Nach und nach wird der Rebbestand vermehrt durch robuste Reben ersetzt, um die Notwendigkeit gegen Pilzerkrankungen vorzugehen, zu verringern. Dazu verpflichten sich die Kollekitv-Wengerter/-innen, die ökologisch wertvollen Trockenmauern zu erhalten. Dies bedeutet auch, den Fortbestand dieses Biotops für nützliche Insekten und seltene Reptilien und dieser einmaligen Kulturlandschaft. 

Mithilfe des Steillagenkollektivs erhalten die Wengerter/-innen für ihren hohen Aufwand nicht nur einen höheren Auszahlungsbetrag für ihre Trauben, auch die Pflege der Trockenmauern und damit der Kulturlandschaft wird extra honoriert. So erhalten sie vom Kollektiv für die Landschaftspflege bis zu 150 EUR je Terrasse, zusätzlich zu ihrem Traubenertrag. So können die Wengerter/-innen unabhängiger von der Erntemenge arbeiten und nachhaltig wirtschaften. Also mehr Qualität statt Quantität. Das weckt Motivation und das generationenübergreifend. So haben sich bereits einige Söhne und Töchter für die Weiterbewirtschaftung der elterlichen Weinberge entschieden. Das freut Mensch, Natur und Landschaft. 

„Unser Ziel ist es, dass sich Kunden, Mitglieder, Mitarbeiter und alle in der Region mit unserem Tun identifizieren können.“ So Rolf Allmendinger, Vorstandsvorsitzender der Lembergerlandkellerei.

Der Kodex der Kollektiv-Wengerter/-innen

Zum Wohle des Weins, der Artenvielfalt und der Nachhaltigkeit verstehen die Kollektiv-Wengerter/-innen den Weinberg als ganzheitlichen Organismus – ein wertvolles Ökosystem. Deshalb verzichten sie auf: 

  • Herbizide 
  • Insektizide 
  • synthetischen Dünger
  • Bindematerial aus Kunststoff


Zum Erhalt des Ökosystems in der Steillage werden sie 

  • die Trockenmauern pflegen und Instand halten, 
  • robuste Reben pflanzen, 
  • aktive Weinberg-Begrünung, Bepflanzung und Vermehrung standortspeziefischer Beipflanzen und 
  • nachhaltig wirtschaften.


Die Einhaltung des Kodexes wird regelmäßig durch die Lembergerland Kellerei überwacht und bewertet. 

Weitere Informationen zum Zukunftsprojekt „Steillagenkollektiv“ gibt es direkt in der Lembergerland Kellerei bei Christian Kaiser oder Bertram Haak und unter: www.steillagenkollektiv.de
 

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