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Württemberg | 200-Jahr-Jubiläum

Nichts an einem Feste ohne wohlgeputzte Gäste

Seit zwei Jahrhunderten besteht der Weinbauverband Württemberg (WVW) – so lang wie sonstkeiner in der Republik. Wir waren zur Geburtstagsgala eingeladen und schildern für alle, die nicht auf der Gästeliste standen, die stärksten Eindrücke von der Jubiläumsfeier.

von Nicole Mieding Quelle Nicole Mieding | WVW erschienen am 31.07.2025
Geburtstagsempfang im Schloss Monrepos. Der Jubilar: Württembergs Weinbauverband – den kurzen Spaziergang vom Schlosshotel schafften die Gäste weitgehend trockenen Fußes. © Nicole Mieding
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Vor 200 Jahren initiierte König Wilhelm I. von Württemberg die Gründung der „Gesellschaft  für die Weinverbesserung in Württemberg“, Anlass war eine Branchenkrise. Lässt sich aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen? Beim Jubiläum des Verbands  ging es um Strukturwandel, ums Ärmelhochkrempeln und den womöglich lehrreichen Blick zurück. 

Feiern trotz Krise – ein 200. Geburtstag lässt sich ja schließlich nicht einfach ignorieren.

Jubelgesänge mögen die WVW-Verantwortlichen nicht anstimmen. Zu drückend ist die Lage vieler Mitglieder, Anzeichen einer Trendwende sind derzeit nicht in Sicht. Das will auch beim Festakt niemand schönreden. Von allen Rednern schallen Aufrufe zum Handeln. Adressat sind in der Regel die anderen.  

Geschenkt: ein Haufenguter Ratschläge.

Der Präsident des Deutschen Weinbauverbands, Klaus Schneider, begrüßt die ebenfalls angereiste neue Chefin des Deutschen Weininstituts, Melanie Broyé-Engelkes, und baut auf „frischen Wind, Freude am Genuss und Ihr Marketing-Know-how“. „Herr Minister, es gibt sehr viel zu tun in Ihrem Bereich“, nimmt Herzog Michael von Württemberg den Agrarminister des Landes, Peter Hauk, in die Pflicht. Der wiederum findet „nicht alles ist politisch lösbar, einiges müssen auch die Winzerinnen und Winzer in die Hand nehmen“ und ruft die Bürger zum Erhalt der Kulturlandschaft durch Trinken auf. Obgleich er einen Arg mit ihnen teilt: Der typische Trollinger schmeckt ihm nicht. WVW-Präsident Dietrich Rembold, zur Feier erst seit 150 Tagen im Amt, will Bilanz ziehen, die Dinge hinterfragen, lobt das Engagement der Mitglieder, kündigt einen „Winter der Entscheidungen“ an und betont: „Sie sind der Verband!“.

Wir sind in Baden-Württem­berg Exportweltmeister in allen Bereichen – im Weinbau liegen wir bei unter 1 Prozent. Peter Hauk, Agrarminister Baden-Württemberg

Anekdotischer Rückblick – was war, dass es so kam?

Kein deutscher Weinbauverband ist älter als der Württembergs, da lohnt ein Blick zurück. Den wirft Dr. Eberhard Fritz, Historiker und Archivar des Hauses Württemberg, in seiner anekdotischen Festrede über 200 Jahre Verbandsgeschichte. Er tröstet ein bisschen, denn früher ging’s den Weinbauern nicht besser. Am 23. Januar 1825 wurde die „Gesellschaft für die Weinverbesserung in Württemberg“  in Bad Cannstatt gegründet. Denn nach 30-jährigem Krieg, französischer Belagerung und einem „Jahr ohne Sommer“ befand sich der einst weithin und hoch gehandelte „Neckerwein“ arg in Schieflage. Auf Geheiß des  Königs Wilhelm I. von Württemberg sollte die neue Gesellschaft „die Gebrechen“, an denen der Weinbau litt, erforschen und beseitigen. Positiv gedeutet, ist Krise beim WVW also gewissermaßen Kernkompetenz.

Die Location: Lustschloss der württembergischen Herzöge und Könige.

Wo, wenn nicht hier? Herzog Michael von Württemberg, Oberhaupt des Hauses Württemberg, ranghöchster deutscher Weinadeliger, Leiter des Weinguts Herzog von Württemberg, zudem Hausherr der Domäne Monrepos, zu der neben Weingut auch Schlosshotel und das barocke Seeschloss gehört, öffnete zum historischen Anlass die Schlosstür. Und das, obwohl die aufgrund anstehender Sanierung fürs Volk schon geschlossen ist. So feiern die Geburtstagsgäste in historischem Ambiente mit romantischem Blick auf den See; eine Sommerbrise durchweht den Saal und lässt beinahe Leichtigkeit aufkommen – zumal die Kleiderordnung dank zuvor anhaltender Hitze auf ein lässiges „Business casual“ herabgestuft wurde. Die Wege sind kurz, die Gespräche angenehm lang, ein angemessen heiterer Abend, der von lockerem Austausch und zwanglosem Miteinander lebt. Ganz, wie sich’s für eine Geburtstagsparty gehört.

Gute Dinge entstehen selten von allein, sondern weil einer mehr tut, als er muss. WVW-Präsident Dietrich Rembold

Würdigung für Weitsicht: ein Moment echter Melancholie.

Besonders zu Herzen geht ein Moment: Als sich WVW und der Bürgerverein Heilbronn bei Hermann Hohls Witwe Heidrun für lebenslangen Einsatz ihres Gatten zugunsten Württembergs Wengertern bedanken, stehen selbst den Tapfersten im Saal Tränen in den Augen. An den langjährigen Weinbaupräsidenten wird fortan ein Ausguck im Rebberg mit besonderer Weitsicht erinnern – die ist auch seinen Amtsnachfolgern zu wünschen.

Woher, wohin?

In unserer Septemberausgabe ziehen wir mit Dietrich Rembold Bilanz: Wo steht der WVW aktuell – und wo soll er hin?

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