Rebschutzhinweis Heilbronn: Bittere Trockenheitsauswirkungen
Welke Blätter, braune Pflanzen und bittere Trauben: Die anhaltende Trockenheit hat die Rebanlagen weiter fest im Griff. Glücklich können sich jene Winzer schätzen, deren Bodenwasservorräte noch Erleichterung verschaffen. Gleichzeitig hemmt die aktuelle Wetterlage auch die Ausbreitung der Kirschessigfliege.
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Allgemeine Situation
Der extrem heiße und trockene Sommer hat die gesamte Vegetation vieler landwirtschaftlicher Kulturen stark beeinflusst. Auch die Reben leiden zunehmend. In manchen Weinbergen ist die Welke der Trauben bereits irreversibel. Das bedeutet, dass auch noch mögliche Niederschläge in den nächsten Tagen oder Wochen den entstandenen Schaden an den Trauben nicht mehr heilen können. Wo Wasser der begrenzende Faktor für die Entwicklung ist, geht die Reife aktuell entsprechend langsamer vonstatten oder stagniert ganz. Auffällig sind besonders in gestressten Anlagen hohe Unterschiede in Färbung und Entwicklung innerhalb eines Stockes oder gar am Trieb. Die Beeren stark gestresster Reben füllen sich kaum mit Flüssigkeit und bleiben klein, teils sind sie bereits schrumpelig. Diese Trauben sind zur Weinbereitung nicht verwertbar. Sie schmecken sauer und bitter.
Besonders die Monate Juli und August waren extrem. Sowohl was fehlende Niederschläge betrifft als auch die extreme Hitze mit oft zusätzlich austrocknenden Winden. Vor allem junge Ertragsanlagen im Alter bis zu etwa zehn Jahren leiden massiv. Aber auch ältere Rebanlagen mit höherem Ertragspotenzial oder Anlagen auf schlecht wasserhaltenden Böden zeigen Trockenstress. Im Extremfall sind die Blätter verdürrt und ganze Stöcke entlaubt. Allgemein muss man sich dennoch auf vielen Standorten wundern, wie „gut“ die Reben die sommerliche Hitze und außergewöhnliche Trockenheit auch ohne Zusatzbewässerung überstanden haben.
Wo Wasser für Bewässerungszwecke zur Verfügung steht, wird über viele Wochen hinweg mit einem enormen Zusatzaufwand mittels Tropfbewässerung versucht, für die Rebstöcke eine Minimalversorgung an Wasser zur Verfügung zu stellen. Die Erfahrung aus diesem Jahr lehrt wieder einmal, dass besonders in jüngeren Anlagen ein rechtzeitiger Beginn und regelmäßiger Turnus der Wassergaben vonnöten ist, um die Anlagen gut und sicher über eine lange Trockenphase zu bekommen.
Dort wo die Bodenwasservorräte noch gesichert sind bzw. über Bewässerung das Defizit zumindest teilweise ausgeglichen werden konnte, macht die Reife erfreuliche Fortschritte. Mit einem allmählichen Lesebeginn ist aus heutiger Sicht ab dem 05. September zu rechnen. Vorgezogene Ausnahmen sind teils Lese von Sektgrundwein oder von „Neuem Wein“.
Nach wie vor haben die Trauben einen Entwicklungsvorsprung von etwa 14 Tagen und der Gesundheitszustand ist in den meisten Anlagen hervorragend. Nur punktuell spielt der Fraß von Rehen, Vögeln, Wespen, Mäusen oder Ameisen eine Rolle, Gegenmaßnahmen sind bei diesen tierischen Traubenfressern jedoch nur schwer umsetzbar.
Kirschessigfliege
Aufgrund der seither trocken-heißen Witterung ist es nach wie vor ruhig hinsichtlich der Kirschessigfliege. Zudem sind die für eine Vermehrung notwendigen Wirtspflanzen wie Brombeeren und Holunder vielfach schlichtweg vertrocknet. Darüber hinaus ist bei allen Rebsorten die Beerenhaut durch die zurückliegend sehr hohe Strahlung und Trockenheit sehr robust, was die Eiablage der KEF Weibchen auch bei gefährdeten Rebsorten zusätzlich erschwert.
Im Rahmen des KEF Monitorings wurde bisher landesweit keine nennenswerte Eiablage registriert. Einen tagesaktuellen Überblick erhalten Sie über die Plattform Vitimeteo-Monitoring: https://www.vitimeteo.de/ (→ Monitoring → bei Klasse „Probe/Bonitur“ die Gruppe „Schädling“ auswählen → Objekt „KEF Eiablage Probe“ auswählen).
Die aktuelle KEF Situation wurde am 24. August auch im Rahmen der KEF-Arbeitsgruppe des Weinbauverbandes diskutiert. Als Ergebnis kann festgehalten werden: Ein schneller und kritischer Populationsaufbau gilt auch bei kühlerer Witterung in der kommenden Woche als unwahrscheinlich. Somit ist die Gefahr für den Weinbau in diesem Jahr als sehr gering einzustufen. Rein vorbeugende direkte Pflanzenschutzbehandlungen gegen KEF sind nicht zielführend und sinnlos! Frühe Sorten wie zum Beispiel Acolon, Dornfelder, Regent und Cabernet Dorsa hätten die Lesereife erreicht, wenn es tatsächlich noch kritisch werden sollte. Nur bei sich massiv ändernder Wetterlage besteht theoretisch noch eine Restgefahr für die gefährdeten Spätsorten, also in erster Linie die Rebsorte Trollinger. Aktuell deutet jedoch nichts darauf hin. Sollte sich an der Situation etwas ändern, wird wieder informiert.
Weitere Informationen zur KEF entnehmen Sie bitte dem aktuellen Merkblatt mit den Empfehlungen zur Kirschessigfliege im Weinbau.
Termine
- Der letzte Abgabetermin des Umstrukturierungsantrags für Rebpflanzungen beziehungsweise Tropfbewässerung ist der 31. August 2022. Bis dorthin müssen die Anträge am zuständigen Landwirtschaftsamt eingegangen sein.
- Ab Mitte Oktober beginnt in Heilbronn ein Sachkundekurs Pflanzenschutz. Wer Interesse daran hat, sollte sich bei folgender Adresse melden: Lothar.Neumann@Landratsamt-Heilbronn.de
- Der Weinbauverband Württemberg bietet in Zusammenarbeit mit Rebe & Wein am 07. September 2022 um 19 Uhr ein Online-Seminar zum Thema „Oenologie – Herausforderungen des Jahrgangs 2022“ an. Anmeldung ist über die Ulmer-Akademie erforderlich. Referent ist Simon Bachmann vom Kellerteam der LVWO Weinsberg
- Achtung! Bei Lese mit dem Vollernter ZWINGEND ALLE Wespen-Fangflaschen zuvor abhängen!!!
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten.
Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden:
https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau.
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