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Württemberg

Ausgezeichnete Weinqualitäten, Weinpreise im Keller

Der Weinbauverband Württemberg informiert auf der Jahrespressekonferenzüber das Spannungsfeld der Betriebe zwischen gleichzeitig sehr gutenWeinqualitäten und einem schwierigen Weinmarkt. Die erzielten Preisanpassungen deckennicht einmal die Kostensteigerungen für landwirtschaftliche Produktionsgüter. WeiterePreiserhöhungen sind unerlässlich.

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Weinliebhaber wird es freuen: Ungeachtet der Herausforderungen des Klimawandels sind die Weinqualitäten aus Württemberg seit Jahren ausgezeichnet. Trotz des trockenen Sommers übertreffen die bereits verfügbaren oder im Keller reifenden 2022er Weine die Erwartungen der Erzeuger. Dennoch ist die Stimmung unter den Weingärtnern teilweise getrübt, da das hohe Qualitätsbestreben häufig nicht durch die Kunden honoriert wird. Während einige landwirtschaftliche Güter in den vergangenen Monaten überdurchschnittliche Preissteigerungen erlebten, stiegen die Weinpreise weniger stark als der allgemeine Verbraucherpreisindex. In Kombination mit massiven Preissteigerungen für Energie, landwirtschaftliche Produktionsgüter und Lohnkosten für die Handarbeit in den Weingärten führt dies zu einem erheblichen Kostendruck für gleichermaßen die Vermarktungs- und Erzeugungsbetriebe.

Kostensteigerungen

Als Beispiel nannte Weinbaupräsident Hermann Hohl die Steigerung für die Neuanlage von Weingärten. Im Vergleich zu vor fünf Jahren müssen Weingärtner in 2023 für die Neubepflanzung eines Hektars Rebfläche rund 34 Prozent und mittlerweile deutlich über 55.000 Euro aufwenden. Der allgemein hohe Kostendruck bei gleichzeitig häufig niedrigen Erlösen hat Auswirkungen auf die Betriebe. Hohl geht davon aus, dass in den kommenden Jahren vor allem topographisch bedingt schwierig zu bewirtschaftende Weinberge aufgegeben werden. Der Verband prüft daher derzeit unter anderem den Einsatz von Freiflächen-Photovoltaik in Randgebieten des Weinbaus. Die Anlagen könnten im Sinne der Diversifizierung das Einkommen der Betriebe sichern, phytosanitären Problemen auf den Nachbargrundstücken vorbeugen und die zusammenhängenden Weinbergsflächen in den Kerngebieten erhalten.

Investitionen in die Weinberge sind für viele Betriebe derzeitig schwierig umzusetzen, jedoch zukunftsweisend. Der Weinbauverband hatte daher unlängst eine Unterstützung bei der Neuanlage von Weingärten mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten gefordert. Die jungen und innovativen Betriebsinhaber Württembergs setzen verstärkt auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise im Traubenanbau, dem Weinausbau und der Vermarktung. Neue Rebsorten und damit einhergehend eine Optimierung des Pflanzenschutzmanagements sind für viele Betriebe einwichtiger Bestandteil der strategischen Ausrichtung.

Förderung einer echten Mehrgefahrenversicherung

Um die Weingärtner vor den Auswirkungen der zunehmenden extremen Witterungen zu schützen, forderte Weinbaupräsident Hohl mittelfristig die Förderung einer echten Mehrgefahrenversicherung. Die durch die Gesellschaft verschuldeten Auswirkungen des Klimawandels dürfen nicht zu Lasten der Weinbaubetriebe gehen. Vorhandene Landesförderprogramme beinhalten nur Schäden durch Starkregen, Wind und Frost. Vor allem aber die Folgen von Hagel und extremer Trockenheit führen bereits heute punktuell zu kompletten Ernteausfällen. Die Idee des Weinbauverbandes ist keine neue: In Bayern wurde die Förderung einer Mehrgefahrenversicherung in diesem Jahr im Sinne der betrieblichen Risikostreuung eingeführt.

Verbraucher greifen zu Alternativen aus dem Ausland

Auf dem Weinmarkt ist festzustellen, dass im vergangenen Jahr Verbraucher verstärkt zu günstigen ausländischen Alternativen im Weinregal griffen. In Frage stellt der Weinbauverband die Produktionsbedingungen der Konkurrenz aus dem Ausland. Die Rebsortenvielfalt und die Kompetenz der heimischen Erzeuger ermöglichen es Verbrauchern, für jeden Anlass den passenden Wein zu finden. Alkoholfreie Varianten sind in vielen Betrieben bereits erhältlich und zeigen die Innovationskraft der Württemberger Weinwirtschaft.

Hohl appelliert an alle Weinkonsumenten, dass das Handwerk Weinbau in Württemberg dauerhaft nur durch ein entsprechendes Kaufverhalten und damit einhergehend deutliche Weinpreissteigerungen erhalten werden kann. Auch der Handel und seine Preispolitik sind in der Pflicht. „Der Lebensmittelhandel stranguliert den Weinbau in Württemberg durch die Listung von Billigweinen aus überwiegend Drittländern und forciert damit indirekt die Aufgabe vieler Weinbaubetriebe mit den entsprechenden negativen Folgen für die Kulturlandschaft“, konstatiert Weinbaupräsident Hohl. „Traubenanbau in Württemberg erfolgt unter der Einhaltung höchster Qualitäts- und Umweltstandards und fördert die Biodiversität. Das auf Kompromissen zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Politik beruhende Biodiversitätsstärkungsgesetz sollte als Vorlage für die bundesweite und europäische Landwirtschaftspolitik gelten“, fasst der Weinbaupräsident die Vorreiterrolle des Weinbaugebietes zusammen. Der Weinbauverband bekennt sich zu den Zielen des Biodiversitätsstärkungsgesetzes, das unter anderem die Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und die Ausweitung von Blühstreifen in den Weinbergen beinhaltet.

Anzahl der Kleinbetriebe im Nebenerwerb weiterhin rückläufig

Magdalena Dreisiebner, verantwortlich für die Qualitätsprüfung und Weinmarktverwaltung an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg (LVWO), berichtet über den anhaltenden Strukturwandel in den Strukturen Württembergs. Kleinere Betriebe, insbesondere mit einer Rebfläche kleiner einem Hektar geben zunehmend den aktiven Weinbau auf. Der Großteil der Fläche wird von Betrieben mit über zehn Hektar Rebfläche übernommen. Dies spiegelt den allgemeinen Strukturwandel in der Landwirtschaft wider. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Gesamtrebfläche Württembergs um rund 110 Hektar ab.

Die flächenmäßig bedeutendste Rebsorte ist unverändert Riesling, der auf rund 2100 Hektar angebaut wird. Bei den Neuanpflanzungen war die qualitativ hochwertige Rebsorte auch weiterhin am stärksten berücksichtigt worden, gefolgt vom Grauburgunder. Vor allem aber pilzwiderstandsfähige Rebsorten erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit bei Württembergs Weingärtnern. Mittlerweile über 200 Hektar „Piwis“ werden in Württemberg angebaut. Dies entspricht einer Steigerung von annähernd 90 Prozent in den vergangenen sieben Jahren.

Ein weiterer Trend der vergangenen Jahre war die rückläufige Zahl der geprüften Menge an Prädikatsweinen zu Gunsten der Qualitätsweine. Die Weingärtner setzen sich mit dem neuen Weinbezeichnungsrecht auseinander und stellen nach und nach ihre Sortimente auf die neue Qualitätspyramide um.

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