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Deutschland

Querterrassierung als Strategie für zukunftsfähigen Steillagenweinbau

Welche Vorteile haben Winzer von Querterrassierung, wie profitiert die Natur davon, welche ökonomischen Auswirkungen hat eine hangparallele Zeilenanlage und wie sieht die Zukunft der Steillagen aus? Forschende der Institute für allgemeinen und ökologischen Weinbau sowie angewandte Ökologie der Hochschule Geisenheim stellten Anfang September gemeinsam mit ihren Praxispartnern die Ergebnisse des Projekts BioQuiS aus Forschung und Transfer im Bereich der Querterrassierung im Steillagenweinbau vor.

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Steillagen bieten besondere Herausforderungen der Bewirtschaftung.
Steillagen bieten besondere Herausforderungen der Bewirtschaftung.Pixabay
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„Die vereinfachte Bewirtschaftung durch hangparallele Gassen ist ein großer Vorteil, der sich betriebswirtschaftlich rechnen kann“, betonte Manfred Stoll, Professor für allgemeinen Weinbau der Hochschule Geisenheim, im Rahmen der Abschlussveranstaltung des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekts BioQuiS. Das Projektteam zeigte die Vorteile moderner Terrassenweinberge auf: Sehr eindrücklich sei der stark verbesserte Erosionsschutz, auch angesichts von Extremregenereignissen wie denen der jüngsten Vergangenheit, so Stoll. Bemerkenswerte Unterschiede zwischen Querterrassen- und Falllinien-Anlagen mit Blick auf deren Mikroklima, Beereninhaltsstoffe und die Beerengesundheit konnte Doktorand Timo Strack in seinen Untersuchungen feststellen. Beispielsweise sei die Sonnenbrandgefahr für Beeren in querterrassierten Anlagen deutlich geringer.

Rahmenbedingungen müssen passen

Ergänzend zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen teilten die drei Praxispartner des Projekts, die Hessischen Staatsweingüter mit der Domäne Assmannshausen, die Weingüter Laquai aus Lorch und Ratzenberger aus Bacharach, ihre Erfahrungen: Gilbert Laquai, der als erster Winzer im Mittelrheintal schon 2008 großflächig Terrassenweinberge angelegt hatte, gab konkrete Empfehlungen zur Planung und Umsetzung von Querterrassierung und erläuterte, unter welchen Bedingungen sich die Querterrassierung lohne. Staatliche Förderung und die Einbindung in Flurbereinigungsverfahren seien dabei wichtige Eckpunkte, zu denen Experten des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement und des Dezernats Weinbau des RP Darmstadt den Teilnehmenden Auskunft gaben.

Um die Ecke denken

Für den Erhalt und die Entwicklung der Biodiversität böten Querterrassen große Potenziale, so das Projektteam: Die mit heimischer Vegetation begrünten und fachgerecht gepflegten Terrassenböschungen bildeten großflächig wertvolle Lebensräume, beispielsweise für Insekten. „Besonders bewährt hat sich regionales Saatgut, das als Nassansaat auf die Böschungen aufgebracht wird“, so Doktorandin Vera Wersebeckmann.

Ilona Leyer, Professorin für Biodiversität und Ökosystemfunktionen an der Hochschule Geisenheim, resümierte, dass bei querterrassierten Weinbergen wirtschaftliche und ökologische Vorteile zusammenkämen. Dies helfe, den Steillagenweinbau anders zu denken und zukunftsfähig zu gestalten. Allerdings seien damit nicht alle Hürden genommen und Probleme gelöst.

Lohnt sich der Mehraufwand?

Intensiv wurde über das Thema Wasser diskutiert. Einig waren sich die Teilnehmenden, dass der Trockenstress durch die zunehmend heißen und trockenen Sommer die größte zukünftige Herausforderung im Steillagenweinbau darstellen wird – unabhängig von der Anlageart. Ein weiterer Diskussionspunkt: Der im Vergleich zu den Flachlagen größere Aufwand bei der Bewirtschaftung spiegele sich nicht im Verkaufserlös wider. Ob hier durch Sensibilisierung der Verbraucher im Hinblick auf Ressourcenschutz und Biodiversität sowie ein besseres Marketing Abhilfe geschaffen werden kann, wurde kontrovers diskutiert.    

Um den regionalen Weinbau und die von ihm geprägte Kulturlandschaft zukunftsfähig zu gestalten, werde man mit den Akteuren des Weinbaus, der Kommunen und des Naturschutzes auch nach Beendigung des Projektes im Dialog bleiben, betonen Ilona Leyer und Manfred Stoll unisono.

1 Kommentare
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  • User_MTgxMjc3NQ 30.09.2022 09:18
    Hallo Ich bin Brunner Josef Weinbauer im Eisacktal (Südtirol Italien). Ich bewirtschafte mit meiner Familie 6.5 ha Weinbau und 2.6 ha Obstbau in extremer Steillage (zum Teil mehr als 70 % Steigung). Wir haben alles Querterrassiert und somit auch befahrbar gemacht. Bei uns ist es üblich dass wir alle Anlagen querterrassiern. Da ich euren Artikel gelesen habe wollte ich hiermit sagen, dass laut unserer Erfahrung die Querterrassierung viele Vorteile bringt.Also so wie es im Artikel steht kann ich nur bestätigen. Bei uns hat der Südtiroler Beratungsring für Obst und Weinbau eine tolle Broschüre zur Erstellung von Neuanlagen im Steilhang herausgebracht. Dort gibt es viele praktische Tipps mit Kostenberechnungen. Also eine empfehlenswerte Broschüre. Wollte dies nur mal so mitteilen, dass vielleicht mehr Winzer die Vorteile der Querterrassierung erkennen und somit die Steillagen auch in Zukunft wirtschaftlich bewirtschaftet werden können. Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung Grüße aus Südtirol Brunner Josef
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