Rebschutzhinweis Heilbronn: Vor Sonnenbrand schützen
Nicht nur uns, sondern auch die Pflanzen sind vor den Gefahren durch starke Hitze und Sonneneinstrahlung zu schützen. Bei den derzeitigen und noch angesagten heißen Tagen gilt es besonders darauf zu achten, ob die Blätter Sonnenbrandschäden aufzeigen. Ein Tonerdepräparat kann als vorbeugende Maßnahme dienen.
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Allgemeine Situation
Eine Hitzewelle wandert auf uns zu. Nach einem ersten Höhepunkt Mitte der Woche mit Temperaturen um die 30°C - Marke soll es in der kommenden Woche richtig heiß werden. Regional sind Temperaturen um 35°C und darüber möglich. Dies könnte zu stärkeren Sonnenbrandschäden vor allem bei empfindlichen Sorten (zum Beispiel Trollinger, Dornfelder, Riesling, Weißburgunder und Grauburgunder) führen. Bewässerungsmaßnahmen sind auf einigen Standorten bereits im Gange. Dort wo die Möglichkeit besteht, kann sich eine gezielte Bewässerung unmittelbar vor einer Hitzewelle positiv auf mögliche Sonnenbrandschäden auswirken.
Um das Risiko für Sonnenbrandschäden zu minimieren, sollten nun unmittelbar vor den kommenden heißen Tagen keine Entblätterungsmaßnahmen mehr durchgeführt und anstehende Laubschnittarbeiten nach Möglichkeit noch etwas verschoben werden um die Beschattung auszunutzen.
Als vorbeugende Maßnahme gegen Sonnenbrand wurde am DLR Rheinpfalz das Aufbringen eines Tonerdepräparates als physikalischen Sonnenschutz, positiv getestet. Das Produkt Cutisan (Kaolin) kann im Rahmen des Einsatzes als Pflanzenstärkungsmittel hier verwendet werden. Aus Mangel an Versuchsergebnissen und Erfahrungen aus der Praxis kann das Mittel nicht allgemein empfohlen aber versuchsweise auf eigenes Risiko, eventuell auf Teilflächen, getestet werden. Eine Traubenzonenbehandlung genügt. Cutisan ist nicht formuliert. Bei einem Einsatz sollte ein Netzmittel zugegeben werden. Für nähere Informationen bitte beim Hersteller erkundigen.
Ergiebige Niederschläge sind aktuell nicht in Sicht. Jedoch zeigt sich in den meisten älteren Anlagen bis jetzt noch kein kritischer Trockenstress. Allerdings auf trockeneren Standorten und jüngeren Anlagen lässt nun die Vitalität sichtbar nach. Wo nötig kann eine Wassergabe von zehn Liter/ Stock bei Bedarf im Abstand von 14 Tagen durchgeführt werden. Wasserschonende Maßnahmen, wie etwas höheres Mulchen oder Walzen, sind vor allem in flachgründigen Anlagen zu bevorzugen. Tiefgründiges Eingreifen in den Boden kann unerwünschtes mobilisieren von Stickstoff hervorrufen und sollte, zur Vermeidung von Botrytis, nicht mehr durchgeführt werden.
Meldungen von Oidiumbefall kommen immer mal wieder an. Vor allem der Trollinger ist hier verstärkt betroffen. Der Erfolg eventueller Sondermaßnahmen muss in den Tagen nach der Behandlung optisch geprüft werden um gegebenenfalls reagieren zu können. Der Spritzabstand in unkritischen Beständen kann momentan bei zwölf - 14 Tagen liegen. Wartezeiten der eingesetzten Mittel sind zu beachten. Bei sehr hohen Temperaturen sollten die Maßnahmen in die frühen Morgenstunden oder in den späteren Abend gelegt werden. Die Abschlussbehandlung sollte bis spätestens zum ersten Augustwochenende (05./06. August) erfolgt sein. In Junganlagen ohne Ertrag werden Pflanzenschutzmaßnahmen noch bis Anfang September empfohlen, um möglichst lange gesundes und aktives Laub für eine gute Holzreife zu erhalten.
Eventuelle Mitteleinschränkungen der jeweiligen Absatzorganisationen sind gesondert zu beachten.
Pflanzenschutz
Peronospora
Auf vielen Flächen ist kein nennenswerter Peronosporabefall zu finden. Vereinzelte Ölflecken können immer mal wieder gefunden werden. Je nach Spritzrhytmus und örtlichen gewittrigen Niederschlägen, zeigt sich im oberen Bereich der Laubwand teilweise auch mal ein deutlicher Peronosporabefall. Bei geringem Infektionsdruck und vorbeugend vor gemeldeten Niederschlägen genügt ein Kontaktfungizid mit kurzer Wartezeit (zum Beispiel Folpan SC oder Folpan WDG, 35 Tage).
Oidium
In manchen Spritzstrategien wird es so langsam knapp mit dem Resistenzmanagement. Je nach Spritzintervall stehen noch zwei bis drei Behandlungen (inklusive Abschlußbehandlung) an. Wo noch drei Behandlungen anstehen, können die Mittel Dynali oder Talendo nochmal zum Einsatz (jeweils maximal zweimal pro Saison) kommen. Zur Resistenzvermeidung keine Behandlungen mit dem gleichen Mittel direkt nacheinander durchführen. In gesunden Beständen und wenn der Einsatz von Dynali bzw. Talendo bereits ausgereizt wurde, können bei den letzten noch ausstehenden Behandlungen auch die Mittel Vivando oder Kusabi eingesetzt werden. In kritischen Beständen bietet sich ein Zusatz von Bicarbonaten (Kumar oder Vitisan + Haft- und Netzmittel) an. Für die letzten zwei Behandlungen kommen Azole wie zum Beispiel Topas, Systhane*/ Misha* (*Aufbrauchfrist 30. November 2022) oder Sarumo (Zulassung bis ES 79 „Ende Traubenschluß“) zum Einsatz. Alternativ können auch Bicarbonate (z.B. Kumar oder Vitisan + Netz- und Haftmittel) verwendet werden. Vorsicht beim mehrmaligen Einsatz von Bicarbonaten, vor allem bei langanhaltender trockener Witterung.
Der Trollinger kann auch noch etwas länger anfällig bleiben und es wird daher empfohlen in gefährdeten Flächen, zum Beispiel bei Mehltaubefall in der Nachbarschaft, die Spritzabstände weiterhin etwas enger zu halten. Vor allem in Befallsflächen und bei spät reifenden Sorten wie Trollinger und Lemberger ist, insbesondere zum Schutz der Blätter, der Zusatz eines organischen Mehltaumittels bis zur Abschlussbehandlung sinnvoll. Auch Kupfer hat hier einen nicht zu unterschätzenden Effekt auf den Spätbefall mit Oidium.
Bestände weiterhin kontrollieren! Bei sichtbarem Mehltaubefall sollten zeitnah Sonderspritzungen erfolgen. Aufgrund der sehr heißen Temperaturen in der Wetterprognose ist es sinnvoll die vermutlich noch etwas kühleren Tage zum Wochenausgang für Sondermaßnahmen, bevorzugt in den frühen Morgen oder späten Abendstunden, zu nutzen.
Traubenwickler
Der Flug des Bekreuzten Traubenwicklers ist leicht rückläufig, allerdings werden teilweise immer noch recht hohe Fangzahlen festgestellt. Dort wo die letzte Behandlung zehn bis 14 Tage zurückliegt und bei anhaltendem Flug, kann eine zweite Behandlung, mit einem vorzugsweise bienenungefährlichen Mittel, sinnvoll sein. Örtliche Fangzahlen sind zu beachten. Bei Zwei-Stoff-Technik oder separater Anwendung genügt die Behandlung der Traubenzone. Vitimeteo: Vitimeteo- Monitoring (Monitoring\Fallenfang Schädling\BK-TW-Fallenfang)
Botrytis
Die Maßnahme „Traubenteilen“ kann in kompakten Sorten zur Botrytisbekämpfung noch bis zum Weichwerden durchgeführt werden. Diese Maßnahme eignet sich vor allem auch bei stiellähmeanfälligen Sorten durch Abschneiden der Traubenspitze. Zum Zeitpunkt Reifebeginn schließt sich das Fenster für diese Maßnahme, denn mit der Einlagerung von Zucker können Verletzungen an Beeren die Fäulnis begünstigen. Eine gute Belichtung und Belüftung der Traubenzone hat positive Effekte auf pilzliche aber auch tierische Schaderreger wie Ohrwurm und Essigfliegen. (Vorsicht Sonnenbrand - siehe oben) Sobald sich die Trauben verfärben, kann dann wo nötig, bei Entblätterung noch nachgearbeitet werden. Auch mit der Ertragsregulierung durch Entfernen ganzer Trauben kann ab diesem Zeitpunkt begonnen werden. Bevorzugt werden Trauben mit sichtbarem Reiferückstand und an Kurztrieben entfernt.
Sonstiges und Mittelmenge
- Bei anstehenden Behandlungen ist der vierfache Basisaufwand anzuwenden
- Umstrukturierung: Bis spätestens 15. Juli 2022 (Ausschlussfrist) müssen die Pfropfreben/ beziehungsweise Schlauchrechnungen beim zuständigen Landwirtschaftsamt eingegangen sein. Ab 20 Prozent Überbeantragung erfolgen Sanktionen. Für Flächenkorrekturen bitte beim zuständigen Sachbearbeiter des Gemeinsamen Antrages (FIONA) melden. Anträge für Pflanzungen in 2023 sind aktuell noch nicht verfügbar. Antragsfrist ist der 31. August 2022 (vormerken!).
- Eine eventuelle Behandlung stiellähmeempfindlicher Sorten (zum Beispiel Lemberger, Dornfelder, Cabernet Dorsa, Merlot, Cabernet Sauvignon, auch Trollinger und Muskat- Trollinger) mit einem magnesiumhaltigen Blattdünger, wie zum Beispiel Bittersalz (zum Beispiel Epso Top 3 kg/100l Spritzbrühe) oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (zum Beispiel Falnet oder Lebosol Magsoft SC) wird empfohlen diese dann vorzugsweise separat in die Traubenzone durchzuführen. Auf eine gute Benetzung des Traubengerüstes ist zu achten.
- Herbizidmaßnahmen sollten bis spätestens Mitte Juli abgeschlossen werden. Auch hier gibt es Wartezeiten zu beachten. Stockaustriebe vorher unbedingt entfernen. Anwendungsbestimmungen von Glyphosat (Wasserschutzgebiete, Heilquellenschutzgebiet, Naturschutzgebiete) beachten!
- Aufgrund des anhaltenden Fluges der Überträgerzikade der Schwarzholzkrankheit, Brennesselbüsche nicht mulchen oder abmähen, damit diese nicht gezwungen werden, auf die Reben zu fliegen.
- Gerätereinigung niemals in der Nähe von Hofeinläufen. Restbrühe oder Reinigungswasser mit Mittelrückständen darf keinesfalls in die Kanalisation!
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten. Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden: https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau
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