Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Franken

Sebastian-Englerth-Preis für Paul Fürst

Paul Fürst aus Bürgstadt am Main wurde kürzlich mit dem Sebastian-Englerth-Preis 2023 des Verbandes Ehemaliger Veitshöchheimer e.V. (VEV) ausgezeichnet. Hier lesen Sie die Laudatio des 1. Vorsitzenden Reimund Stumpf anlässlich der Verleihung am Freitag, den 16. Juni 2023 in Veitshöchheim.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Reimund Stumpf zusammen mit dem Ehepaar Paul und Monika Fürst (von links).
Reimund Stumpf zusammen mit dem Ehepaar Paul und Monika Fürst (von links).Wolfgang Graf/VEV
Artikel teilen:

Sehr geehrter Herr Fürst, lieber Paul,
sehr geehrte Frau Fürst, liebe Monika,

seit nun mehr acht Jahren verleiht der VEV den Sebastian-Englerth-Preis an ehemalige Veitshöchheimer Studierende, an Persönlichkeiten und Mitglieder, die durch ihr Lebenswerk, durch ihr Engagement und vor allen Dingen durch ihre Leidenschaft Besonderes und Herausragendes für den fränkischen Weinbau, für den Gartenbau oder für den Garten- und Landschaftsbau leisten bzw. geleistet haben. 

Lieber Paul, du zählst seit langem zu diesen Persönlichkeiten! Du hast wie kein anderer deine Heimat Bürgstadt, den Untermain und mit deinen Weinen ganz Franken in der Welt bekannt gemacht. Du wurdest auch als „Der fränkische König des Rotweins“ beschrieben, so die Fachzeitschrift „Rebe & Wein“ im April 2020. 

Sehr geehrte Damen und Herren,

gestatten Sie mir, das berufliche Leben unseres Preisträgers nachzuzeichnen. Paul Fürst ist in Bürgstadt am Main aufgewachsen, in einem kleinen, typisch fränkischen Familienbetrieb mit kleiner Landwirtschaft, Viehhaltung, etwas Weinbau und Heckenwirtschaft. Nach der Winzerlehre hier an der Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim begann er sein Weinbaustudium in Geisenheim. Durch den frühen Tod seines Vaters musste er mit 21 Jahren sein Studium abbrechen und in den elterlichen Betrieb zurückkehren. 

Schon während seines Schulbesuches an der Staatlichen Technikerschule für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim1976/77 begann seine Spezialisierung auf den Weinbau, damals mit zwei Hektar. Weil es zu Hause am Untermain schon immer um den Spätburgunder-Anbau ging, pflegte er einen intensiven Austausch zu nationalen und internationalen Pinot Noir Winzern, wie „Heger“ in Baden und „Gantenbein“ in Graubünden/Schweiz. Sein großes Weinvorbild war damals schon das „Burgund“ und seine Burgunderreben. Trotzdem hat er nie den fränkischen Silvaner und den Riesling aus den Augen verloren. 

Paul Fürst war damals der Motor der Weinbergs-Flurneuordnung in Bürgstadt, denn der Weinbau wäre ohne Flurbereinigung damals zum Erliegen gekommen. Seiner Zeit voraus begann er Weine im kleinen Holzfass auszubauen, was zu dieser Zeit von der amtlichen Qualitätsweinprüfung noch nicht verstanden wurde. Bald jedoch wurden sie hochgelobt und erzielten die höchsten Weinpreise für Fränkische Rotweine. Sie eroberten die Weinkarten der besten Restaurants in Deutschland. 1979 wurde der Betrieb in den Centgrafenberg ausgesiedelt, Holzfass und Barrique-Keller gebaut, um dem wachsenden Betrieb Raum und Zukunftsfähigkeit zu geben. Mit Akribie und Fleiß entwickelte Paul Fürst nicht nur sein Weingut, er übernahm auch den Vorsitz des Weinbauvereins und wurde zum Motor der Entwicklung des Bürgstadter Weinbaues. Sein Wirken hatte Strahlkraft. 

So wurde er Mitglied im Vorstand des VDP Deutschland und später auch 1. Vorsitzender des VDP Franken. 2003 kürte der internationale Weinführer „Gault Milleau“ Paul Fürst zum Winzer des Jahres! Mit unendlich vielen Auszeichnungen zählt er heute zu den zehn besten Pinot Noir-Erzeugern der Welt. Er engagierte sich immer für die Berufsausbildung: Unzählige Auszubildende und Praktikanten haben von seinem traditionellen, akribischen Handwerk profitiert. Dabei hat er sich auch mit Kritik an der eigenen Branche nicht zurückgehalten. Wenn er Fehlentwicklungen erkannte, hat er sie benannt. 

Er war Initiator und Namensgeber des Weinkonzeptes „Churfranken“, das zur Entwicklung einer weintouristischen Destination zwischen Spessart und Odenwald wurde. Als ein Meilenstein erwies sich seine Übernahme von alten, denkmalgeschützten Weinbergsterrassen am Klingenberger Schlossberg, die er rekultivierte, Trockenmauern Instand setzte und mit Spätburgunderreben bepflanzte. Die langjährige Mitwirkung im Arbeitskreis „Terrassenweinbau“ zur Erhaltung und Förderung der Terrassenanlagen in Erlenbach/Klingenberg und Großheubach war die logische Konsequenz. 

Mittlerweile war das Weingut „Rudolf Fürst“ auf rund 20 Hektar Rebfläche gewachsen, was eine architektonische Modernisierung und Erweiterung der Kellereigebäude notwendig machte. Bei all diesem erfolgreichen Wirken in der heimischen Weinwirtschaft gab es für Paul Fürst auch Rückschläge. So musste er sich in Folge einer schweren Erkrankung aus vielen verantwortungsvollen Positionen, wie auch dem 1. Vorsitz im VDP Franken, zurückziehen. Im Jahre 2018, nach rund 45 Jahren Aufbauleistung in allen Richtungen der Weinwirtschaft und des eigenen Weingutes, war nun für ihn und seine Frau Monika die Zeit gekommen, den Betrieb und damit die Verantwortung an seinen Sohn Sebastian Fürst weiterzugeben. 

Paul Fürst steht wie keine andere Persönlichkeit in Franken für die komplementäre Entwicklung eines Spitzenbetriebes mit seiner Gemeinde. Ohne ihn würde Bürgstadt nicht auf der „Wein“-Landkarte Deutschlands stehen, ohne ihn hätten viele Bürgstädter Weinbaubetriebe in seinem großen Windschatten diese Entwicklung nicht nehmen können. Dabei blieb er immer geerdet als Vordenker und Brückenbauer mit großer sozialer Kompetenz. 

Das Weinmagazin „Falstaff“ schreibt im Jahr 2020: Paul Fürst ist eine Schlüsselfigur des deutschen Weinwunders der vergangenen 30 Jahre. Dabei war er immer ein Mannschaftsspieler und ist es bis zum heutigen Tag. „Ein Star ohne Allüren!“ - Herzlichen Glückwunsch!

Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren