Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis: Empfindliche Beerchen
In den Regionen, in denen die Blüte bereits stattfand, sollte besonders auf die Vermeidung von Pilzinfektionen geachtet werden, um die jungen Beerchen zu schützen. Wo die Blüte kurz bevorsteht, kann eine lockere und luftige Traubenzone das Auftreten von Fäulnis verhindern.
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Die am Pfingstwochenende gefallenen Niederschläge brachten im Beratungsgebiet (wenn überhaupt) nur eine kleine Erfrischung. Von den verbreiteten Regenmengen im Bereich von 5-15 L/m² profitieren die Begrünungen stärker als die Rebstöcke, bei einzelnen Gewittern wurden lokal begrenzt auch bis zu 30 L/m² gemessen. Abgesehen von einzelnen Schauern in der kommenden Nacht sind in dieser Woche keine weiteren Niederschläge zu erwarten.
Die Höchsttemperaturen bewegen sich aktuell oberhalb der 20°C-Marke bei meist zweistelligen Nachttemperaturen, zum Wochenende hin folgt dann ein Temperaturanstieg auf sommerliche Werte. In frühen Lagen und Sorten wird das Stadium „abgehende Blüte“ in den kommenden Tagen erreicht, die spätesten Lagen beginnen erst mit der Blüte. Grundsätzlich herrschen aktuell für die Rebblüte recht gute Bedingungen und größere Verrieselungserscheinungen sind in diesem Jahr eher nicht zu erwarten.
Auffällig sind die im Vergleich zu den vergangenen Jahren teilweise noch recht kurzen Trieblängen im Blütezeitraum (unter anderem bei Burgundersorten), negative Auswirkungen auf den Blüherfolg sind dadurch jedoch nicht zu erwarten.
Pflanzenschutz
Abgeblühte Gescheine sind sehr empfindlich gegenüber Pilzinfektionen, da die jungen Beerchen noch keinen Schutzbelag erhalten haben. Aufgrund der hohen Infektionsgefahr insbesondere durch Oidium sollten die Spritzabstände in der Blühphase nicht über zehn Tage gezogen werden. Auch pilzwiderstandsfähige Sorten (PiWi´s) sollten im Bereich um die Rebblüte mitbehandelt werden.
Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird die 2,5-fache Basisaufwandmenge empfohlen, sobald in frühen Anlagen die Beerenentwicklung einsetzt sollte der 3-fache Basisaufwand angewendet werden.
Oidium (Echter Mehltau)
In einzelnen Anlagen mit vermehrtem Auftreten von Zeigertrieben (unter anderem Cabernet Dorsa mit Vorjahresbefall), sind inzwischen auch Blatt- und Gescheinsbefall aus Sekundärinfektionen zu beobachten. Dies bestätigt den immens hohen Infektionsdruck. Beobachten Sie ihre Rebanlagen in den kommenden Wochen sehr genau. Insbesondere sollten alle Anlagen mit Vorjahresbefall im Auge behalten werden. Oidiumbefall kann nur effektiv unterdrückt werden, wenn er frühzeitig entdeckt wird! Einen guten Überblick zu den Schadbildern des Echten Mehltaus, aber auch vieler anderer Krankheiten und Schädlingen liefert der nachfolgende Link zur Hochschule Geisenheim:
https://rebschutz.hs-geisenheim.de/schadbilder-wein/schadbilder.php?Auswahl=Erysiphe
Im Mehltaufenster sollten ausnahmslos nur die potentesten Wirkstoffgruppen zum Einsatz kommen. Zur Vorbeugung gegen Resistenzen müssen die Mittelgruppen von Spritzung zu Spritzung konsequent gewechselt werden. Für Behandlungen zum Rebstadium Vollblüte / Abgehende Blüte (BBCH 65-68) bieten sich bevorzugt Produkte wie zum Beispiel Sercadis, Luna Max oder Luna Experience an. (Luna Max sollte nicht zum Einsatz kommen, wenn in der letzten Behandlung ProsperTec/ Spirox verwendet wurde.)
Um diese Behandlung herum kommen die Mittel Dynali, Talendo, oder Prosper Tec/ Spirox zum Einsatz. Der Einsatz beziehungsweise Zusatz von Bicarbonaten (Kumar, Vitisan) ist ab dem Nachblütebereich möglich.
Hinweis: Wer in der Vergangenheit Probleme mit Oidiumbefall hatte, möglicherweise auch nur in bestimmten Weinbergen, sollte bei der anstehenden Spritzung in die abgehende Blüte speziell in diesen Weinbergen dringend jede Gasse befahren. Die optimierte Applikationsqualität in Verbindung mit den genannten Mitteln sollte als wesentliche Grundlage zur Verhinderung von Traubeninfektionen gesehen werden.
Peronospora
Aus immer mehr Gemarkungen wird von vereinzelten Ölflecken berichtet. Die Inkubationszeiten der vergangenen Niederschläge laufen ab dem 10. Juni aus, in der Folge könnten dann in Gemarkungen mit stärkeren Niederschlägen oder bereits vorhandenen Ölflecken neue Befallsstellen auftauchen. Dennoch bleibt der Peronosporadruck gering und ist auch in Anlagen mit vereinzelten Ölflecken bei weitem nicht mit dem Jahr 2021 zu vergleichen.
Die Wetterprognosen für die kommende Woche gehen im Moment noch weit auseinander. Bei weiterhin beständiger Witterung und insbesondere in Anlagen, in denen noch keine Ölflecken aufgetreten sind, reicht weiterhin der Einsatz eines Kontaktmittels wie z.B. Delan WG, Folpan 80 WDG oder Folpan 500 SC aus.
Sollten sich jedoch die Prognosen mit mehrfachem Schauer- und Gewitterrisiko in der kommenden Woche bestätigen, bieten Mittel mit systemischer Wirkstoffverlagerung wie zum Beispiel Profiler (sofern in dieser Saison noch nicht eingesetzt) oder Zorvec Zelavin Bria eine erhöhte Wirkungssicherheit. Mit der Zugabe eines phosphonathaltigen Mittels (zum Beispiel Veriphos, Foshield oder Phosfik) zum Kontaktmittel beziehungsweise dem Einsatz von Delan Pro kann ebenso insbesondere der Neuzuwachs geschützt werden.
Chlorose
Chlorotisch aufgehellte Rebanlagen sind in diesem Jahr häufig zu beobachten, überwiegend steht dies im Zusammenhang mit hohen Vorjahreserträgen. In letztjährig umgestellten Minimalschnittanlagen und lagenweise bei Müller-Thurgau, Burgundersorten und Regent treten die Symptome verstärkt auf. Eisenhaltige Blattdünger sollte über die Blüte hinweg nicht eingesetzt werden, eine Bodendüngung zum Beispiel mittels Tropfbewässerung ist jedoch jederzeit durchführbar. Leichte Chlorosen verwachsen in der Regel auch ohne Behandlung von selbst wieder.
Fäulnisvermeidung / Entblätterung
Für späte Lagen, die jetzt in die Blüte kommen, sind die äußeren Bedingungen optimal. Hier kann je nach Gescheinsansatz und Kompaktheit noch der Einsatz eines Bioregulators erwogen werden. Hierzu gelten weiterhin die Informationen aus der Vorwoche.
Das Schaffen einer lockeren, luftigen Traubenzone gilt als wichtige vorbeugende weinbauliche Maßnahme im Sinne der Taubengesundheit. Eine angepasste Entblätterung der Traubenzone kann unmittelbar nach der Blüte beginnen, für die maschinelle Entblätterung müssen die Laubwände jedoch hoch gewachsen und fest geheftet sein. Mit einer frühen Entblätterung werden die Voraussetzungen geschaffen zur optimalen Anlagerung von Pflanzenschutzmitteln, für die Abhärtung der Beerenoberfläche durch Sonnenlicht und für zügiges Abtrocknen der Trauben nach Niederschlägen.
Junganlagen
In diesem Jahr gepflanzte Junganlagen sind ab circa 20 cm Wuchshöhe ebenfalls mit einem Schutzbelag gegen die Pilzkrankheiten zu behandeln.
Hier genügt ein Kontaktfungizid gegen Peronospora zusammen mit 0,2 Prozent Netzschwefel. Vorzugsweise Mittel sparend mit der Rückenspritze behandeln (einfach konzentrierte Brühe genügt hier).
Mitunter ist in Junganlagen teilweise schon Trockenstress sichtbar. Achten Sie auf die Symptome wie gestreckte Triebspitzen und rollende Blätter. Mit dem Spaten kann man sich einen Überblick über die Bodenfeuchtigkeit im noch flachen Wurzelbereich verschaffen. Warten Sie hier mit notwendigen Bewässerungsmaßnahmen nicht zu lange.
Sonstige Hinweise
Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zu den Themen Anwenderschutz https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/04_Pflanzenschutzmittel/04_Anwender/03_Schutzausruestung/psm_Schutzausruestung_node.html und Bienenschutz- sind zu beachten.
Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegrändern und Böschungen ist nicht zulässig!
Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
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